Schwimm, Bitch!

Dieser Befehl erklingt aus den Tiefen meines Daseins, wenn ich wieder einmal von Emotionen überrollt werde. Und das passiert mir so ca. 50 Mal am Tag. Aus dem Nichts. Es fühlt sich an, als würde ich am Ufer eines Flusses spazieren und dann taucht hinter mir plötzlich eine grosse, düstere und höchst beängstigende Gestalt auf, die mich, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, mit voller Wucht in den Fluss stösst. Dann ruft sie mir vom Ufer aus zu „Schwimm, Bitch!“ und lässt mich allein. Schwimmen muss ich dann wohl oder übel selber, ob ich nun Energie dafür habe oder nicht. Sonst gehe ich unter. Und das ist echt scheisse. Denn das Schlimme daran ist, dass du nie darauf vorbereitet sein kannst. Du kannst zwar wissen, dass diese Gestalt jederzeit auftauchen kann und auch wird, aber der Stoss kommt schliesslich immer aus dem Nichts und der Aufprall im Wasser ist alles andere als sanft. Dass dann die Strömung meistens reissend ist und das Wasser arschkalt, macht es auch nicht besser. Manchmal habe ich das Gefühl, mich langsam daran zu gewöhnen und somit ein Stückchen Kontrolle über meine Gefühlslage zurückzugewinnen. Aber meistens erwischt es mich dann einfach kälter als zuvor. Da entstehen dann solche Situationen wie gestern im Zug. Wo ich ein paar wenige Minuten lang einigermassen zufrieden vor mich hin sass und mich dann wahrscheinlich zu weit vorgelehnt habe, als ich mir innerlich sagte, dass es doch ruhig so stabil bleiben dürfte. Dann könnte ich mich nämlich richtig erholen, meiner Psyche ein bisschen Normalität gönnen und vielleicht auf der Treppe der Gesundheit ein paar Stufen nach oben kommen. Aber nein. Genau das sind scheinbar genau die Situationen, wo dann ein klitzekleiner Trigger reicht, um mich in einen reissenden Fluss zu katapultieren. Von wohliger Neutralität zu beschissenem Überlebenskampf in einer Sekunde. Und dann wird geschwommen. 

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