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Klimaanlage II

Australien verzeichnet jeden Sommer eine sehr große Anzahl neuer Hitzerekorde. Höchsttemperaturen, die vorher noch nie aufgezeichnet wurden. Und das gilt für alle Landesteile.

Gemäß dem australischen Wetterdienst (Bureau of Meteorology BOM) hat sich Australien seit 1910 um etwa ein Grad erwärmt. Die Erwärmung hat sich vor allem seit 1950 ereignet. Auch die Häufigkeit der täglichen Temperaturextreme hat sich seit 1910 verändert. Die Anzahl der Wetterstationen mit sehr warmen Nachttemperaturen und die Häufigkeit, mit der diese auftreten, sind seit Mitte der 1970er Jahre gestiegen. Die Häufigkeit von sehr heißen Tagestemperaturen ist seit den neunziger Jahren gestiegen.

ährliche Durchschnittstemperaturanomalien für Australien
Jährliche Durchschnittstemperaturanomalien für Australien (rot) mit 10-Jahres-Mittelwert (hellgrau). © Copyright Commonwealth of Australia 2018, Bureau of Meteorology

Als wir nach Australien kamen, war es uns wichtig, dass unser neues Heim eine Klimaanlage hatte. U.a. diesbezüglich hatten wir ja auch entsprechend Probleme bekommen. Zum Glück sind wir dann vor der großen Hitzezeit noch einmal in eine Wohnung mit gut funktionierender Klimaanlage umgezogen. Und dass sie funktioniert konnten wir in den letzten Wochen immer wieder erleben.

Wir hatten Temperaturen bis zu 38 °C und einer Luftfeuchtigkeit bis zu 100 %. Wobei die relative Luftfeuchtigkeit eigentlich nichts aussagt.  Z.B. ist eine Luftfeuchtigkeit von 100 % bei 10 °C Außentemperatur vollkommen unproblematisch und bei 30 °C kaum zu ertragen.

Das äußert sich nicht nur darin, dass man schwitzt und klebt, sondern auch, dass die Wäsche nicht mehr trocknet und sich Teppiche, Bettwäsche etc. klamm anfühlen. Da hilft eine Klimaanlage, denn eine Hauptfunktion der Klimaanlage ist die Trocknung der Luft. Beispielsweise lag die relative Luftfeuchtigkeit bei uns zu Hause nahezu bei 100 % (und mehr als 30 °C) und 1/2 Stunde nach Einschalten der Klimaanlage war nicht nur die Raumtemperatur bei nur noch 26 °C angekommen, sondern auch die Luftfeuchtigkeit auf 55 % reduziert. In unserem Waschraum hörte man dabei immer ein Gluckern, was von dem Ablauf des kondensierten Wassers aus der Klimaanlage kam.

Daher tropfen Autos mit Klimaanlage im schwülen Sommer auch recht stark (das ist dann die der Luft entzogene Feuchtigkeit).

Nachdem die Klimaanlage längere Zeit bei uns zu Hause gelaufen ist, trat der Effekt ein, den man im Winter oft in Wirtshäusern sieht – die Fenster beschlagen. Nur hier beschlagen sie auf den Fenstern mit der Einfachverglasung außen. Das hat etwas mit dem Taupunkt zu tun (siehe Exkurs unten). Das geht so weit, dass selbst die Autoscheiben beim Fahren von außen beschlagen.

Klimaanlage braucht viel Strom

Die Menschen hier klagen häufig darüber, dass der Betrieb einer Klimaanlage viel kostet. Das stimmt, die Stromrechnung schnellt dann schnell in die Höhe. Bei nur 4 Stunden Betrieb pro Tag und einer das ganze Haus abdeckenden Klimaanlage kann das schon locker AUD 1.200 und mehr pro Saison ausmachen (dabei muss man allerdings auch bedenken, was man in Zentraleuropa an Heizkosten pro Jahr ausgibt). Interessant ist dabei, dass trotzdem kaum in die Isolierung der Häuser gegen Hitze investiert wird. Auch besteht der Sonnenschutz meist nur aus Rollos, Jalousien etc. innen vor den Fenstern. Das verhindert natürlich nicht, dass sich die Fenster extrem bei Sonneneinstrahlung aufheizen. Und das ist auch bei nagelneuen Häusern so.

Auch bei Geschäften, Pubs, Einkaufszentren etc. ist es normal, dass die Klimaanlage an ist und die Eingangstüren weit offen sind. Wenn man an dem Laden vorbeigeht, weht einem aus dem Geschäft ein kalter Wind entgegen, was in dem Moment und bei heißem Wetter oft recht angenehm ist. Innen erinnert es dann manchmal eher an nordische Kälte. In manchen Läden hätte ich  lieber lange Hosen und ein langärmeliges Hemd an, wenn ich die erste Gänsehaut auf meinem Arm sehe (und das bei mir, der es eher kühler als zu warm hat). Und auch bei angenehmen 24° Außentemperatur, denn dann wird in den Einkaufszentren weiter voll gekühlt.

Trotzdem möchte ich die Klimaanlagen im australischen Sommer nicht missen.


Exkurs Taupunkt

Grundsätzlich kann die Luft je mehr Wasser aufnehmen, desto wärmer sie ist. Der Taupunkt ist diejenige theoretische Temperatur der feuchten Luft, bei der diese wasserdampfgesättigt wäre. Oder anders gesagt, der Taupunkt ist die Temperatur, unterhalb der das Wasser aus der Luft heraus kondensiert bzw. wird mit Wasserdampf gesättigte Luft unter den Taupunkt abgekühlt, so tritt Kondensation ein (Beschlagen, Nebel, Tau, Niederschlag). Hat man beispielsweise ein Glas, welches eine Temperatur von 25° C aufweist, so beschlägt es, wenn der Taupunkt z.B. 28 °C ist. Der Taupunkt kann daher auch nie größer sein, als die aktuelle Außentemperatur. Hat man eine Außentemperatur von 28 °C und einen Taupunkt von ebenfalls 28° C, so hat man auch eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 %.

Das Prinzip funktioniert natürlich auch umgekehrt. Hat man in einem Raum eine Temperatur von 21 °C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 %, so errechnet sich daraus ein Taupunkt von 10,2 °C. Kommt man bei einer kalten Außentemperatur in den Raum, so beschlägt die Brille, da die Temperatur der Brille niedriger ist als der Taupunkt im Raum, und sich die Raumluft an der Brille abkühlt.

Alles klar?

2 Gedanken zu „Klimaanlage II

  • Ivan K.

    Hi Henning,

    Immer wieder spannend und erfrischend, deine Posts zu lesen!
    Heute gab’s hier – nach einem wiederholten Wintereinbruch – einen angenehm warmen und sonnigen Frühlingstag – euch einen schönen Herbst!

    LG
    Ivan
    P.S. Glaub’ beim Exkurs zum Taupunkt müsste bei der relativen Luftfeuchtigkeit eine Prozentangabe stehen anstatt 21°C, nicht…? 😉

    Antwort
    • admin

      Hi Ivan,

      Danke für den Kommentar und den Hinweis. Du hast Recht, bei der Luftfeuchtigkeit muss natürlich “50 %” stehen. Hier ist jetzt der Taupunkt gerade bei 23,9 °C, was bei 28,9°C eine Luftfeuchtigkeit von 75% ausmacht, oder einfach gesagt … es fühlt sich schon um 10:00 morgens recht schwül an :-). Ansonsten ist der Herbst recht angenehm. Für mich könnte es noch etwas kühler sein, auch wenn manche Einheimische schon anfangen, zu frieren …

      Beste Grüße,

      Henning

      Antwort

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