Donald Trump ist die dritte republikanische Präsidentschaftskandidatur in Folge kaum noch zu nehmen. Nach Richard Nixon (1960, 1968 und 1972) wird Trump somit der erst zweite Republikaner sein, der seine Partei dreimal in eine Präsidentschaftswahl führt. Einzig juristische Streitigkeiten könnten Trump noch von einem erneuten Duell mit Joe Biden abhalten.
Der Hauptwahlkampf beginnt somit so frühzeitig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Infolgedessen werden schon jetzt mögliche Vizepräsidentschaftskandidaten, die an der Seite Trumps in den Wahlkampf gehen könnten, diskutiert. Trumps Wahlkampfteam brachte zuletzt selbst einige Namen ins Spiel (siehe untenstehende Tabelle). Über diesen Personenkreis, der auch noch mit Gouverneurin Sarah Huckabee Sanders, Abgeordnete Elise Stefanik oder U.S. Senator Tom Cotton erweitert werden könnte, soll im nachfolgenden Beitrag informiert werden.
Name | Alter | Bisheriges höchstes politisches Amt | Bundesstaat |
---|---|---|---|
Byron Donalds | 45 | Abgeordneter | Florida |
Tulsi Gabbard | 42 | Abgeordnete | Hawaii |
Kristi Noem | 52 | Gouverneurin | South Dakota |
Vivek Ramaswamy | 38 | – | Ohio |
Ron DeSantis | 45 | Gouverneur | Florida |
Tim Scott | 58 | U.S. Senator | South Carolina |
Byron Donalds: Republikanischer Shootingstar
Der 45-jährige Byron Donalds gehört zu den Shootingstars unter den republikanischen Abgeordneten am Capitol Hill. Seit dem Jahr 2021 vertritt der in Florida lebende Afroamerikaner seinen Wahlbezirk im U.S. Repräsentantenhaus. Donalds gehört dem erzkonservativen Freedom Caucus ebenso an wie der Freedom Force, einem Zusammenschluss neugewählter republikanischer Abgeordneter, die gegen die angeblich schleichende Einführung des Sozialismus kämpfen. Donalds stimmte für die Anfechtung der US-Präsidentschaftswahl 2020.
Explizit setzt sich Donalds für wirtschaftliche Freiheit, Atomkraft und sauberes Wasser, ein bedeutendes Thema in seinem Wahlkreis, ein. Dem Green New Deal zur Eindämmung des menschengemachten Klimawandels erteilt Donalds eine Absage. Seine politische Karriere begann Donalds als Teil der Tea Party Bewegung, die als Reaktion auf die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 entstand. Donalds, geboren und aufgewachsen wie Trump in New York City, hat einen Bachelor of Science in Finanzen und Marketing inne.
Was für eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Byron Donalds spricht:
Alter, Ethnie, Loyalität.
Was gegen eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Donalds spricht:
Keine Regierungserfahrung, ist wie Trump in Florida registriert.
Tulsi Gabbard: Die Sahra Wagenknecht der USA
Die 42-jährige Tulsi Gabbard errang Bekanntheit über die USA hinaus, als sie im Jahr 2020 an den demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen teilnahm – und mit alten Denkmustern brach. Unter anderem warb die damals noch als Abgeordnete des U.S. Repräsentantenhaus (2013 – 2021) amtierende Gabbard für einen Abzug der US-Truppen aus dem Ausland. Militäroperationen der USA lehnt Gabbard nämlich aus eigenen Erfahrungen ab. 2004 meldete sie sich noch freiwillig für einen Einsatz im Irak in einer Sanitätseinheit, 2008 und 2009 war Gabbard Zugführerin einer Militärpolizeieinheit in Kuwait.
Im Jahr 2022 verließ die auf Hawaii lebende Gabbard die Demokratische Partei, da diese laut Gabbard Rassismus gegen Weiße fröne und die Ideologie der wokeness propagiere. Nach Beginn der vollumfänglichen russischen Invasion der Ukraine veröffentlichte Gabbard ein Video auf Twitter (heute: X), welches die Verschwörungstheorie verbreitete, dass die USA Labore für biologische Forschungsprojekte betreiben würden. Die Russische Föderation benutzte dieses Video zur Begründung ihres Angriffskrieges. Gabbard und Trump tauschen sich mittlerweile regelmäßig zur Sicherheitspolitik aus.
Was für eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Tulsi Gabbard spricht:
Alter, Geschlecht, sicherheitspolitische Einstellung.
Was gegen eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Gabbard spricht:
Keine Regierungserfahrung, ehemalige Demokratin, Individualität.
Kristi Noem: Konservative mit Regierungserfahrung
Kristi Noem gehört zu den beliebtesten Republikanerinnen unter konservativen US-Amerikanern. Seit dem Jahr 2019 amtiert die 52-Jährige als Gouverneurin des Bundesstaates South Dakota. Zuvor war Noem, die ihre politische Karriere in der Tea Party Bewegung begann, zwischen 2011 und 2019 Abgeordnete des U.S. Repräsentantenhauses.
Noem setzt sich aktiv für den Lebensschutz und für ein weitestgehend unbeschränktes Recht auf Waffenbesitz ein. Gleichgeschlechtliche Eheschließungen lehnt sie ab. Während der Coronavirus-Pandemie verhängte Gouverneurin Noem die geringsten Einschränkungen unter allen Bundesstaaten, was neben ihrer politischen Einstellung jedoch auch mit der ländlich geprägten Struktur South Dakotas zu tun hatte: Deutschland ist nur 1,5mal größer als South Dakota, doch in dem US-amerikanischen Staat leben gerade einmal 890.000 Menschen.
Was für eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Kristi Noem spricht:
Geschlecht, Regierungserfahrung, konservative Einstellung.
Was gegen eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Noem spricht:
Kommt aus einem sicher republikanisch wählenden Bundesstaat.
Vivek Ramaswamy: Der Mini-Trump
Der 38-jährige Unternehmer Vivek Ramaswamy versuchte sein erstmaliges politisches Glück als Teilnehmer bei der republikanischen Präsidentschaftsvorwahl 2024. Dabei mutierte Ramaswamy, insbesondere während der Fernsehdebatten, zu einer jüngeren Kopie von Trump. Zeitweise gute Umfragewerte konnte Ramaswamy jedoch nicht in einen Erfolg bei der ersten Vorwahl in Iowa ummünzen, so dass er seine Präsidentschaftskandidatur frühzeitig beendete. Seitdem unterstützt Ramaswamy leidenschaftlich die Kampagne von Trump.
Was für eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Vivek Ramaswamy spricht:
Alter, Ethnie, Loyalität, politische Einstellung.
Was gegen eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Ramaswamy spricht:
Keine Regierungserfahrung, steht gerne selbst im Rampenlicht.
Ron DeSantis: Trumps Ziehsohn auf Abwegen
Im Jahr 2022 wurde Ron DeSantis mit einem Erdrutschsieg als Gouverneur von Florida wiedergewählt. Ein Duell mit Trump um die republikanische Präsidentschaftskandidatur zeichnete sich ab. Doch dann begann DeSantis‘ lange Fehlerkette, begonnen mit einem von ihm zu stark zugespitzten Kulturkampf bis hin zu einer mangelhaften Organisation seiner Wahlkampagne.
Nach der Vorwahl in Iowa zog DeSantis seine Teilnahme an den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen zurück, kritisierte jedoch weiterhin seinen einstigen Unterstützer Trump. Gleichwohl DeSantis auf der Liste möglicher Vizepräsidentschaftskandidaten von Trumps Kampagne steht, gilt es als fraglich, ob der Gouverneur von Florida hierfür überhaupt bereitstehen würde.
DeSantis‘ Vorstellungsartikel „Ron De Santis und sein Projekt Make America Florida“ zur republikanischen Präsidentschaftsvorwahl (Klick hier).
Was für eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Ron DeSantis spricht:
Alter, Regierungserfahrung, politische Einstellung.
Was gegen eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von DeSantis spricht:
Illoyalität, ist wie Trump in Florida registriert.
Tim Scott: Der fröhliche konservative Kämpfer
U.S. Senator Tim Scott versuchte während der republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen 2024 eine optimistische konservative Botschaft zu verbreiten. Damit setzte sich der Afroamerikaner aus South Carolina von seinen Konkurrenten deutlich ab, zeichneten diese doch eher ein dunkles Bild von den USA. Schon vor der ersten Vorwahl merkte Scott jedoch, dass für ihn noch nicht die Zeit für eine erfolgreiche Präsidentschaftskandidatur gekommen sei, so dass er seit seinem Ausstieg Ex-Präsident Trump unterstützt.
Scotts Vorstellungsartikel „Ein fröhlicher Kämpfer mit Ambitionen auf das Weiße Haus“ zur republikanischen Präsidentschaftsvorwahl (Klick hier).
Was für eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Tim Scott spricht:
Ethnie, Loyalität, Lebensgeschichte.
Was gegen eine VP-Kandidatur aus der Sicht Trumps von Scott spricht:
Keine Regierungserfahrung, kommt aus einem sicher republikanisch wählenden Bundesstaat.
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Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.