Frauen und Technik

Kürzlich ist er wieder einmal gefallen, der Spruch, von dem ich gehofft hatte, er sei zumindest in meinem Bekanntenkreis inzwischen jedem Mann zu peinlich, um ihn auszusprechen: Frauen und Technik! Dazu kurz die Augen verdreht, den Mund zu einem schiefen Schmunzeln verzogen und mit den Schultern gezuckt.

Dabei war die Meldung in diesem Fall wirklich neben der Spur, weil der Gute seine sicherlich immensen technischen Ressourcen nur genutzt hat, um ein Glas aufzuschrauben. Gut, Kraft mit Sachverstand zu verwechseln, das ist schon so manchem passiert. Nehmen wir also an, er hätte den Deckel zunächst mit einem Löffelstiel angehebelt, um den Unterdruck im Glas zu stören. Ein technischer Trick, auf den seine Partnerin sicherlich selbst zurückgegriffen hätte, wäre er nicht beschäftigungslos neben ihr in der Küche gestanden.

Nun gibt es ja nicht wenige Frauen, die ihren schlechten Ruf auf diesem Feld mit allen Mitteln zu verteidigen suchen. Ein hilfloser Augenaufschlag, ein gehauchtes Ich weiß wirklich nicht, wie … und schon kriecht ein Mann hinter den Schrank, schlägt sich durch die Spinnweben und steckt das Kabel ein. Wenn Frau dann noch ein Du kannst das so gut! nachschiebt, ist gleich die neue Lampe auch noch montiert und sie spart sich das lästige Hantieren mit Schraubenzieher, Zange und Lüsterklemmen oben auf der Leiter. Man kann das geschicktes Delegieren unliebsamer Aufgaben nennen, weibliche Führungsqualität also. Zumal Männer, die gerne technische Hilfsleistungen erbringen, selten diejenigen sind, die sich auch beim Zwiebelschneiden aufdrängen.

Trotzdem – mich nervt es, wenn Frauen sich derart freiwillig zum Trottel machen. Die Wenigsten haben nicht irgendwann alleine gelebt und ihre technischen Qualitäten beim Zusammenbauen von Ikearegalen unter Beweis gestellt. Doch kaum kommt ein Mann ins Zimmer überlässt das Studentenmädel ihm widerstandslos Akkuschrauber und Bohrmaschine und beschränkt sich auf die Bedienung von Kaffeemaschine und Herd. Ebenfalls technische Geräte, deren kompetente Bedienung allerdings keinerlei Renommee verspricht.

Warum habe ich noch nie gehört, dass ein Mann eine Frau aus vollem Herzen bewundert, weil sie alle Programme der Waschmaschine beherrscht, während er selbst höchstens in der Lage ist, deren Klappe zu öffnen?

Die Emanzipation ist ja, scheints, irgendwo unter die Räder gekommen, kaum eine junge Frau heftet sich die heute noch auf die Fahnen. Wir sollten den Männern die Technik lassen, damit sie sich gebraucht fühlen, sagen die Mädels, letzte männliche Bastion und so. Zugegeben, auch bei mir zuhause sind Computer, Musikanlage und Fernseher ziemlich fest in männlicher Hand, obwohl ich durchaus in der Lage bin ein neues Laufwerk in den PC einzubauen. Irgendwie muss man sich die Arbeit aufteilen. Ich habe dafür sämtliche Regale entworfen und gebaut. Es macht nämlich Spaß etwas zu bauen, was nachher funktioniert und bewundert wird. Und das haben anerkannte technische Arbeiten eindeutig der sachkundigen Bedienung gemeiner Haushaltsgeräte voraus.

Tauscht doch mal!

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