Van Halen – A Different Kind of Truth.

 (VÖ 03.02.2012) Fast 27 Jahre ist es her, dass Sänger David Lee Roth die Gebrüder Van Halen im Streit verließ. 2008 kam es auf Tour zur Reunion – und mit dem neuesten Album sind die legendären drei VH-Streifen endlich auch wieder im Studio vereint. Alles neu und dabei doch alles beim Alten, das ist „A Different Kind of Truth“.

Van Halen - A Different Kind of Truth.

Van Halen – A Different Kind of Truth.

1998… lange, lange ist das letzte Studioalbum her, aber Van Halen können‘s noch: Die erste Singleauskopplung „Tattoo“ zeigte schon im Vorfeld angemessen fetten Sound in fetter Produktion: Polierter Standard-Rock, der handwerklich gut geschmiert und glatt ins Ohr geht. Eddie hat es eben drauf… aber ging da nicht noch ein wenig mehr? Soli und so? Da war doch was… dieser Gedanke bleibt auch bei dem unveröffentlichten 70er-Restposten „She’s A Woman“ und „You And Your Blues“. So weit, so gut, aber ausknocken ist anders.

Bei „China Town“ lohnt es sich dann allerdings aufzuhorchen. Schnell, mitreißend, wild… das ist Van Halen, wie man sie kennt – und ein Eddie-Solo, wie man es liebt. Bei „Blood And Fire“ wird sich endgültig der Staub aus den Ohren geschüttelt: Hier kokettiert eine gutgelaunte Gitarre mit alten und neuen Zeiten, spielt mit aktuellen Rock-Modeklängen und lässt dann mit einem genialen Solo durchblicken, dass sie immer noch locker jeden in die Tasche steckt. Damit wäre auch der Angelpunkt des Albums erreicht – jetzt geht es nämlich mit den richtig guten Songs los.

Knallharten Wahnsinns-Rock bekommt man mit „Bullethead“. Da gibt’s nervös und komprimiert richtig was auf die Zwölf, eine wahre Freude! Und „As Is“ ist eigentlich noch besser: Locker-lässiger Drums-Einstieg und wenn dann noch Van Halens Gitarre einsetzt, fällt einem nur noch eins ein: Fett! Fett! Fett! Die Country-Einlage zwischendurch verstärkt den Eindruck von „einfach saugeil!“ nur noch. Definitiv eins der absoluten Highlights auf dem Album – das ist nicht die andere, sondern die einzige Art von Wahrheit, die man hören will.

Das nachfolgende „Honeybabysweetiedoll“ hat nicht nur den amüsantesten Titel, sondern auch einen sehr interessanten, elektronischen Anfang abbekommen, der mit einem gigantischen Gitarrentriumphzug und einer kleinen Percussionüberraschung gekrönt wird. Auch saugeil? Mindestens!

Leider geht es danach wieder dezent abwärts: „The Trouble With Never“ erwischt noch einen guten Start, flacht dann aber ziemlich schnell ab. „Outta Space“ hat noch einmal solide Gitarren ohne Ende zu bieten, und „Stay Frosty“ haut nach einem Akustik-Auftakt auch ganz gut rein. „Big River“ ist dann wieder Standard, ordentliche Riffs, aber zu glatt und daher leider langweilig. Mit dem letzten Song „Beats Workin’“ schließt sich der Kreis zum guten Normalo-Rock der ersten drei Tracks wieder – Handwerk hat eben goldenen Boden.

Kurz gefasst: Dave bleibt Dave, auch wenn er nicht mehr in ganz schwindelerregende Höhen klettert. Schmusesongs à la „Why Can’t This Be Love“ sind Fehlanzeige, ebenso wie charttaugliche Hitauskopplungen. Den ausgestiegenen Michael Anthony vermisst man bestenfalls beim Gesang, denn Eddies Sohn Wolfgang übernimmt die Basslines gekonnt auf seine Art. Und was ist mit Eddie selbst?
Der zeigt bei „A Different Kind Of Truth“ einmal mehr, warum man ihn samt Gitarre einfach nur lieben kann.

Bewertung: 3,5/5
Highlights: China Town, Blood And Fire, Bullethead, As Is, Honeybabysweetiedoll

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