Flemming-Fotopirsch 2002 (Teil 1)

Vor 15 Jahren hatten wir in den Räumen der früheren Firma MLW an der Flemmingstraße eine mehrtägige Weiterbildungs-Veranstaltung. Besonders interessant fand ich damals allerdings den Hinterhof-Bereich zwischen der Franz-Flemming- und der Georg-Schwarz-Straße mit dem maroden Charme vieler alter Fabrikgebäude (-Ruinen).   😉   😉   😉
Deshalb hab ich in einer sonnigen Mittagspause mit meiner damaligen Minolta 600si / Sigma 28-105 mm und einem Farbnegativ-Film Fuji Superia S-200 eine Fotopirsch in die rückwärtige Industrie-Brache unternommen.
Auf Anregung vom Geheimtipp Leipzig habe ich den alten Film jetzt digitalisiert und versucht herauszubekommen, um welche Gebäude es sich dort eigentlich gehandelt haben könnte, da gibt es schon Überraschendes zu entdecken …

Vorab hab ich schnell mal bei Bing und Google geschaut, was da auf dem aktuellen Satellitenbild in der Gegend um die Leutzscher Franz-Flemming-Straße noch auszumachen ist. Kann man das Bild mit dem Schornstein heute noch zuordnen?
Bild unten links: enttäuschend – aktuell sind nur noch abgeräumte Flächen ohne Schornsteine zu sehen. Auf der Fotopirsch-Fläche bleiben da nur Fragezeichen!

Unterstützung erhielt ich bei der geschichtlichen Aufarbeitung und Gebäudezuordnung meiner Bilder durch Andreas Hönemann – vielen Dank!

Rechtes Bild: Hilfe naht – Google Earth bietet ja die Möglichkeit auch ältere Satelliten- oder Luftbilder aufzurufen und richtig oha (!), da kann man eine Aufnahme  aus dem Jahr 2000 aufrufen und auf der sind sogar zwei Schornsteine und noch ein paar Gebäudereste auf der fraglichen Fläche zu sehen. Welcher könnte das auf dem Eingangsbild gewesen sein?

Auf den folgenden beiden Aufnahmen sind Schornstein und die rechts daneben abgebildeten Gebäude identisch und um die Mittagszeit kam die Sonne kam offensichtlich von Rechts (Süden).
Das können damit nur die Gebäude am Schornstein 1 gewesen sein, der auf meiner militär-topografischen Karte aus dem Jahr 1987 mit 52 m Höhe eingezeichnet ist. Demnach verläuft parallel zum Werk im Hintergrund die Georg-Schwarz-Straße. Beim Werksgelände handelt es sich um eine Stahlgießerei, die aus der ehemaligen Firma Max Jahn hervorgegangen war. In den 1920er Jahren arbeitete übrigens Georg Schwarz als Betriebsrat in der Leutzscher Eisengießerei Max Jahn [noch heute erinnert die Georg-Schwarz-Straße an ihn].
Zu DDR-Zeiten wurde das Werk enteignet und gehörte schließlich als Elektrostahlgießerei zur GISAG, Georg-Schwarz-Straße 181/183.

Was ist auf den Bildern außer dem Schornstein noch auszumachen?
Bild Nr. 09 links: rechts neben dem Schornstein die Überreste der Hallen I und II und ein Stück Dach vom Gebäude Franz-Flemming-Straße 45. Das Gebäude links neben dem Schornstein ist auf der Google Earth-Aufnahme auch auszumachen. Meiner Vermutung nach muss das ein Verwaltungsgebäude gewesen sein. Weiß dazu jemand genaueres ?
Bild Nr. 04 rechts: Blick durch einen Mauerdurchbruch, vermutlich die Außenmauer von Halle III des Gießerei-Werks. Prinzipiell sind hier auch die Werksgebäudereste der Hallen I und II wie auf dem linken Bild zu sehen.

Fazit: eine richtig urbane, vom Grün überwucherte, im Jahr 2002 noch sehens- und erlebenswerte Industriebrache.

Auf meinem Film habe ich noch zwei weitere interessante Aufnahmen ( Nr. 15 und 19) entdeckt, die auch einen Teil der Gießerei zeigen.
Bild Nr. 19 links: ein ehemaliger Sperrplatz der Q(ualitäts)-Kontrolle, rechts der große Schornstein (Nr.1) und dazwischen ist ein Stück weiterer Industriegeschichte an der Georg-Schwarz-Straße zu sehen – das charakteristische Gebäude der ehemaligen Photographischen Fabrik Hoh & Hahne (1899), später VEB Polygraph Reprotechnik Leipzig, Georg-Schwarz-Str. 185.
Bild Nr. 15 rechts: ein Blick über den Innenhof der Franz-Flemming-Straße 43 zur Rückfront der Hallen I und II der Gießerei und rechts daneben dem Gebäude Franz-Flemming-Straße 43/45 (früher MLW), in dem der eingangs genannte Weiterbildungs-Lehrgang stattfand.

Und ja, der Film hat noch weitere Bilder – denen werde ich mich nach eingehender Recherche in einem weiteren Teil widmen.

3 Gedanken zu “Flemming-Fotopirsch 2002 (Teil 1)

  1. Hi, I’m italian. My great uncle was prisoner in Leipzig in the II W. War for 22 months (1943-45). In Leutzsch there were two lagers: one camp where you wrote the question marks (= in the court of K&M), the other one beyond the railway, where you wrote Georg-Schwarz Str. in the box (also this one under K&M reference). My great oncle was prisoner beyond the railway. Best regards, ciao

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  2. Ich habe von 1971 bis 1991 bei GISAG Leutzsch Georg Schwarzstr. als Schmelzer gearbeitet.Es würde mich freuen wenn es Bilder aus dieser Zeit geben würde.

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