Wer am 30.12.2014 beim Zappen über die Sendung „hallo Hessen“ im hessischen Fernsehen gestolpert ist (sie ist noch ein paar Tage in der Mediathek verfügbar), dürfte ein wenig überrascht gewesen sein. Was dort zu sehen war würde man eher bei einem Sender wie Astro-TV erwarten: Eine völlig unkritische Selbstdarstellung eines selbsternannten Handlesers, Pendlers und Wahrsagers, dem der Hessische Rundfunk auf Kosten der Gebührenzahler eine über 40-minütige Werbeveranstaltung ermöglichte. Kritische Rückfragen? Fehlanzeige! Und die Reaktion auf kritische Stimmen auf Facebook spricht auch Bände:
Das „Augenzwinkern“ war nirgends zu sehen, stattdessen Werbung pur mit einem vermeintlich „sensationellen“ Prognosetreffer (siehe Update unten) des Wahrsagers – für einen öffentlich-rechtlichen Sender mit Bildungsauftrag war das ein absolutes Armutszeugnis, und beim HR nicht das erste Mal.
Beibt die Frage ob der HR diesem Menschen auch noch eine Gage gezahlt hat? Ich befürchte ja, dass die das getan haben – und damit die Gebührenzahler auf deren eigene Kosten veralbert. Wieviele auf diesen lächerlichen Unsinn hereingefallen sind möchte ich gar nicht wissen – für den Wahrsager ist es auf jeden Fall ein lukratives Geschäft: 20 Euro nimmt der für eine „Kurzberatung“, 100 Euro für eine Stunde Gelaber – und natürlich wirbt er im Internet gerne mit diesen Auftritten. Dass der Mann nicht mehr als schwammiges Gelaber drauf hat konnte man in der Sendung übrigens sehr gut überprüfen …
Zum sensationellen Prognosetreffer:
Der Handleser/Pendler-Schwurbifex hatte einer Teilnehmerin an der Vorjahressendung (einer Frankfurter Konditorin) kommenden Kindersegen prognostiziert, und tatsächlich, im August wurde der Dame ein Kindlein geboren. Komisch ist dabei natürlich, dass die Frau zum Zeitpunkt der Sendung so etwa in der 8. Schwangerschaftswoche gewesen sein muss (wenn es denn keine Frühgeburt war) und ihr die Schwangerschaft schon „irgendwie“ hätte auffallen müssen („ihre Tage“ dürfte sie ja schon 2 mal nicht gehabt haben). So ist die Darstellung des hr nicht nur eine lächerliche Esoterikwerbung, mit dem nach dem Duktus der Sendung quasi selbst recherchierten Trefferbeispiel wird der Fernsehzuschauer schlicht und einfach betrogen!
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„Beibt die Frage ob der HR diesem Menschen auch noch eine Gage gezahlt hat?“
Höchstwahrscheinlich nicht, aber für solche Sendungen werden dem Gast vom hr üblicherweise Reisekosten erstattet, wenn er es wünscht (und belegt).
Aufwandsentschädigung ÖR ~ 150 Euro. Aber bei dieser speziellen Konstellation kann man sich auch ganz, ganz andere Modelle vorstellen…
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