Ist die Bahn eine wirkliche Alternative zum Flugzeug?

Ein spontaner Trip in die Heimat? Kein Problem. Da mir der Flug aber zu teuer war, habe ich mich für die Bahn entschieden. Aber: Würde ich es wieder tun?

Fahren oder nicht fahren? Genau das ist eine Frage, die ich mir lange gestellt habe. Kurz vor der WM hatte ich noch einige freie Tage. Warum also in München bleiben, wenn man diese auch bei gutem Wetter in der Heimat verbringen kann?

Seit 2010 reise ich immer wieder zwischen Nordsee und München. Knapp zwei Jahre wohne ich mittlerweile in München, mit der Bahn gefahren bin ich bisher nie.

Der Flieger kam in diesem Fall für mich nicht in Frage. Für Hin- und Rückflug hätte ich rund 380 Euro bezahlen müssen. Da nach Bremen nur die Lufthansa fliegt, bin ich teure Preise gewohnt. Meine Schmerzgrenze liegt bei ca. 250 Euro. In der Vergangenheit habe ich zwischen 200 und 280 Euro bezahlt.

Kommen wir aber zurück zur Bahn. Insgesamt habe ich 179 Euro bezahlt. Gefahren bin ich 1. Klasse und hatte damit auch gleich die Sitzplatzreserverung mit dabei.

Ganz neu ist ein „Check In“-Vorgang, nachdem man den Zug betreten hat. Über die DB-App kann man nun kurz vorher einchecken und wird danach nicht mehr kontrolliert. Dies hat übrigens auch problemlos funktioniert.

Am Platz in der 1. Klasse gibt es Ledersessel, zudem genug Beinfreiheit. Einen Tisch zum herunterklappen und eine Steckdose ist ebenso vorhanden. Wer länger mit der Bahn unterwegs ist, der kann zudem das Board-Restaurant aufsuchen oder via Speisekarte direkt beim Service-Personal bestellen und bekommt sein Essen dann direkt an den Platz gebracht. Vom Comfort her ist die Bahn also wirklich gut aufgestellt.

Kommen wir zu den negativen Erfahrungen, die ich machen musste. Grundsätzlich: Wer mit der Bahn von München an die Nordsee fährt, der muss sich im Klaren sein, dass er viele Stunden im Zug sitzt. In meinem Fall 6, bzw. 7 Stunden. Nach knapp zwei Stunden habe ich meinen Hintern nicht mehr gespürt und trotz des recht großem Bewegungsraums, ist so eine lange Zugfahrt nicht wirklich angenehm.

Hinzu kommen natürlich Verspätungen. Auf der Hinfahrt hatte ich genau drei Minuten Verspätung und habe meinen Anschlusszug verpasst, sodass ich eine Stunde lange auf den nächsten warten musste. Grund war eine Signalstörung. Auf der Rückfährt wurde es dann ganz chaotisch. Mein Regionalzug in Richtung Bremerhaven kam nicht.

Mein Glück: An meinem Bahnhof an der Nordsee kreuzen sich die Züge. Einer fährt nach Bremerhaven, einer nach Cuxhaven. Als der Zug aus Cuxhaven in Richtung Bremerhaven nicht kam, da ging es dann mit der Panik los. Ich musste diesen Zug bekommen, um meinen Anschluss in Bremen zu schaffen.

Der Zug aus Cuxhaven kam also nicht. Signalstörung. Natürlich. Die EVB hat sich dann dazu entschieden, den Zug aus Bremerhaven direkt wieder dorthin fahren zu lassen. Info aus dem Zug: „Wir bekommen den Anschluss zum Zug nach Bremen nicht, sie werden auch nicht warten“. Der Fahrer hat richtig Gas gegeben und einiges an Zeit aufgeholt. Und zum Glück hat der Zug in Bremerhaven-Lehe nun doch gewartet.

Mit einer kleinen Verspätung war ich dann auch in Bremen. Zwischen der Ankunft in Bremen und der Abfahrt nach München lagen nur 10 Minuten. Wäre also nicht alles gut gegangen, hätte ich mir einen Plan B überlegen müssen. Flieger? Anderer Zug? Zum Glück hat es wirklich geklappt.

Gestern war ich dann von 10 Uhr bis 18:20 Uhr mit der Bahn unterwegs. Langer Tag, viel Stress.

Ist die Bahn also zu empfehlen? Ich würde sagen: Kommt drauf an. Muss man nach dem ICE noch einen Anschlusszug bekommen? Dann würde ich eher sagen: „Jein“. Die Chance, einen Anschlusszug nicht zu bekommen ist wohl recht hoch. Vor allem dann, wenn man mit einem Zug erst zum ICE kommen muss. Fährt man von Stadt zu Stadt durch, dann stören die Verspätungen nicht so sehr.

Eine wirkliche Alternative ist die Bahn in meinem Fall aber nicht. Da zahle ich im Zweifel lieber 50-80 Euro mehr, sitze dann aber nicht so lange in der Bahn und muss keine große Angst haben, nicht am Ziel anzukommen. Fliegen ist deutlich stressfreier.

An Weihnachten nehme ich dann wieder den Flieger.

Veröffentlicht von Florian

Medien-Blogger, Community-Manager, Sportfan.

Ein Kommentar zu “Ist die Bahn eine wirkliche Alternative zum Flugzeug?

  1. Ich bin persönlich ein Bahn-Fan und reise immer gerne mit dem ICE auf langen Strecken. Zwar am allerliebsten im Ausland, aber auch generell. Das Schöne am Bahnfahren ist immer das bessere Gefühl der Entfernung und je nachdem wie weit man fährt, merkt man auch eine Veränderung der Landschaft und der Menschen.

    Dauert zwar in der Tat etwas länger, aber am Fliegen nervt mich am meisten das Warten am Gate und dass die Flughäfen meist am äußersten Stadtrand sind und nicht mitten im Zentrum wie die Hauptbahnhöfe.

    Zum Thema „Bahn gegen Flugzeug“: Prinzipiell kann man sagen, dass sich das Flugzeug von der Zeit her lohnt bei allen Distanzen, die ein Zug innerhalb von vier Stunden nicht erreichen kann. Bei 4h oder darunter, sehe ich jedoch den Zug im Vorteil.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar