THE GUILTY

PÖNIs: (4,5/5)

„THE GUILTY“ von Gustav Möller (Co-B + R; Dänemark 2017; Co-B: Emil Nygaard Albertsen; K: Jasper Spanning; M: Carl Coleman; Caspar Hesselager; Schnitt: Carla Luffe; 85 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.10.2018); ein Mann, am Telefon, die ganze Zeit, und es entsteht eine knisternde Atmosphäre zum Bersten. „THE GUILTY“, beim diesjährigen renommierten „Sundance Festival“ im Januar mit dem Publikumspreis für den Regisseur bedacht und inzwischen mit insgesamt neun internationalen Preisen ausgezeichnet, ist das Nonplusultra eines begeisternden Spannungsfilms. KINO IM KOPF war noch nie derart so dauer-intensiv-aufregend. Da müssen sich selbst Vorläufer wie „Buried – Lebend begraben“ (s. Kino-KRITIK/mit Ryan Reynolds) oder „Nicht auflegen!“ mit Colin Farrell verbeugen.

Ein Raum. Viele Tische. Mit Telefonen bestückt. Viele Menschen. Arbeiten in der Notrufzentrale der Kopenhagener Polizei. Darunter auch Asger Holm (JAKOB CEDERGREN). Der hier nur vorübergehend tätig ist. Er ist vom polizeilichen Streifendienst suspendiert und hierher versetzt worden, weil ein Verfahren gegen ihn läuft: er hat im Dienst einen Menschen erschossen. Morgen ist der letzte Prozesstag in Sachen vermeintlicher Beweismittelfälschung, danach hofft er wieder in seinen alten Job zurückkehren zu können. Und zu seinem Kollegen Rashid, mit dem er ein kumpelhaftes Streifendienst-Team bildet(e). Und der sich bereit erklärt hat, FÜR ihn auszusagen.

Die Aufgaben hier sind klar verteilt: Anrufe von Menschen in Not entgegennehmen und an die zuständige Polizeidienststelle weiterleiten. Das ist es. Mehr nicht. Doch dann kommt dieser eine Anruf. Eine Frauenstimme. Die so tut als würde sie mit ihrer Tochter sprechen. Asger kriegt heraus, dass sie Opfer einer Entführung ist. Offenbar hat ihr gewalttätiger Ehemann sie in einem Auto verschleppt. Asger gibt seine Informationen weiter und – bleibt dran. Will eigenmächtig helfen. Über das Telefon. Sein Kollege am Nachbartisch warnt ihn eindringlich: „Das ist nicht deine Aufgabe!“. Doch Asgar hat „Lunte“ gerochen. Mischt sich ab sofort ein und gerät dadurch selber immer tiefer in diesen Kriminalfall hinein. Weil er glaubt, etwas Gutes leisten zu können. Dabei stehen ihm nur das Telefon und sein Computer zur Verfügung. Es wird immer dramatischer.

Es ist ebenso fantastisch wie unglaublich. Ein Mann, ein Telefon, und im Kopf läuft „der Film“ ab. Regisseur und Co-Drehbuch-Autor GUSTAV MÖLLER entwickelt ein Szenario, das in seinem Minimalismus eine schweißtreibende Suspense-Kopf-Atmosphäre aufbaut, entwickelt. So dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt, wie einfach es sein kann, EXZELLENTE SPANNUNG inklusive ständiger Steigerung faszinierend herzustellen. „The Guilty“ ist ein Verbal-Aufreger vom Allerfeinsten. Man lauscht den Worten, bringt sie im Kopf unter und „sieht“ praktisch Bilder. Die Vorstellungskraft ist enorm. Hämmert permanent an die eigene „Birne“! Weil das Skript „stimmt“, also stimmig = glaubhaft = überzeugend-ausgefeilt dargelegt = aufregend ausgebreitet wird und WIRKT; weil die Schnitt-Montage von CARLA LUFFE fesselt = einen einnimmt = einfängt; weil der völlig auf sich allein gestellte Hauptdarsteller JAKOB CEDERGREN eine überragende körpersprachliche Charakter-Intensität performt = ausstrahlt, die permanent einen Spannungssog entwirft, dem man sich nicht entziehen kann.

„THE GUILTY“ ist ein sagenhaftes Verblüffungs- & Überraschungsstück, das man gut und gern als kultigen Spitzen-Thriller mit Hitchcock-Charisma bezeichnen darf (= 4 1/2 PÖNIs).

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