50 Jahre Bob Dylan als „Recording Artist“

Vor 50 Jahren, am 19. März 1962 erschien Bob Dylans Debütalbum „Bob Dylan“. Und Medienberichten zufolge macht er zum Jubiläum seinen Afficionados und sich selbst das schönste Geschenk: Sein 35. Studioalbum!

Zusammen mit seiner Tourband und „Los Lobos“-Frontmann David Hidalgo war er Anfang des Jahres im Studio. Hidalgo zufolge soll der bereits auf „Together Through Life“ eingeschlagene musiklaische Weg zum „Tex-Mex“ weiter verfolgt worden sein. So spielte der „Los Lobos“-Mann bei den Aufnahmen traditionelle mexikanische Musikinstrumente. Wir sind gespannt. Wann das Album erscheint, und wie es heißen wird, ist noch unbekannt.

Dylan als Recording Artist ist auch die immerwährende Geschichte des kreativen Prozesses im Studio und dem „work in progress“. Aus den Mittsechziger Jahren wissen wir, wie Dylan nur mit Songideen und Textfragmenten ins Studio kam und die Platte entwickelt wurde. Er schrieb die Texte während der Aufnahmepausen und auch das musikalische Konzept eines Albums entstand vor Ort. Zum Teil wechselten die Musiker unter Anleitung Dylans munter ihre Instrumente. Gleichzeitig wurde für jedes Stück höchstens drei Takes eingespielt. Dylan ist nämlich alles anderes als Proben- und Übungsbegeistert. Und auch in den 70er Jahren änderte sich das kaum. So verriet uns die große Emmylou Harris im Gespräch, dass er bei den Aufnahmen zu „Desire“ einfach die Leute, ohne viel zu erklären, hätte losspielen lassen.

Diese Art der Albumproduktion gerät in den 80ern dann in die Krise, als Dylan seine künstlerische Sicherheit und Orientierung verloren hat. Die besten Songs der Sessions verpassen regelmäßig die Aufnahme auf die Platte. „Foot Of Pride“, „The Groom Still Waiting At The Altar”, Carribean Winds” und natürlich “Blind Willie McTell” schaffen es nicht auf “Shot Of Love” und “Infidels”. „Empire Burlesque“ wird durch Überproduktion aus Angst vor dem musikalischen Zeitgeist massakriert. Der beste Song „Dark Eyes“ ist ein Dylan-Solovortrag mit Akustikgitarre und Mundharmonika. Erst Daniel Lanois gelingt es 1989 als Produzent von „Oh Mercy“, wieder dem Ganzen eine Form zu geben. In den 90ern verlässt sich Dylan bei seinen Soloakustikalben „Good As I BeBeen To You“ erst einmal auf sich selbst, ehe ihm 1997 wieder mit Hilfe von Lanois ein rauschendes Comeback mit „Time Out Of Mind“ gelingt.

In den 2000er Jahren fühlt sich Dylan dann endlich wieder stark genug, um den kreativen Prozess der Plattenaufnahme selbst zu leiten. Wie schon auf der Bühne zu beobachten, ist auch im Studio aus der launischen Diva ein akribischer Arbeiter geworden. Seinem Produzenten-Alter Ego „Jack Frost“ gelingen mit „Love And Theft“ sowie „Modern Times“ triumphale Erfolge. Dylan scheint – so kann man auch die Hidalgo-Berichte deuten – die richtige Balance im Studio zwischen kreativer Unruhe und verbindlichem Arbeiten gefunden zu haben.

Gratulation zum 50sten, Mr. Recording Artist Bob Dylan!

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