„Olé, Olé und die Magie des Weines“
Rioja-Weine sind weltberühmt. Ihr außerordentlich hohes Alterungspotential, ihre Güte und Vielschichtigkeit haben dazu geführt, dass Rioja-Weine zur Riege der weltbesten Weine gehören.
Die Geschichte des Rioja
Wer diese Geschichte zum Besten geben möchte, braucht hier durchaus einen langen Atem. Die Kultivierung von Rebe und Wein begann bereits vor zweitausend Jahren in Rioja, wie zahlreiche archäologische Funde von Weinpressen und Kellereien aus römischer Zeit belegen. Das Weinanbaugebiet Rioja ist wohl das bekannteste Anbaugebiet in Spanien. Es liegt im Norden des Landes und erstreckt sich über die drei Provinzen La Rioja, ‘Alava und Navarra.
Ein bedeutsamer Meilenstein war 1787 die Gründung der Real Junta de Cosecheros (Königliche Vereinigung der Weinbauern). Ihre Ziele waren die Förderung des Rebenanbaus, die Verbesserung der Weinqualität und die Erleichterung des Handels in den nördlichen Absatzmärkten auf der iberischen Halbinsel.
Seit dieser Zeit war und ist Rioja eine der bedeutendsten Anbauregionen spanischen Weines. Ständige Perfektionierung und Verfeinerung der Weinbereitung haben in Jahrzehnten dafür gesorgt, dass weltweit im Bewusstsein der Weinliebhaber die Rioja-Weine für Eleganz, Eigenständigkeit und Kontinuität stehen. Auch das weitsichtige Festhalten an die in der Rioja seit Jahrhunderten beheimateten Rebsorten gehörte dazu.
Un brindis por la vida – Ein Toast auf das Leben
Zur wohl bekanntesten und auch weitest verbreiteten Rebsorte in Spanien zählt die Tempranillo. Diese Traube ist auch Grundlage für den bekannten Rioja. Als Rioja wird klassischerweise entweder ein Wein mit 100 Prozent Weintrauben des Tempranillo bezeichnet – oder ein Verschnitt mit anderen Rebsorten. Beim Verschnitt liegt jedoch ein Mindestanteil von 50 Prozent der Rebsorte Tempranillo vor. Verschnitten wird der Rioja mit den Rebsorten Garnacha, Mazuelo und Graciano. Durch die alte Tradition, den Zuschnitt in alten Eichenfässern auszubauen, erhalten die Weine ihre ureigenen Vanillearomen. Der Tempranillo selbst hat einen hohen Tanningehalt und eine dunkle Farbe. Sortenreine Weine sind eher säurearm. Oft schmeckt man Erdbeeren, Pflaumen, bei älteren Weinen auch Unterholz und Leder.
Diese Beschreibung könnte doch auch durchaus für einen Whisky stehen?! Machen wir uns also auf die Suche nach einer passenden Brennerei.
Die wilde Insel Schottlands
Die Isle of Mull beherbergt die Faszination Schottlands auf kleinstem Raum. Unberührte Natur, schroffe Klippen, steinige Küsten und ihre zahlreichen Halbinseln prägen die Erscheinung. Sie liegt vor der schottischen Westküste und ist Teil der Inneren Hebriden. Wer kennt sie nicht, die Bilder der zahlreichen Postkarten von bunten Häusern der kleinen Hafenstadt Tobermory, die zugleich auch Hauptstadt der wilden Insel Mull ist. Ein charmanter kleiner Ort, der nur darauf wartet, erkundet zu werden. Hier zu finden eine der ältesten Brennereien Schottlands, die Tobermory Destillerie.
John Sinclair gründete die Destillerie Tobermory 1798. Wie schon bei so vielen anderen Brennereien in Schottland begann über die Jahrzehnte ein stetiger Wechsel der Eigentümer. Pleiten, Pech und Pannen hielten Einzug. Deshalb ist es an der Stelle schwierig, hier die genaue Geschichte bis in die Gegenwart zu verfolgen. Im Jahre 1993 kaufte Burn Stewart Distillers die Brennerei, zu denen auch Bunnahabhain und Deanston zählen. Zeiten des Erfolges stellten sich ein. Heute gehört Tobermory zur südafrikanischen Distell-Gruppe. Produziert werden dort zwei unterschiedliche Single Malts Whiskys. Die Malts mit dem Namen der Hauptstadt Tobermory sind malzig süß, nicht rauchig und besitzen eine leicht maritime Note. Der zweite Tropfen der Produktion nennt sich Ledaig. Eine Hommage an den Namen, den der Gründer John Sinclair seiner Destille ursprünglich gegeben hatte. Er besitzt starke torfige Rauchnoten mit heller Asche und feinen Zitrusaromen. Alle Marken kommen übrigens mit einer Alkoholstärke von 46,3% in die Flasche.
„Sie haben Ihr Ziel erreicht, Olé, Olé!!“
Wein trifft Rauch
Sind wir gespannt auf die Vereinigung von spanischem Wein und Schottischem Whisky. Der Ledaig Rioja Cask Finish der Sinclair Series verkörpert diese Vereinigung von Wein und Rauch. Die erste Abfüllung der Sinclair Serie reifte zunächst in Ex-Bourbonfässern und erhielt im Anschluss ein 18-monatiges Finish in spanischen Rioja Rotweinfässern. Durch das Finish erhält unser Whisky eine fruchtig-süße Ergänzung zu den typischen Rauch- und Torfnoten von Ledaig.
Hört sich doch nach einer gelungenen Vermählung zweier Welten an. Also, los geht’s und ab ins Glas!
Destille: Tobermory
Abfüller: Originalabfüllung
Typ: Singe Malt
Land / Region: Isle of Mull
Alter: keine Altersangabe (NAS)
Fasstypen: Bourbonfässer, 18-monatiges Rioja Casks Finish
Alkoholgehalt: 46,3%
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 39,- Euro
Whiskybase ID: folgt
Auge / Anblick, Farbe: Rostrot
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,0
Vorfreude! Schön, was wir beim Ausschenken des Whiskys hier schon in der Nase entdecken können. Aus dem Glas steigen sofort Aromen von süßen kandierten Früchten auf. Himbeere und Erdbeere liegen deutlich im Vordergrund. Waldhonig und eine wunderschöne süße Rauchnote lassen sich nun erkennen. Es dominieren immer stärker Röstaromen, bevor diese durch eine würzige Pfeffernote abgelöst werden. Tiefer im Glas können wir noch Schokolade, Leder und dazwischen immer wieder den süßen aromatischen Rauch finden. Selbstverständlich ist hier auch noch der so typische Duft nach Kuhstall zu finden. Vielschichtiges Geruchserlebnis, 8,0 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,0
Angenehm süßer, cremiger und vollmundiger Antritt. Würzige Malzaromen mit kandierten Himbeeren, Erdbeeren, die wir zuvor in der Nase finden konnten, gesellen sich hinzu. Schokolade und Vanille liegen auf der Zunge. Es folgt ein Wechselspiel aus den zuvor genannten Aromen, mit leichter scharfer Note am Ende. Der Alkohol ist mit 46,3% hervorragend eingebunden. Die cremige Vanille bleibt zurück und wird durch Gerste und ein feines Heuaroma ergänzt. Mir gefällt diese Aromakombination aus Frucht und Rauch. Toller Körper und tolle ölige Textur – dafür auch 8 volle Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,0
Es raucht auch im Abgang, den wir als mittellang bis lang beschreiben können. Die Süße der kandierten Früchte taucht immer mal wieder auf und wird durch ein maritimes salziges Aroma ergänzt. Karamell und Vanille klingen noch lange nach, bevor es am Ende etwas bitterer wird. Am Gaumen bleibt zudem eine Weile ein Nuss/ Zimt Aroma haften. Lecker und gelungen! 8 Punkte.
Preisleistung (0 – 10): 9,0
Einer meiner persönlichen Preis/Leistungssieger aus dem Jahr 2020. Magie des spanischen Weins trifft auf wilde schottische Insel. Gelungen, wie ich finde! Für knapp 39 € ein toller Whisky!
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,25
Es ist keiner dieser ultrakomplexen Whiskys, mit dem man sich stundenlang beschäftigen könnte. Auch seine Jugendlichkeit merkt man ihm wahrlich an. Mich störte es nicht. Das Rioja Finish konnte mich überzeugen und harmoniert mit seiner fruchtigen Süße wunderbar zum Ledaig. Die Magie des Weines konnte auch im Whisky Einzug halten. In diesem Preissegment ein wirklich toller und gelungener Whisky. Gerade für Anfänger, denke ich, ist dieser Tropfen bestens geeignet. So kann man sich langsam an den Rauch/Torf von Ledaig herantasten und wird nicht sofort von diesem erschlagen.
Es gibt sie also doch! Man muss sie nur finden. Da kommt unser Whiskygraph Stefan ins Spiel, er ist immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Whiskys und konnte uns diesen Tropfen empfehlen. Es hat sich gelohnt. Also Freunde, ab ins Glas, denn Genuss verbindet.