Von Kaffee und Starbucks

Mindo, 10. März 2021

Kaffee ist für viele Menschen eine Glaubensfrage. Unabhängig von „Ja-oder-Nein“ geht es dabei natürlich um die persönlichen Vorlieben „Schwarz-Weiß-Süß“ im Speziellen sowie den Geschmack im Allgemeinen. Der Erfolg von internationalen Ketten wie Starbucks zeichnet ein deutliches Bild der allgemeinen Beliebtheit des schwarzen Goldes aus Äthiopien. Auch im ecuadorianischen Mindo, weit weg vom afrikanischen Ursprungsland des Kaffees, hält man viel auf die eigene Kunst. Soviel sogar, dass im „Mindo Coffee Shop“ eine einschlägige Tour angeboten wird. Die lassen wir uns nicht entgehen.

Die Führung beginnt mit der Ursprungslegende. Im 8. oder 9. Jahrhundert taten sich die neugierige Tiere eines äthiopischen Schäfers an den Beeren einer Kaffeepflanze gütlich und waren anschließend auffällig aufgekratzt. Ein Zusammenhang lag nahe und der Schäfer fing – auch mit (seinen Mit-)Menschen – an zu experimentieren. Das Ergebnis war ein dunkles Getränk, dass nicht zuletzt auch der Nachtwache half, nicht einzuschlafen. Ein echter, in überlebenden Schafen zählbarer Nutzen!

Das Geheimnis des kostbaren Tranks wurde lange gewahrt, die Herstellung lange in der Familie bewahrt, nur das Ergebnis teuer verkauft. Doch wie das mit Geheimnissen so ist… irgendwann kommt es heraus. Im 14. Jahrhundert kam der Kaffee nach Saudi Arabien und verbreitete sich im 17. und 18. Jahrhundert schließlich über Europa bis hierher nach Südamerika.

Danach geht es um den ganzen Prozess vom kleinen Setzling bis zum fertigen Kaffee. Dabei wird uns der eigene Qualitätsanspruch schnell ausgesprochen deutlich vor Augen geführt. Die Verarbeitung in großen Maschinen führe zwangsläufig zu Einbußen. Folgerichtig wird hier so weit wie möglich manuell gearbeitet! Dazu gibt es immer wieder Auswahlschritte bei denen den ausgesonderten Bohnen die Erfüllung der eigenen Qualitätsansprüche nicht zugetraut wird. Immerhin gebe aber auch dieser „Ausschuss“ noch guten Kaffee ab… für „Starbucks“ würde es durchaus reichen!

Selbstredend kommt hier ohnehin nur der qualitativ bessere, idealer Weise auf 1.500 – 2.000m Höhe wachsende Arábica in Frage. Die Auswahl beginnt schon kurz nachdem die Kaffeepflanze das Licht der Welt erblickt. Nach zwei Monaten werden Setzlinge ohne gerade, tiefe Wurzel aussortiert. Später werden die Pflanzen beschnitten, damit sie nicht zu groß werden und die Ernte der roten Beeren leichter fällt.

Ist die Ernte eingebracht, steht ein Schwimmtest an. Alle Beeren, die nicht sinken, werden aussortiert… wieder fällt das Wort „Starbucks“ ;-). Mit Handarbeit trennen wir anschließend Bohnen und Fruchtfleisch. Letzteres kommt oft auf den Kompost, hier wird es gerne auch getrocknet und dient dem Aufguss von „té de café“… ja, es gibt tatsächlich ein wohlschmeckendes (und koffeinfreies!) Getränk namens „Kaffeetee“! Alternativ kann man es zu Sirup einkochen oder auch für Kaffeeeis verwendet.

Die noch von Ihrer inneren Schale geschützten Bohnen sind erst einmal ziemlich schleimig. In diesem Stadium kann man über die Herstellung von Kaffeelikör nachdenken. Für Kaffee selbst werden die Bohnen jedoch gründlich gewaschen und getrocknet. Muss ich erwähnen, dass auch hier immer wieder aussortiert wird, bis nur „the best of the best“ übrig bleibt?!

Auch der nächsten Schritt erfolgt manuell. In einem großen Holzmörser stoßen wir die innere Schale von der harten Bohne. Lustig geht es weiter. Der Inhalt des Mörsers wird aus einiger Höhe fallen gelassen um die leichten Schalen mit einem großen Wedel wegzufächern.

Danach wird geröstet. Dabei haben wie die Wahl zwischen vier verschiedenen Röststufen. Das in Deutschland verbreitete „Negro“ bietet intensivstes Aroma mit relativ wenig Koffein. Je heller die Bohne bleibt, desto weniger intensives Aroma, desto mehr Koffein… und umso mehr der vielen guten Inhaltsstoffe, von denen uns immer wieder vorgeschwärmt wird. Auf die Uhr müssen wir beim Rösten übrigens trotz geschlossenem Behälter nicht schauen. Kommt der erste aromatische Rauch sind wir bei „Rubio“. Danach beginnen die Bohnen tatsächlich fast wie Popcorn zu ploppen… das bedeutet „Medio“. Etwas später haben wir das von uns gewählte „Marron“. Was für ein Duft.

Natürlich wird der Kaffee abschließend dann auch noch von Hand gemahlen.

Das große Finale: in einem Stoffbeutel wird der Kaffee aufgegossen. Parallel dazu wird uns auch noch frischer Kaffeetee bereitet und nach der harten (Kinder-)Arbeit genießen wir das Ergebnis. Wow, das ist wirklich extrem lecker. Aber ist das wirklich den ganze Aufwand wert? Hmmm… gute Frage. Zumindest des Skippers Erfahrungen bei Starbucks sind einfach zu gering für einen fundierten Vergleich. Aber ein so guter Kaffee hat unsere Gaumen bisher definitiv selten gekitzelt.

(Kaffee)Tee und Kaffee

Unabhängig davon war natürlich auch die ganze Tour ein informatives Erlebnis, von dem sogar die Kinder ihre Teilnahme nicht bereut haben. Es hat sich also gelohnt!

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