Schwabing

Im Nordosten Schwabings wurde 1942/43 an der Ecke Domagk- / Ungererstraße ein Hochbunker mit acht Stockwerken für die Bevölkerung der umliegenden Wohnquartiere errichtet. Das Bauwerk erhielt ein Kellergeschoss für die Bunkertechnik, Eingänge im Erd- und 1. Obergeschoss und darüber fünf gleichartige Stockwerke, die über ein zentrales Treppenhaus erschlossen wurden, das an der nach Südosten ausgerichteten Außenwand liegt und diesen Teil des Bunkers in etwa ein nördliches und zwei südliche Drittel gliedert.

Die Zugänge waren nach Südwesten (ebenerdig) und nach Nordosten (über eine steinerne Außentreppe) angeordnet. Der Luftschutzturm erhielt ein auf die Bunkerdecke aufgesetztes ziegelgedecktes Walmdach, um sich optisch besser in die umliegende Wohnbebauung einzupassen.

Die für Münchnens Hochbunker typischen Natursteinkanten, die Gliederung und Gestaltung der Fassaden, die steinernen Portalfassungen der Eingänge und die aufwändigen Außentreppen wirkten einer zu klobigen und zu wuchtigen Erscheinung des Gebäudes entgegen, obwohl es alle umliegenden Bauten deutlich überragte.

Erfreulicherweise wurde der Bunker unter Denkmalschutz gestellt, so dass er das Schicksal mancher anderer Bunker in München, etwa in der Müllerstrasse, nicht teilen musste, die irgendwann für Neubauten abgerissen wurden.

Der Umbau von Luftschutzbunkern in Wohngebäude ist nicht unumstritten. Die historische Substanz und Gliederung des Gebäudes wird dabei häufig vollkommen zerstört. Daher wird ein solcher Umbau mitunter auch mit einem Abriss gleichgesetzt.
Das Projekt Ungererstrasse 158 ist insofern bemerkenswert, als die Architekten den Bunker in ein luxuriöses Wohngebäude umwandelten, dabei aber einige der bestimmenden Elemente des Bauwerks bestehen ließen und in die neue Nutzung übernahmen.

So wurde das Treppenhaus mit seinem typischen 1940er-Design renoviert und die von Südwest nach Nordost verlaufende Mittelwand blieb bestehen. Dadurch wurden auch zwei bestimmende Elemente der Stockwerksgrundrisse beibehalten, um die herum die Etagen neu gegliedert wurden. Nach Nordwesten, Südwesten und Südosten wurden die Außenwände auf ganzer Bauwerkshöhe aufgeschnitten um Fenster und Balkone einbauen zu können. Die Zugänge blieben in ihrer historischen Gestalt erhalten, auch wenn moderne Türen eingesetzt wurden. Der Zugang vom Südwesten zum Büro führt durch den ehemaligen Schleusenbereich und auch die Außentreppe wurde lediglich renoviert und als prägendes Element der Außenwirkung des Gebäudes belassen.

Statt des aufgesetzten Walmdaches erhielt der Luftschutzturm ein Penthouse auf dem Bunkerdach. Für die Verbindung vom Bunker in die aufgesetzte Etage wurde die Bunkerdecke durchbrochen um eine Wendeltreppe einbauen zu können. Die Sicht vom Penthouse ist spektakulär, da das Bauwerk noch immer alle benachbarten Gebäude deutlich überragt. Zur Kulisse gehört der Englische Garten genauso wie der Blick auf den Fernsehturm, das BMW-Verwaltungsgebäude, den O2-Turm und bei entsprechendem Wetter die Alpen.

Obwohl auch hier das Wesen und die ursprüngliche Gliederung des Luftschutzturms natürlich dem Umbau zum Opfer fielen, versuchten die Architekten vom Charakter des Gebäudes noch möglichst viel zu erhalten. So bieten die Fassade, die Zugänge, die Natursteinkanten und auch die Sockelgestaltung noch immer die Möglichkeit sich das ursprüngliche Bauwerk vorzustellen. Die Balkone lassen die Dimension der 2 Meter starken Außenmauern auch von außen erkennen. Zwischen den öffentlichen Flächen (Gehweg, Straße) und Bunker wurde ein Granitschotterstreifen angelegt, in dem Stauden und Gräser wachsen sollen. Dort liegen auch mehrere Betonblöcke, die aus der Bunkermauer herausgefräst wurden.

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