Kapitel 23

WARNHINWEIS
Dieser Text enthält Gewalt

Til Death do us part – II

verfasst: 16.05.2020

Bereits nach den ersten Schlucken merkte sie, dass mit dem warmen Plasma dass ihre Kehle hinabrann, etwas nicht stimmte.

Es war nicht süss wie es hätte sein sollen. Es schmeckte… ekelhaft bitter wie…  Säure und es brannte in ihrem Hals wie… Feuer! Panisch liess die Vampirin von dem Körper ab, welcher schlaff zu Boden sackte. Dakaria krümmte sich keuchend, im Versuch das in ihrem Magen tobende Inferno einzudämmen. Aber es gelang ihr nicht. Es war, als hätte sie heisse Lava geschluckt, die sich nun wieder auf den Weg nach oben machen wollte und so konnte sie es nur hilflos geschehen lassen. Daka warf sich auf alle Viere und würgte alles aus sich raus. Zwischen zwei Krämpfen drang die Erkenntnis des eben Geschehenen in ihr Bewusstsein und erschütterte sie bis aufs Mark, als bereits der nächste Krampf sie schüttelte.

Angst, Entsetzen und Reue wuchsen ins unermessliche, so dass ihr beinahe schwarz vor Augen wurde. Als ihr Magen nicht mehr rebellierte, robbte sie am ganzen Körper zitternd, zu ihrem reglosen Opfer. Sie stammelte unzusammenhängendes Zeug und nestelte nervös an ihm herum. Er lebte! Gott sei Dank! Erleichterung überschwemmte sie wie eine warme Welle, als er die Augen aufschlug. Er war zwar benommen, blinzelte und musste sich erst orientieren, aber dann lächelte er, als er sie erkannte. Dakaria half ihm aufzustehen, stütze ihn, obwohl ihr selbst noch ganz schwummrig war und führte ihn zum Sofa.

Sie fiel ihm heilfroh um den Hals und umarmte ihn so fest, dass er schmerzerfüllt aufstöhnte. „Es tut mir so leid!“ wimmerte sie und verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter. Dann brach sie in ein so heftiges Schluchzen aus, dass sie kein weiteres Wort mehr hervorbringen konnte. So sassen sie eine ganze Weile. Er hielt sie fest an sich gedrückt, was ihren Tränenfluss nur verstärkte. Sie schämte sich, vor ihm dermassen die Selbstbeherrschung zu verlieren, aber sie fühlte sich gerade so verletzlich und hilflos. Sie hatte das dringende Bedürfnis zu weinen, alles einfach von sich zu spülen, gehalten und behütet zu werden. Sie brauchte das jetzt. Plötzlich musste Dakaria an Veronica denken… Sie wünschte, ihre Mama wäre jetzt da.

Gedanken rasten durch ihren Kopf, ohne Ziel und ohne Logik. Sie war schockiert über sich selbst. Er hätte tot sein können… Das hätte sie sich niemals verziehen… Wie hatte es nur so ausarten können? Aber wie hätte sie denn auch ahnen können, dass so etwas passierte? Doch, sie hätte es wissen müssen. Ja, es hätte ihr klar sein müssen… Immerhin war sie eine Vampirin. Eine Killerin, dazu unberechenbar wie ein wildes Tier. Sie hätte ihn getötet. Sein komplettes Plasma ausgesaugt, bis zum letzten Tropfen. Ein Gedanke der so natürlich war, zugleich aber, versetzte er ihr ein Stich ins Herz.

Sein Plasma… da war was mit seinem Plasma… es war ungeniessbar… in Kombination mit dem Gefühl, etwas Verbotenes und Widerwärtiges zu tun… Aber warum? Was war anders an seinem Plasma? Oder… an ihm? Bilder von jener Nacht, in der sie ihn hier in ihrer Praxis behandelt hatte, drängten sich vor ihr inneres Auge. Unauffällig versuchte sie einen Blick auf die Stelle zu erhaschen, wo ihn vor ein paar Wochen eine Kugel getroffen hatte. Es war keine Narbe zu sehen. War es etwa weil… konnte es sein das…?

„Geht’s wieder?“ fragte er und riss sie aus ihren verworrenen Gedanken. Seine Stimme war sanft, aber heiser und seine Hände fühlten sich eiskalt an. „Sie haben sich erbrochen, ist alles in Ordnung?“ Ein mühseliges Lächeln huschte über ihr verweintes Gesicht. Er hatte überhaupt keine Angst vor ihr und anstatt sie zu hassen, liess er sich von ihr die Schulter vollrotzen und frage, ob mit ihr alles in Ordnung sei? Wie konnte er sie jetzt überhaupt noch ansehen? „Habe ich etwas falsch gemacht?“ wollte er vorsichtig wissen, als sie nicht antwortete. Dakaria befreite sich langsam aus seiner Umklammerung, schüttelte den Kopf, suchte nach Worten, aber bevor sie etwas sagen konnte, schallte plötzlich die Türklingel und liess beide aufschrecken. Jemand läutete gerade Sturm. Beide sahen sich an, wer wollte denn so spät noch was von ihr? Das konnte nur ein Notfall sein.

Beide waren gelichermassen überrascht, über das Erscheinen der jeweils anderen.

„Interessante Arbeitskleidung.“ bemerkte die Simin ein wenig zynisch, dabei rollte sie das „R“ nach spanischer Manier. „Oh ich…“ stotterte Daka und hielt sich einen Arm vor ihren BH. Gleichzeitig versuchte sie mit ihrem halb entblössten Oberkörper die Sicht ins Hausinnere zu versperren. „Ich hatte gerade eine… Op… sie ist ziemlich… blutig verlaufen.“ erläuterte sie und unterstrich dabei ihre Worte mit einem Nicken, „aber sie ist gut ausgegangen.“„Wo ist er?“„Wer?“„Mein Mann!“„Ihr… Mann?“„Ja, wir sind verheiratet. Hat er das etwa nicht erwähnt?“ Die Vampirin stutzte, nein hatte er nicht. „Wo ist er?!“ wiederholte die Schwarzhaarige mit Nachdruck.

Daka warf einen flüchtigen Blick über ihre Schulter hinweg, ihr Mann sass auf dem Sofa, steif wie ein Stockfisch und schüttelte nur seinen Kopf, als wollte er „nein.“ sagen. „Ich… weiss nicht wo er ist.“ log sie der anderen ins Gesicht. „Was läuft da zwischen euch?!“„Was… genau meinen Sie?“ „Sie wissen ganz genau was ich meine!“ Grüne Augen blitzten sie vernichtend an und sie wurde, wie gerstern auch, das Gefühl nicht los, dass da eine Spur Wahnsinn in ihnen lag. „Sie… Sie missverstehen da etwas!“ In einer beschwichtigenden Geste hob die Tierärztin beide Hände, „ich helfe ihm nur mit seinem neuen Hund. Das ist alles!“„Dann haben Sie bestimmt nichts dagegen, wenn ich reinkomme.“ Entschieden machte sie einen Schritt vor, doch Dakaria streckte sofort ihren Arm aus, wie eine Barriere. „Das geht nicht!“ schoss es aus ihrem Mund, wie die Patrone aus einer Pistole. Etwas ruhiger fügte sie hinzu: „Es ist wirklich… sehr blutig. Kein schöner Anblick.“

Vorsichtshalber machte sie die Tür hinter sich zu. Die Simin stiess laut Luft durch ihre Nase, fast wie ein Torro. Dann machte sie auf ihren hochhackigen Schuhen kehrt und schritt elegant durch den Schnee auf das offene Gatter zu. Auf halbem Wege aber, hielt sie an, machte eine 180-Grad-Drehung und steuerte wieder auf Daka zu. „Perra, vete a la mierda!“ Das hörte sich irgendwie nicht nach einem Kompliment an. „Wissen Sie eigentlich was das bedeutet, wenn zwei Sims eine Ehe eingehen?!“„Ich…“„Das bedeutet, dass sie sich gegenseitige, ewige Liebe schwören!“„Das…“„Er gehört zu mir, wir sind für einander bestimmt!“„Aber…“„Und zwar bis dass der Tod uns scheidet!“

Das Gartentor laut zuknallend, verliess sie das Grunstück.

„Danke, dass Sie sie nicht reingelassen haben.“ Igors Herrchen wollte sich erheben, aber Dakaria drückte ihn zurück auf die Couch, „bleiben Sie bitte sitzen, bis Ihr Kreislauf sich stabilisiert hat.“„Schlimm genug, dass sie auf der Arbeit und Zuhause wie eine Klette an mir hängt, aber dass sie mir jetzt auch noch nachspioniert…“

„Sie haben mir nicht gesagt dass Sie verheiratet sind.“„Noch. Sie weigert sich die Scheidungspapiere zu unterschreiben.“„Und Sie lassen sie bei sich wohnen?“„Nur noch bis morgen, da gebe ich die Wohnung ab.“„Sie ziehen um?“ „Ja.“„Wohin nochmal?“„Netter Versuch.“ lautete seine Antwort und mit einem Zwinkern hängte er noch „zu den bizarren Pflanzen.“ an. „Mit Ihrer Frau?“„Ex.“ wurde Daka korrigiert. „Sie wollen es aber genau wissen, aber ja, das gesamte Labor wohnt im gleichen Motel.“ Ein schelmisches Grinsen umspielte seine noch leicht blassen Lippen, „ist das etwa ein Problem für Sie?“

„Unsinn!“ wehre sie unwirsch ab und als ihre Ohren unter dem dichten Haar anfingen sich rosa zu verfärben, verschwand sie in einem der Behandlungsräume. Zurück kam sie mit einem Pflaster. „Das ist nicht nötig, es tut schon gar nicht mehr weh.“„Ihre Frau sollte das nicht sehen, also halten Sie bitte still.“„Ex.“ Mit seinem immer noch blöden Grinsen, legte er den Kopf zur Seite, damit sie die Wunde besser erreichen konnte. „Morgen sollte davon nichts mehr zu sehen sein.“ prognostizierte sie und zerknüllte das Schutzpapier des Pflasters in ihrer Hand, „jetzt können Sie gehen.“ – „Ich hatte gehofft, noch ein wenig bleiben zu können.“ versuchte er einen Annäherungsversuch, doch Daka blockte ab.

„Sie sollten gar nicht erst hier sein.“„Wegen meiner Ex?“ – „Nein… ja… ich meine, nicht nur… es ist… einfach alles.“ Sein dummes Grinsen wurde eine Spur schmaler und weniger belustigt, „Sie müssen schon Klartext mit mir reden, was ist los?“ Das war ja das Problem, sie wusste nicht was los war! Das alles hier, überforderte sie einfach! Ihre ganzen Gefühle, gegen die sie nicht mehr ankämpfen konnte, überforderten sie. Sie hatte sie und sich selbst nicht mehr unter Kontrolle und das war nicht gut. Grantig sprang sie auf.

Warum nur hatte sie sich auf ihn eingelassen? Sie hatte es geahnt und trotzdem hatte sie diesen Fehler begangen. Sie bereute es. Sie bereute den Tag, an dem er mit Igor diese Klinik betreten hatte. Sie bereute alle weiteren zufälligen Treffen und vor allem bereute sie diesen schrecklichen Abend! Das hätte alles gar nie passieren dürfen. Er war nicht gut für sie und sie war nicht gut für ihn! Wieso schaute er sie jetzt so an? So nachdenklich und so bohrend, als ob sie ein Rätsel wäre, dass er zu lösen versuchte? Er stand auf, doch sie wicht zurück.

„Sie sollten jetzt gehen und… wir sollten uns nicht mehr sehen.“„Wieso?“„Weil… der Hund.“„Was ist mit dem Hund?“„Er kann schon alles… Es gibt keinen Grund mehr, wieso wir uns noch treffen sollten.“„W- was?“„Ausserdem… muss ich mich auf die Suche meines leiblichen Vaters und auf meine Vergangenheit konzentrieren.“ Es folgte eine unbehagliche Pause. Daka bückte sich, hob seine Klamotten auf und reichte sie ihm, aber er schien völlig vor den Kopf gestossen.

Sie drängte ihn zum Gehen und hörte sich dabei weinerlich an, ein Ausdruck des emotionalen Sturms der in ihr wütete. „Darf ich mich wenigstens noch anziehen?“

Als er mit einem Bein bereits draussen stand, hielt sie ihn noch einmal zurück. Sie wollte ja noch was von ihm. Er musste ihr noch den Namen dieser dämlichen Stadt mit den dämlichen Pflanzen nennen, um die er so ein Geheimnis machte. Aber sie schaffte es kaum ihm in die Augen zu schauen, die sie unverstanden ansahen. Dakaria konnte sich nicht überwinden, ihn jetzt auch noch zu manipulieren, es musste eine andere Lösung geben… Also machte sie, ohne ein Wort zu sagen, die Tür vor seiner Nase zu. Anschliessend machte sie sich wie ferngesteuert daran, das erbrochene Plasma aufzuwischen. Doch auf einmal stand er wieder in der Praxis und verkündete, der Hund wäre nicht mehr da.

Sichtwechsel

Beide hatten sich sogleich aufgeteilt und sich auf die Suche nach ihm begeben. Es war bereits sehr spät und er hätte nicht damit gerechnet, noch einer SimSeele zu begegnen. Den Hund fand er schliesslich in der Nähe des Sable Squares und er war nicht allein. Sichtlich aufgeregt, kläffte er eine Simin an, die sich auf einer Bank vor ihm in Sicherheit gebracht hatte. Nachdem er den tobenden Hund am Stuhlbein befestigt- und sich entschuldigt hatte, reichte er ihr seine Hand, um ihr von der Schneebedeckten Bank zu helfen. Doch sie verzichtete auf seine Hilfe und verlor in einem umständlichen Versuch eigenständig runterzusteigen, die Balance und landete beinahe im Schnee, hätte er sie nicht abgefangen.

In der ganzen Aufregung war ihr etwas aus der Hand gefallen. „Warten Sie, Sie haben etwas verloren!“ rief er ihr hinterher, als die Rothaarige schon ordentlich Abstand zwischen sich und ihn gebracht hatte. Aber sie machte keine Anstalten stehen zu bleiben, im Gegenteil, sie legte sogar einen Zahn zu.

Er bückte sich und hob es auf. Auf dem ersten Blick schien er ein Hundeleckerli in der Hand zu halten, bei genauerem Betrachten aber, entdeckte er farbige Pellets, die auf der Seite rauslugten. Im Hintergrund bellte immer noch sein Hund wie verrückt. Als er begriff, setzte vor Schreck sein Herz für einen Moment aus und als er wieder aufsah, war die Simin verschwunden. Doch gleich darauf nahm er unweit Geräusche war, es hörte sich wie ein Schluchzen an, dass jedoch schnell in ein erstickendes Röcheln überging. Er folgte ihnen, sie führten ihn zu einer kleinen Holzbrücke unten am See.

Auf der Brücke stand Dakaria und würgte gerade das Leben aus Mrs. Lynx heraus, indem sie sie mit nur einem Arm an der Gurgel, über das Wasser baumeln liess. Die Vampirin war in ihrer dunklen Form und fauchte ihn warnend an, als er sich ihr mit wilden Rufen bis auf wenige Meter genähert hatte und sie von ihrem Tun abbringen wollte. „Sie muss bestraft werden!“„Ja, aber doch nicht so!“ Dakaria hob ihre andere Hand und öffnete die Finger. Auf ihrer Handfläche befanden sich ein paar Leckerlis.

„Sie haben Recht,“ meinte sie während sich die Vorfreude von einer Seite ihres Mundwinkels bis zur anderen breit machte, „wir sollten sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.“ Die zierliche Vampririn schleuderte die stattliche Simin mühelos ein paar Meter durch die Luft, welche dann hart auf dem festgetretenen Schneeboden aufprallte. Eher der Hundehalter zu ihr eilen konnte, hatte sich Dakaria aber schon auf sie gestürzt und auf den Rücken gedreht, damit sie ihr die Leckerlis gewaltsam in den Mund stopfen konnte. „Nein Dakaria!“ Ausser Atem packte er sie an beiden Schultern. Sein Versuch sie von ihrem Opfer wegzuzerren missglückte, als ihn ein Hieb ihres Ellenbogens gegen die Brust traf und ihn ein Stückweit durch die Luft schoss.

Als er mit dem Gesicht voran ächzend in Schnee lag, wurde ihm klar, dass sie erneut die Kontrolle verloren hatte. Es gab keine Möglichkeit mit Worten zu ihr durchzudringen, er musste sich etwas einfallen lassen. Doch erst musste er seine Brille suchen…

„Was soll das werden?“ Dakaira lachte verblüfft auf, als er plötzlich mit einem – zugegeben – ziemlich armesligen abgebrochenen Ast vor ihr stand, „wollen Sie mich etwa pfählen?“ Sie liess von Mrs. Lynx ab, die sich sofort auf die Seite rollte und hustend die vergifteten Hundeleckerlis ausspuckte. Langsam und bedrohlich schritt die Brünette auf ihn zu, während er bedacht rückwärtsging. „Oder wollen Sie mit mir Stöcken spielen?“ sie lachte wieder, diesmal abfällig, „ich bin ein Vampir, kein Werwolf!“ Dann wurde ihre Miene ernst.

„Diese Tierquälerin muss büssen!“„Das wird sie auch, wir gehen zur Polizei.“„Sie soll also nur eine Busse von ein paar lächerlichen Simoleons zahlen? Ist Ihnen Igors Leben so wenig wert?“„Ihr Tot bringt mir Igor auch nicht zurück.“ „Wegen dieser grässlichen Person mussten viele Tiere grausam verenden!“ – „Was Sie vorhaben ist unsimlisch, Dakaria.“ Er erreichte das Ufer. Eiswasser rann ihm in die Schuhe, seine Hosenbeine sogen sich voll damit und eine unangenehme Gänsehaut bereitete sich über seine Glieder aus. Dennoch watete er weiter zurück. Erst als ihm das Wasser über die Knie reichte, blieb er stehen.

Dakaria war ihm ins seichte Wasser gefolgt. Er blickte in ihr wahres Antlitz, auf welchem sich ein dämonisches Grinsen ausgebreitet hatte, „ich bin ja auch kein Sim.“ Dicht vor ihm blieb sie stehen, „nur zu, töten Sie mich.“ Doch er warf den Stecken hinter sich ins Wasser, auf dem sich der Vollmond spiegelte. „Sie sind ganz schön dumm.“ Die Vampirin beugte sich weiter vor, um ihm noch näher zu sein, „und ein Feigling noch dazu.“ Dann legte sie eine Hand auf seine Brust und fühlte eine Weile seinen beschleunigten Herzschlag. Ein mildes Lächeln überzog ihr graues Gesicht, „aber Sie haben ein gutes Herz.“ In der nächsten Sekunde, küsste sie ihn unerwartet.

Er spürte ihre scharfen Zähne auf seiner Zunge, nicht allzu fest, aber auch nicht gerade sanft und nach der ersten Überraschung, erwiderte er ihren fordernden Kuss. Wärme durchflutete seinen Körper. Er schlang seine Arme um ihre schmale Taille und presste sie an sich. „Und Sie sind… ganz verrückt nach mir.“ hauchte sie nach dem Kuss, ebenfalls ganz durcheinander.

Dakaria löste sich von ihm, wandte sich ab, aber er bekam ihren schlanken Arm zu fassen und schleuderte sie zu sich herum.

Sie küssten sich weider. Wild und stürmisch. Und ohne Hemmungen. Sie hörten erst dann auf, als er Schmerzenslaute von sich gab, weil sich ihre Nägel in sein Fleisch krallten und zwar durch die Kleidung hindruch. Atemlos standen sie sich gegenüber. Im schwachen Laternenlicht betrachtete er sie. Obwohl ihre Züge nun wesentlich entspannter wirkten, wusste er, dass sie ihr Vorhaben nicht aufgegeben hatte. „Bitte Dakaria, Sie müssen das nicht tun, Sie haben auch ein gutes Herz.“ Sie hob eine Braue, „wie kommen Sie darauf?“„Ich weiss es.“„Ich wollte Sie töten.“„Aber Sie haben es nicht getan.“„Sie denken doch nicht etwa, ich hätte Sie nur nicht getötet, weil mir was an Ihnen liegt, oder?“

„Oh… Sie denken das tatsächlich?“ Daka lachte, angesichts seines Gesichtsausdrucks, „Sie können von Glück reden, dass Ihr Plasma verseucht ist, sonst wären Sie jetzt längst beim kleinen Igor und es wäre mich sowas von egal!“ Ihre Worte trafen ihn mehr als ihm lieb war. „Sie waren nicht Sie selbst, Dakaria. Und jetzt sind Sie es auch nicht.“ Und die seinen schienen sie kurzzeitig aus der Fassung zu bringen, doch schnell hatte sie wieder ihren Vampirblick drauf. Knurrend schaute sie über ihre Schulter.

Die Katzenlady hatte in der Zeit versucht das Weite zu suchen, aber war durch den Aufprall verletzt, so dass sie nur langsam vorankam und immer noch in Sichtweite war. „Ihr Ablenkungsmanöver war wirklich gut.“ sagte Daka wieder an ihn gewandt und kaute kurz auf ihrer Unterlippe, als wollte sie nochmals die leidenschaftlichen Küsse schmecken, „und Sie haben mich überzeugt ein wenig mehr Herz zu zeigen, deswegen werde ich es kurz und schmerzlos machen.“„NEIN!“ rief er noch und trat einen Schritt vor, doch da war sie längst schon bei der Flüchtenden, die in Todesangst aufschrie als sie von der Vampirin gefasst wurde. Er rannte so schnell er konnte, aber als er eintraf, war es bereits zu spät.

Ein Schwall heisses Blut spritzte ihm ins Gesicht. Der abgetrennte Kopf der Simin war ein ganzes Stück davongerollt und hatte im Schnee eine rote Spur hinterlassen. Die aufgerissenen Augen sahen ihn an und in ihnen war immer noch das blanke Entsetzen zu erkennen. Ihr Mund stand offen, wie in einem letzten Schrei erstarrt. Es war ein unvorstellbar scheusslicher und kaum zu ertragender Anblick.

Er drehte sich um, wankte und stützte sich kraftlos am Lattenzaun, versuchte verzweifelt gegen den Drang anzukämpfen, sich zu übergeben.

„Darf ich mich setzen?“ Ihre Stimme klang schwach und schüchtern, wie die eines kleinen Mädchens, das was ausgefressen hatte. Er nickte stumm und ohne aufzusehen. Er hatte die ganze Zeit hier gesessen und teilnahmslos den Hund gestreichelt, der treu neben ihm Sitz gemacht- und seinen Kopf auf seinem Knie abgelegt hatte. Er musste erst verdauen, was er eben gesehen hatte. Dakaria hatte dafür keine Zeit. Als sie nach ihrem Blutrausch wieder zu sich gekommen war und realisierte was sie getan hatte, musste sie sich erst einmal um die verstümmelte Leiche kümmern und alle Spuren verwischen.

Erst nachdem sie Minutenlang in der Nähre rumgetigert war und scheinbar mit sich rang, hatte sie sich den beiden zaghaft genähert und sich neben ihn auf die Bank gesetzt. Der Hund ging sofort zu ihr und wollte gekrault werden. „Es tut mir leid,“ sagte sie nach einiger Zeit, dabei starrte sie mit hängenden Schultern vor sich in den Schnee, „dass Sie das mitansehen mussten… ich…“ sie brach ab. „Was ich gesagt habe… das…“ setzte sie wieder an, aber sprach auch diesmal nicht zu Ende. Seine Hand lag neben ihm auf der Bank. Irgendwann spürte er ihre Hand an der seinen. Langsam war sie über das verschneite Holz gekrochen und hatte zärtlich seine Finger berührt. Er hatte es zugelassen. Nach einer Weile erhob sie sich und zog ihn hoch. Auch das liess er mit sich geschehen.

Die Vampirin versuchte seinem Blick zu begegnen. Ihr Blick war besonders eindringlich, so als versuche sie ihm bis in die Seele zu schauen. „Vergessen Sie was Sie gerade gesehen haben, Mrs Lynx ist nicht tot.“ Irritiert schaute er sie an. „Vergessen Sie was in der Praxis passiert ist, ich habe Sie nicht angegriffen.“ Er wollte sich bewegen, doch konnte es zunächst nicht, ihre Augen schienen ihn ihn zu fesseln, was passierte gerade? „Ihre Gefühle die Sie für mich hegen, vergessen Sie sie, wir haben uns nie geküsst.“ Er schluckte, war sie etwa gerade dabei seine Erinnerungen zu löschen? Seine Gefühle zu beeinflussen?

Wieso?

„Nennen Sie mir den Namen dieser Stadt, in der diese bizarren Pflanzen wachsen.“ Er brauchte einen Moment bis er seine Stimme wiederfand. „StrangerVille.“ antwortete er, gerade noch rechtzeitig, bevor sie Verdacht schöpfen konnte. „Morgen früh werden Sie uns nach StrangerVille schmuggeln.“

„Jetzt nehmen Sie Ihren Hund und gehen Sie nach Hause.“ In einer beinahe mütterlichen Geste, strich sie über seine stoppelige Wange, „und waschen Sie sich das Blut aus dem Gesicht.“

Er tat wie ihm aufgetragen, obwohl es ihm schwerfiel, sie jetzt allein zu lassen.

Sie wirkte verstört, verloren und zerbrochen. Und ihre grauen Augen strahlten eine unendliche Traurigkeit aus, aber er durfte sich nicht anmerken lassen, dass die Manipulation bei ihm nicht gewirkt hatte, Dank des Gegenstandes, den er in seinem Inventar trug.

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