BMW verklagt Saab Parts

Die Klagewelle rollt weiter. Nachdem letzte Woche Spyker eine Klage gegen GM in den USA eingereicht hat und Youngman ebenfalls eine Klage gegen GM erwägt, kommt jetzt eine doch etwas überraschende Klage von BMW gegen Saab Parts. Dabei geht es nicht um 3 Mrd. US-Dollar, aber immerhin um 2,6 Mio. Euro.

Hintergrund der Klage ist der Liefervertrag zwischen Saab und BMW aus dem Jahr 2010. BMW verpflichtete sich, 1,6 Liter Turbomotoren aus dem Mini an Saab zu liefern. Saab wollte diese Motoren im geplanten Saab 9-3III auf der Phoenix-Plattform ab 2013 einsetzen. Zu Testzwecken lieferte BMW dann im Herbst 2010 ca. 50 Motoren und weitere Teile an Saab. Darunter sollen auch zwei Mini-Plattformen gewesen sein, auf denen dann erste Prototypen eines 9-1 entstanden sein sollen. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten von Saab ab März 2011 sind diese Teile nie bezahlt worden. Auch sollen die Mini-Motoren angeblich nicht mehr auffindbar sein.

BMW ist jetzt also Insolvenzgläubiger der Saab Automobile AB. Interessant ist dabei, dass BMW versucht, bei Saab Parts diese offene Forderung einzutreiben. Saab Parts ist nämlich nicht der Rechtsnachfolger von Saab. Auch erscheint es mir unwahrscheinlich, dass Saab Parts selbst die Teile bei BMW bestellt hat. Es stellt sich bei dem aktuellen Rechtsstreit zwischen BMW und Saab Parts also die Frage, ob Saab Parts quasi fremde Schulden zugerechnet werden.

Daher dürfte der Ausgang des Verfahrens von großem Interesse für alle Beteiligten sein. Sollte BMW Erfolg haben und Saab Parts tatsächlich für Forderungen gegen Saab einstehen müssen, dann könnte dies die Dämme für andere Gläubiger öffnen. Saab Parts müsste sich dann auf die Klagen vieler weiterer Saab-Gläubiger einstellen. Die 2,6 Mio. Euro von BMW dürften an sich kein Problem für Saab Parts darstellen, aber insgesamt hat Saab offene Schulden in Höhe von ca. 1,3 Mrd. Euro. Finanzielles Potential für Klagen gegen Saab Parts ist also genügend vorhanden.

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9 Antworten zu BMW verklagt Saab Parts

  1. Sarg 9-5 II schreibt:

    Die Sache mit den Motoren verstehe ich nicht. Von wem stammen eigentlich die 1,6 l Motoren im 9-5 II? Kamen die von GM?

    Und warum kauft man gleich 50 BMW-Motoren zu Testzwecken? Ich bezweifle stark, dass mehr als ein Phoenix gebaut wurde und den hat man nie wirklich fahren sehen, oder?

    Wenn die Motoren schon 2,6 Millionen gekostet haben, wie viel Geld haben dann wohl die Tests an 50 Motoren verschlungen, falls die überhaupt je in einem solchen Maßstab stattgefunden haben?

    Und warum sind die jetzt weg und wer testet die nun wirklich? Sind die jetzt in China?

    Man darf wohl gespannt sein, was noch so (raus-) kommt und wohin das alles mal führt.

    • tauentzien schreibt:

      Der 1,6 Liter im 9-5II stammt noch von GM (Turboapplikation wurde von Saab für GM gemacht).

      Nur 50 Motoren für 2,6 Mio. Euro wäre etwas teuer, da war sicher noch eine Vielzahl von anderen Teilen dabei. Für die Entwicklung und für Tests braucht man schon eine gewisse Anzahl von Motoren. Einige sind sicherlich auf Prüfständen „geschrottet“ worden. Einige Mini 1,6er wurden in 9-3II eingesetzt, daneben gab es einige „Test mules“ für Phoenix mit Saab 9-3II-Optik.

  2. karl schreibt:

    Saab, von Rechtsanwälten geliebt…

  3. Marcus schreibt:

    ich kann mir auch nicht vorstellen, dass bmw damit durchkommt.
    aber vielleicht ist die rechtsabteilung dort nicht ausgelastet und muss beschäftigt werden.
    ansonsten denke ich, dass bmw einen verlust in dieser grössenordnung problemlos verkraften kann – es gibt sicher andere zulieferer, die es weitaus härter getroffen hat.

  4. DAF schreibt:

    Möglicherweise geht es hier auch nur um einen Testbalon um eine gewisse Rechtssicherheit herzustellen, da man vielleicht intern bei BMW eine größere Sache nicht eindeutig bewerten kann…

    • Joachim schreibt:

      @ DAF,

      hier wird vermutlich etwas falsch gedeutet – die Quandt´s sind seit jeher in erster Linie hinter der „Kohle“ her! Anderes ist für die nicht so vorrangig (hierfür gäbe es einiges an Beispielen aus der Vergangenheit).

  5. Pommerscher Südschwede schreibt:

    Aber mal im Ernst, eigentlich sind das doch alles „Gute Nachrichten“. Somit bleibt SAAB mit seinem Rest wenigstens in der medialen Welt vertreten. Sogar mehr als zu guten Zeiten. 😉

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