Wenn man im akrobatischen Bereich unterwegs ist, kommt man im Moment kaum umhin, irgendwann über Acro Yoga zu stolpern. In meinem Fall auf der Suche nach der Kunst der sogenannten Adagio Akrobatik. Damit ist eine Form der Akrobatik gemeint, die sich auf kunstvolle Verbindungen akrobatischer Übungen spezialisiert.

Warum Adagio Akrobatik?

Sportakrobatik und dergleichen arbeiten mit Balance-und Tempoelementen in verschieden großer Gruppenkonstellationen. Das bedeutet in aller Regel einzelne Elemente aufzuführen, die aus einem „Arbeitsschritt“ bestehen.

Für mich stellte sich immer die Frage, ob man da nicht mehr daraus machen könnte. Warum den Partner absetzen, ihn dann wieder aufnehmen, um die nächste Übung zu beginnen? Wenn er doch schon oben ist, könnte man doch gleich in eine andere Position wechseln?

Nach ausgiebiger Recherche stieß ich auf den Begriff Adagio Akrobatik, der für Google wie ein Fremdwort erschien und auch sonst nicht allzu viel Material hergab. Doch es gibt eine moderne, neu aufgelegte Form dieses akrobatischen Tuns: Acro Yoga.

Was ist Acro Yoga?

Zunächst einmal eine verdammt geniale Marketingidee für Akrobatik! Die „Erfinder“ Jason Nemer und Jenny Sauer-Klein nahmen sich die Popularität des Yogas, packten Akrobatik in den Namen rein und machten somit die viel gefürchtete Akrobatik alltagstauglich.

Die Grundidee baut auf drei Säulen auf:

 

Therapeutisches Fliegen

Der Unterpartner (Base) stützt den Oberpartner (Flyer) in einer entspannten Haltung. Dabei kann der Flyer loslassen, sich entspannen und von der Base gedehnt u. Ä. werden.

Akrobatisches Fliegen

Dies entspricht mehr der klassischen Vorstellung der Akrobatik, wo auch der Flyer Körperspannung annehmen muss, um durch verschiedene Positionen geführt zu werden.

Thai-Massage

Gegenseitige entspannungsfördernde „Übungen“ zum Ausklingen der Einheit.

Aus meiner Sicht bietet Acro Yoga die Möglichkeit, spaßvoll in der Gemeinschaft Kraft, Dehnfähigkeit und Körperbewusstsein zu trainieren. Dabei gibt es eine schier unbegrenzte Bandbreite an Übungen von einfach bis schwer.

Ist Acro Yoga noch Yoga?

Mitnichten. So wie ich es kennenlernte – praktiziert in Park und Freizeit – hat es mit dem typischen Yoga nur noch begrenzt viel zu tun. Gleichwohl bin ich mir sicher, dass es, angeleitet von einem Professionisten des Yogas, durchaus auch in einer yogaähnlichen Atmosphäre geübt werden kann.

Für mich besteht der klare Bruch in erster Linie darin, dass ich Yoga stark als nach innen gekehrt erlebt habe. Man konzentriert sich auf den Atem, die korrekte Übungsausführung, auf den eigenen Körper. Bei Akrobatik verlagert sich die Konzentration in den Raum, auf den eigenen Partner und auf Trainierende um einen herum.

Kann jeder Acro Yoga machen?

Genauso gut, wie jeder „gewöhnliche“ Partnerakrobatik machen kann. Der Vorteil ist, dass die Grundübungen des Acro Yoga auf den Beinen mit Unterstützung der Arme stattfinden. Somit hat man eine sehr stabile Basis, die es auch Ungeübten erlaubt, einige Positionen zu erarbeiten. Einziger Knackpunkt für unsere heutige Sitzkultur ist die Dehnbarkeit des Hüftwinkels. Man sollte vorher zumindest in der Lage sein, mit aufrechtem Rücken und durchgestreckten Beinen zu sitzen.

Abgesehen davon, dass man Acro Yoga nachsagen könnte, eine neue Masche des Geldverdienens zu sein, muss ich doch den Begründern meinen Dank aussprechen. Diese Sportart hat große Kreise gezogen und viele Privatpersonen animiert, ihr Wissen mit anderen in Vereinen und Freizeit zu teilen, Anleitungen auf Youtube und diversen Websites zu verbreiten und somit akrobatisches Wissen & Können für die Allgemeinheit zugänglich gemacht.

Genauso wie Akrobatik bringt Acro Yoga viele Menschen dazu, gemeinsam und spaßvoll miteinander zu turnen. Und die Community ist im Wachsen begriffen.

Weiterführende Links für Interessierte:

Partner Acrobatics – Worldwide Trainings in Acrobatics and Acroyoga

Eine Website mit unzähligen Videos und Bildern, die sowohl Vorübungen, Grundübungen als auch fortgeschrittene Positionen und Übergänge vermittelt.

Acrodicted

Eine Website, die sich insbesondere für fortgeschrittene Acro Yogis rentiert, die neue Übergänge erproben wollen bzw. eine bebilderte Übungsfolge als Erinnerungsstütze benötigen.