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Oase der Ruhe – Momentaufnahme #3

Was ist deine Alltagsoase?

– Fragst du mich in deinem Mitmach-Projekt, Aequitas et Veritas. „Was hilft dir, innerlich zur Ruhe zu kommen?“
Ich muss zugeben, dass ich längere Zeit nicht wusste, was ich mit deiner Frage anfangen sollte. Sie schien mir nicht wirklich passend, gerade jetzt, da alles sowieso stillsteht. Eine Oase der Ruhe? Habe ich so etwas überhaupt? Wäre es nicht besser, nach ein wenig Action Ausschau zu halten?

Ruhig ist bei mir sowieso alles. Seit drei Monaten inzwischen. Die Kurzarbeit, in Verbindung mit Homeoffice, ist mit etwas gutem Willen das perfekte Stilmittel, um dich von deinen sozialen Kontakten bestens fernzuhalten. Ruhe – ja die habe ich. Zu viel vielleicht. Momentan sehne ich mich danach, Vulkane zu besteigen oder in Sandalen auf einen Ziegenmarkt zu gehen.

Doch dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ja, selbstverständlich!

Ja, auch ich habe meine Insel der Glückseligkeit, einen Ort, an dem nur Platz für Sonnenschein, einen Drink und ein gutes Buch ist. Doch momentan ist dieser Ort eine Insel, die im Regen schwimmt. Es ist mein Plätzchen auf der Terrasse im Garten.

 

Meine Terrasse im Garten

Wie konnte ich es nur vergessen? War es doch dieser Platz, der mir die Zeit um den ersten Lockdown herum versüßte. Der es mir ermöglichte, draußen zu sein, ohne den Fuß vor die Türe zu setzen. Wo ich wochenlang saß, alleine oder wahlweise mit meiner Freundin Danusia, die im selben Haus wohnt. Wo das eine oder andere Weinchen gezwitschert wurde und wir dabei zusahen, wie weiter Weg hinter dem Zaun Spaziergänger zu uns herüber spähten. Wo die kahlen Bäume Knospen, und dann Blätter bekamen, das Gestrüpp immer dichter und immer grüner wurde. Hecken blühten und verblühten, Insekten summten und der Holzstapel in meinem Rücken in der Sonne einen wunderbaren Duft verströmte.

Hier lege ich meine Homeoffice-Unterlagen aus, schreibe Briefe und Karten. Hier überhitzt mein Laptop, so dass ich ihn wieder aus der Sonne nehmen muss. Shit happends. Und hier bekomme ich meine erste Bräune des Jahres. Und wie ich so schön dasitze, völlig in meine Arbeit oder mein Buch versunken, da schiebt sich ein Kopf schräg aus der Terrassentür. Der Kopf fragt: „Ach, Kasia, hier bist du?“ Und gleich danach folgt Danusias ganzer Körper. In der Hand hält sie ein Tablett. „Ich habe Kaffee gemacht. Und Tiramisu…“

Nun liegt meine Oase verweist da. Der Regen lässt die Ufer des Rheins anschwellen und Kälte macht einen längeren Aufenthalt draußen zu einer ungemütlichen Angelegenheit. Doch sie wird wieder kommen, meine Gartenzeit. Es wird wieder warme Tage geben. Bereits jetzt, an einem wunderbaren Freitag, saßen wir wieder zusammen und der Wein stand bereit. Schafsfelle und Kuscheldecken sorgten für Wärme und auf dem grünen Rasen sprossen die ersten Krokusse und Gänseblümchen. Es ist ein windstiller, sonniger Platz. Der mir half, den ersten Lockdown besser zu ertragen.

Nun ist alles etwas, hm… ich sag mal: schwieriger geworden. Enger. Ich tigere in der Wohnung auf und ab und vor lauter Lagerkoller gehe ich bei jedem Wetter raus. Und wer mich kennt, weiß, welch einen Ausnahmezustand es braucht, um mich bei Nieselregen zum Spazieren zu bringen.

Bewegung. Meine zweite „Oase der Ruhe“, bei der ich wieder ins Gleichgewicht komme. Es ist kein Ort. Auch wenn ich die zur Zeit teils überfluteten Mannheimer Strandterrassen zu einem solchen deklarieren könnte. Es ist ein Zustand. Es ist die Bewegung der Muskeln und die frische Luft auf der Haut, es sind andere Eindrücke als die der eigenen vier Wände.

Meine Oase der Ruhe.

Doch was ich momentan bräuchte, ist nicht Ruhe, denn davon habe ich zu Genüge. Etwas mehr Leben in meinem Leben, ja, das wäre nicht schlecht…

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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20 Kommentare

  1. berlinerininfrankreich sagt:

    Liebe Kasia,

    ich habe den Eindruck, dass es während dieser Krise zwei Arten von Menschen gibt. Die, die zu viel Ruhe haben, und die anderen, die sich nach Ruhe sehnen. Ich gehöre (meistens) zur zweiten Gruppe. Denn mein Mann arbeitet normal weiter, wohingegen mein Kind nur noch unregelmäßig zur Schule geht und entsprechend bespaßt werden möchte. Ich sage mir immer, dass mir niemand diese (gewonnene) Zeit mehr nehmen kann ?

    Ich schicke dir ein bisschen Sonne rüber!

    Liebe Grüße
    Feli

    1. Wenn du hali-gali zu Hause hast, dann ist jede Oase wichtig… und, das sage ich mir immer selbst – genießen wir einfach nur das Sein. So viel Freizeit werden wir in unserem Berufsleben vermutlich nie wieder bekommen 😉

      Liebe Grüße
      Kasia

      1. berlinerininfrankreich sagt:

        Was für düstere Zukunftsaussichten! 🙂

        1. Na ja gut, die Rente ausgenommen.
          Und den Urlaub.
          Und vielleicht irre ich mich ja… 😉

          Liebe Grüße
          Kasia

  2. Auch Ruhe kann nerven … eine Erkenntnis aus CoronaRegeln 🙂 Vielleicht werden wir uns bald wieder nach RuheOasen sehnen .. das Gras auf der anderen Seite vom Zaun sieht immer verführerischer aus 😉

    1. Ja, ich habe zwischendurch auf Arbeit immer mal wieder von so einer „Ruhephase“ geträumt… einfach mal nix tun und nirgendwohin zu müssen… Also, danke, Corona, aber jetzt ist langsam genug… *lach*

      Liebe Grüße
      Kasia

  3. ich glaube jeder von uns braucht so seine Rückzugsorte – bei mir war es bei allzu nervigen und sabbelfreudigen Freundinnen auch schon mal das Klo.. 😉
    Lange Jahre hatte ich hier auf meinem Balkon einen schönen Strandkorb – das war im Sommer (und auch im Wnter) meine Oase der Ruhe – im Sommer mit einem leckeren Caipi oder Mai Thai – im Winter mit einem Glühweinchen. Dazu etwas Musik über die Kopfhörer und was zu lesen – mehr braucht es nicht um die Welt mit seinen Reizüberflutungen und den „negativen Vibrations“ zu verlassen. Meinen Strandkorb musste ich letztes Jahr leider wegen einer Balkon-Sanierung abbauen und entsorgen. Zur Zeit sieht es mit einem Neuen schlecht aus. Geliefert wird ja nur bis zur Bordsteinkante. Den krieg ich ja schlecht durchs Treppenhaus geschleift – abgesehen davon passt er gar nicht erst durch die Tür..:-)
    Aber scheuen wir mal – irgendwas geht immer..

    1. Das Klo, wie genial! Bei meinem Mann ist es die alte Couch, die bei uns vor der Türe steht… da geht er immer raus, eine rauchen, wenn ich mal wieder nerve (was ich natürlich niemals tue). Schade um deinen Strandkorb. Konntest du ihn nicht in der Wohnung „zwischenlagern“?

      Lg Kasia

  4. Danke für Deine ausführliche Antwort und das schöne Bild Deiner „Oase der Ruhe“. Gefällt mir – das Bild und die Vorstellung, dass wir (hoffentlich) in drei, vier, fünf Monaten wieder auf dem Balkon, der Terrasse, im Garten oder wo auch immer in der Sonne sitzen und uns von ihr wärmen und dabei die Seele baumeln lassen!

    1. Hoffentlich wird diese Zeit bald kommen 🙂 bis dahin tröste ich mich mit Pilates und Spaziergängen…

      Liebe Grüße
      Kasia

      1. Der Frühling ist nah. Rede ich mit zumindest ein. ?

        1. Das dauert noch ein bisschen, zuerst kommt die arktische Kälte… na, besser minus 20 Grad hier als plus 20 Grad in der Arktis… 🙂

          Aber dann. Dann kommt der Frühling. Versprochen 😉

          Lg Kasia

          1. Dein Wort in Gottes Ohr. 😉

    2. Hi Kasia,
      Nee, das war ein Doppelsitzer in XXL Größe. Den musste ich für den Aufbau in Teilen auf den Balkon schlörren und dort zusammenbauen, weil die Dinger mit der Bodenplatte durch keine Tür passen. Und so’n Ding stellste Dir nicht mal eben einen Monat in die Butze und rennst dann jeden Tag 1000 mal drum rum. Vielleicht mal wieder nach Corona. Schaun wir mal..
      CU
      Peter

  5. Ich freue mich auch auf das Frühjahr! Dein Platz auf der Terrasse ist wunderschön und letztes Jahr war es besser möglich bei schönem Wetter den Lockdown auszuhalten. Bei dem jetzigen Wetter ist eher einigeln angesagt
    LG Andrea

    1. Liebe Andrea, vielen Dank! Ja, ein feines Plätzchen. Dauert wohl noch ein bisschen, die Temperaturen sollen wieder in den Keller rattern. Na ja, das Frühjahr kommt unwiderruflich, und die warmen Tage auch. Und wer weiß, vielleicht öffnet dann das eine oder andere… 😉

      Liebe Grüße
      Kasia

      1. Das wünschen wir uns alle!

  6. Zu viel Ruhe. Das kann ich dir nachfühlen! Ruhe kann man besser genießen, wenn man eine Zeit lang vorher eben genau das Gegenteil davon hatte. Jedenfalls kannst du dich auf das nächste Frühjahr freuen, das so sicher daherkommen wird wie das Amen in der Kirche. Denn du hast da einen wunderbaren Platz auf deiner Terrasse, der sehr einladend aussieht!

    1. Oh ja, ich liebe diesen Platz. Das ist mein „Platz an der Sonnenseite des Lebens“, buchstäblich und im Übertragenem. Und ich freue mich auf Frühjahr. Da werde ich mit meinem Mann auf Fotografier-Touren rausfahren. Und wenn wir uns von anderen Menschen fernhalten, kriegt uns auch Corona nicht 😉

      Liebe Grüße
      Kasia

      1. Das klingt nach einem guten Plan ?.

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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