Abhörstation Teufelsberg – Street Art Mekka & Lost Place in Berlin

Abhörstation Teufelsberg – Street Art Mekka & Lost Place in Berlin
Abhörstation Teufelsberg – Street Art Mekka & Lost Place in Berlin

Berlin. Drei weiße Kugeln heben sich von dem dichten, grünen Laub des Grunewalds ab. Sie sind von jedem Aussichtspunkt der Stadt zu sehen und prägen dabei die Silhouette Berlins. Wie eine Festung thronen sie auf dem zweithöchsten Punkt Berlins, dem 120,1 Meter hohen Teufelsberg. Es ist ein Ort der Geschichte und der Kunst. Ein Lost Place voller Farben und Kreativität. Die ehemalige Abhörstation am Teufelsberg ist dabei nicht nur die größte Street Art Galerie in Berlin, sondern auch in Europa. Hier erfahrt ihr alles, was ihr vor eurem Besuch wissen müsst. Außerdem seht ihr schon mal viele tolle Fotos von diesem ganz besonderen Ort mitten im Grunewald.

Radom der Abhörstation am Teufelsberg in Berlin
Auch die Reste der Radome der Abhörstation am Teufelsberg sind bemalt.

Street Art Mekka in den Ruinen der Abhörstation am Teufelsberg

In den Ruinen der ehemaligen Abhörstation am Teufelsberg in Berlin hat sich ein Street Art Paradies entwickelt. Auf fünf Etagen und 2.400 Quadratmetern haben sich Künstler aus aller Welt verwirklicht. Mit nachträglich eigezogenen Betonwänden entstand sogar noch mehr Platz für Kunstwerke. Die Gestaltung der Ruinen lag dabei in den Händen der Graffiti Lobby Berlin. Am „Tag des offenen Denkmals“ im September 2012 wurde unter dem Motto „Auferstehung aus Ruinen“ gemalt und gestaltet. Seitdem fanden zahlreiche weitere Events und Workshops auf dem Teufelsberg statt. Der Lost Place wurde von mal zu mal bunter – die größte Street Art Galerie Europas entstand. Und wenn ihr nach den vielen Kunstwerken die Aussichtsterrasse erreicht, dann habt ihr einen fantastischen 360° Panoramablick über den Grunewald bis hin zum Fernsehturm am Alexanderplatz.

Street Art in der ehemaligen Abhörstation am Teufelsberg in Berlin
Street Art mit Aussicht
Aufgang zu dem höchsten der drei Radome der Radarstation.
Street Art in der ehemaligen Abhörstation am Teufelsberg in Berlin
Schon mal einen Elefanten von unten gesehen?
Für noch mehr Kunstwerke wurden zusätzliche Wände eingezogen.

Doch es geht noch weiter. Über der Aussichtsterrasse erhebt sich die höchste der weißen Kugeln – Radome genannt. Über eine schmale Treppe gelangt ihr in die Kuppel. Manchmal finden hier Konzerte statt. Denn der Schall und Raumklang in der Kuppel ist genauso faszinierend wie die Aussicht und die Street Art.

Radom der Abhörstation am Teufelsberg in Berlin
Auf der Aussichtsterasse der Radom-Unit
Radom der Abhörstation am Teufelsberg in Berlin
Von den Wänden des höchsten Radoms ist nicht mehr viel übrig.


Geschichte der Abhörstation am Teufelsberg

Die ehemalige Radarstation am Teufelsberg ist heute ein beliebtes Ausflugsziel sowie Hot Spot für Street Art in Berlin. Zugleich ist es ein Ort der Geschichte. Denn er erinnert an die Nazi-Zeit, an die Nachkriegsjahre, an den kalten Krieg und außerdem an den Aufschwung nach der Wende.

Im Innern eines Radoms der Abhörstation am Teufelsberg in Berlin
Die gesamte Abhörstation ist ein farbenfroher Lost Place

Wehrtechnische Fakultät zur Nazi-Zeit

Nach der Machtergreifung 1933 beabsichtigte Hitler, Berlin zur Welthauptstadt Germania zu machen. Teil dieses Projektes waren monumentale Bauwerke, großräumige Umbaumaßnahmen sowie diverse repräsentative Projekte. Auch an der Stelle, wo heute der Teufelsberg ist, wurde gebaut. Hier sollte die neue Hochschulstadt – die Wehrtechnische Fakultät – entstehen. Der Bau begann 1937. Ab Februar 1940 wurden jedoch alle Ressourcen für Kriegszwecke abgezogen und der Bau stand still. Das als Rohbau fertig gestellte Hauptgebäude der Hochschule blieb unvollendet. Später wurde das Gebäude bis aufs Erdgeschoss wieder abgebrochen und teilweise als Baumaterial genutzt.

Nachkriegsjahre und Kalter Krieg

Nach dem Krieg lag ein Drittel Berlins in Trümmern. Ab 1950 transportierten LKWs schließlich den Schutt aus den Straßen ab. Infolge dessen entstanden in Berlin mehrere Trümmerberge. So auch über den Ruinen der ehemaligen Wehrtechnischen Fakultät. Hier wuchs der Teufelsberg. Zwei Untergeschossse mit Luftschutzräumen befinden sich noch heute unter dem Berg. Der letzte Transporter fuhr im Jahre 1972. Während dieser 22 Jahre entstand aus 26 Millionen Kubikmetern Schutt die höchste Erhebung West-Berlins.

Teufelssee und Himmelsteich: Der nahe gelegene Teufelssee, gab dem Teufelsberg seinen Namen. Der See ist ein sogenannter Himmelsteich. Das bedeutet, er wird nur von Regen und Grundwasser gespeist. Seinen Namen verdankt der Teufelssee vermutlich einem urzeitlichen Kultort, der sich hier einst befand.

Nachdem die Aufschüttung des Berges abgeschlossen war, wurde er zu einem beliebten Ausflugspunkt gestaltet: Bäume wurden gepflanzt und Berlin bekam einen Skihang mit Lift und Sprungschanze. Doch die Kuppe des Berges war Spionagezwecken vorbehalten, eine Fläche von 48.000 Quadratmetern. Hier entstanden die Bauten der Flugüberwachungs- und Abhörstation der amerikanischen Streitkräfte mit insgesamt fünf Antennenkuppeln.

Radom der Abhörstation am Teufelsberg in Berlin
Nur noch drei der fünf Antennenkuppeln sind noch vorhanden.
Im Inneren des Radoms
Auch im Inneren der höchsten Kuppel findet ihr Street Art.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands

In Folge der Wende zog das Militär ab und demontierte Teile der technischen Anlagen. Auf die Gebäude kamen jedoch neue Radaranlagen. Es entstand die Flugsicherungsradar-Station, die von 1991 bis 1999 den zivilen Flugverkehr überwachte. Doch seit 1999 stehen die Gebäude schließlich leer und verfallen.

Der Berliner Senat verkaufte das Gelände 1998 an eine Investorengruppe. Diese wollte hier ein Hotel mit Tagungszentrum, Luxuswohnungen, Spionagemuseum und Restaurant errichten. Doch die Pläne scheiterten an unerwartet hohen Kosten und dem Widerstand der Naturschützer. Die Baugenehmigung verfiel. Im Jahr 2005 entschied der Senat schließlich, den bisher geltenden Flächennutzungsplan zu ändern. Das Gelände ist seit 2006 als Wald ausgewiesen. Eine neue private Bebauung ist damit ausgeschlossen.

Dann gab es 2008 neue Pläne vom Hollywoodregisseur David Lynch. Im schwebte eine Friedensuniversität der Maharishi-Stiftung vor. Am Turm der Unbesiegbarkeit sollten bis zu 1000 Studenten meditieren und Yoga Übungen machen. Doch auch aus diesen Plänen wurde nichts.

Street Art in der ehemaligen Radarstation am Teufelsberg in Berlin
Bunter geht es kaum

Und heute?

Ein Pächter des Geländes öffnete schließlich im Februar 2011 die Tore für Besucher. Er rief auch die größte Street Art Galerie Europas ins Leben. Ein folgender Pächter entwickelt das Gelände seit 2015 weiter. Parallel dazu hat sich 2013 der Verein Initiative Kultur-DENK-MAL Berliner Teufelsberg g. e. V. gegründet. Dieser hat den Teufelsberg zu einem Zentrum der Kunst und Kreativität gemacht. Seit Ende Oktober 2018 ist der Teufelsberg unter Denkmalschutz gestellt.

Street Art in der ehemaligen Radarstation am Teufelsberg in Berlin


Alle Infos für euren Besuch der Abhörstation am Teufelsberg Berlin

Adresse und Anfahrt:
Teufelsseechaussee 10 , 14193 Berlin. Vom S-Bahnhof Heerstraße geht ihr die Teufelsseechaussee bis zum zweiten Parkplatz. Dann geradeaus durch den Wald, bis ihr einen Zaun seht. Hier geht ihr nach links und kommt anschließend zum Haupteingang.

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag von 11 Uhr bis 17 Uhr. Letzter Einlass ist um 16 Uhr.

Führungen:
Historische Führung: Wissenswertes über die Geschichte des Teufelsberges. Dauer ca. 90 Minuten. Kosten 15 Euro. Tickets kauft ihr vor Ort.
Historische Taschenlampenwanderung (nicht im Sommer).
Stille Begehungen: freie Besichtigung der sicheren Bereiche der Radarstation Teufelsberg, ohne historische Informationen. Kosten 5 Euro (momentan ohne Aussichtsplattform).

WICHTIG! Momentan darf die Aussichtsplattform der Radom Unit mit den markanten Radomen und der Kuppel aus Sicherheitsgründen (Brandschutz und Fluchtwege) vorübergehend nicht betreten werden. Bitte schaut den aktuellen Stand auf der Website teufelsberg-berlin.eu nach.

Was es sonst noch zu sehen gibt:
Dokumentation der Geschichte des Teufelsberges und Fotos aus dem Kalten Krieg.


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Kennt ihr die ehemalige Abhörstation am Teufelsberg in Berlin und die tollen Street Art Kunstwerke? Wie hat es euch dort gefallen? Habt ihr noch Anmerkungen oder Anregungen zu meinem Artikel? Wenn ja, dann schreibt mir doch einen Kommentar!


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