Komm mit mir in das Cinema Die Gregors
© Marian Stefanowski / Ehlermann und Agneskirchner Filmproduktion / Thomas Ernst

Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors

„Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors“ // Deutschland-Start: 1. September 2022 (Kino) // 10. März 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Die studierten Filmliebhaber Ulrich Gregor und Erika Steinhoff begegneten sich zufällig bei einer Filmvorführung zum deutschen Stummfilm Menschen am Sonntag im Jahre 1957. Als es anschließend zu einer offenen Filmdiskussion kommt, fliegen die Fetzen. Während er den Film in den Himmel lobt, kritisiert sie den Film von vorn bis hinten. Die beiden finden zwischenmenschlich jedoch zusammen, werden ein Paar und teilen fortan ihre Leidenschaft zum Film. Jahr für Jahr sichten sie mehrere Tausend Filme, gründen die „Freunde der Deutschen Kinemathek“, erwerben Kopien von Filmen aus aller Welt und prägen die deutsche Filmlandschaft wie kein Zweiter. 1970 folgt dann das eigene Kino „Arsenal“ in Berlin, in dem die gesamte Bandbreite internationaler Produktionen gezeigt wird, angefangen vom deutschen Stummfilmklassiker über Avantgarde bis hin zum afrikanischen Film über die Apartheid. Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors beleuchtet ihre Geschichte bis heute und hält ihren maßgeblichen Einfluss auf die Filmgeschichte in der Nachkriegszeit in Deutschland fest.

Geschichten, die Deutschland veränderten

Kunstfilme, Programmkinos und Kinovorführungen mit anschließender Diskussion sind in der heutigen Zeit nichts Besonderes mehr. Wie aber hat sich all dies entwickelt, was wir heute für selbstverständlich hinnehmen? Genau dieser Frage ist Alice Agneskirchner (Lampenfieber) nachgegangen, in dem sie die Gregors – wohl die einflussreichsten deutschen Filmconnoisseure – unter die Lupe genommen hat. Herausgekommen ist ein beachtliches Flaggschiff einer filmhistorischen Dokumentation, die mehr als 50 Jahre Filmgeschichte in beachtlichen 150 Minuten festhält. Auch wenn das erst einmal viel klingt, so ist dieser Film keine Minute zu lang. Ähnlich wie die Gregors, die sich alles krallten, was man sich zu ihrer Zeit krallen konnte, stürzt sich Agneskirchner auf all das, was berichtenswert ist – und davon gibt es jede Menge. 

Filme, Filme, Filme

Andrei Tarkowski, Akira Kurosawa, Wong Kar-Wai, Sergej Eisenstein, Jim Jarmush und so weiter und so fort – die Liste an Filmen, die erst durch die Gregors nach Deutschland kamen, ist ellenlang. Agneskirchners Werk gleicht damit dem Kramen in einer gigantischen Kiste mit unvergesslichen Geschichten der Filmliebhaber. Und doch gibt es nicht nur den Blick in die Vergangenheit, sondern auch ständige Vergleichspunkte zur aktuellen Lage des Kinos, was die Dokumentation definitiv einzigartig macht. Dabei zeigt Agneskirchner eines recht anschaulich: Die Zeiten, in denen der Film und das Kino zelebriert wurden, sind lange vorbei. Die Gregors haben die goldenen Jahre aber noch genau vor Augen und schwelgen in Erinnerungen, wenn sie an prall gefüllte Säle zurückdenken, in denen nach der Vorführung immer ein Austausch stattfand. Platte Kritik am heutigen System wird man hier aber nicht finden, im Gegenteil. Die Dokumentation gleicht eher einem Appell, zu den alten Zeiten zurückzufinden.. 

Ein filmisches Vermächtnis

Ähnlich wie die Filmgeschichtsdokumentation Von Caligari zu Hitler, die den Film bis Mitte des 20. Jahrhunderts als das Massenmedium unter die Lupe nimmt, so führt die Ära der Gregors die Geschichte des Films geschickt weiter. Auch wenn diese Produktionen an sich wenig miteinander zutun haben, so ergänzen sie sich doch auf hervorragende Weise. Agneskirchner schafft dabei das ganz Große: Sie macht das Unsichtbare sichtbar, was man vermutlich speziell als junger Mensch eben nicht sieht – ganz vorn dran die Tatsache, dass Filme die Gesellschaft maßgeblich mitgeprägt haben. Dadurch, dass die Dokumentation perfekt mit Interviews mit unter anderem Jim Jarmush oder Wim Wenders abgerundet wird, stellt sich in der Gesamtheit eine stark spürbare Ehrfurcht gegenüber dem mittlerweile fast 90 Jahre alten Paar ein. Das Portrait über die Filmliebhaber, aber auch die Rolle des Kinos ab den 50er Jahren, ist daher ein Must-See für für Geschichtsfans, aber auch Leute, die gern einmal erfahren möchten, wie die ganz großen Filme wie beispielsweise Tarkowskis Stalker nach Deutschland fand.  

Credits

OT: „Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Alice Agneskirchner
Drehbuch: Alice Agneskirchner
Kamera: Jan Kerhart
Musik: Max Knoth
Mitwirkende: Erika Gregor, Ulrich Gregor, Wim Wenders, Jutta Brückner, Jim Jarmusch, Doris Dörrie, Alexander Kluge, Volker Schlöndorff

Bilder

Trailer

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fazit
Die Gregors - genauer gesagt Ulrich und Erika Gregor - sind wohl DIE deutschen Filmkenner schlechthin. Zigtausende Filme haben sie gesehen und zu ihrer Zeit nach Deutschland gebracht. Alice Agneskirchner spendiert dem Paar nun eine sehenswerte Dokumentation, um das aufregende Leben der Filmliebhaber nachzuzeichnen.
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