DIE WOLFSFRAU: Bist du anders als die meisten anderen, dann stehe dazu!

Kennst du das Märchen vom hässlichen Entlein von Hans Christian Andersen? Ist dir bewusst, dass es „unter der Oberfläche“ sehr viel an weiblichem Urwissen und an weiblicher Weisheit enthält?

Der Autorin und Psychologin Clarissa Pinkola-Estés ist es einmal mehr gelungen, dieses Märchen in ihrem Weltbestseller „Die Wolfsfrau“ aufzubereiten und die verschlüsselten Botschaften, die darin enthalten sind, jederfrau (und jedermann) zugängig zu machen. Die  Geschichte enthält ja einige wichtige Kernbotschaften über die weibliche Seele, doch beginnen wir zuerst einmal mit der Kurzfassung der

Erzählung

Eine Entenmutter brütet ihre Eier aus, aus denen sechs wunderschöne gelbe Küken schlüpfen. Nur aus dem siebenten Ei schlüpft ein graues, hässliches Entlein. Es ist größer und tolpatschiger als seine Geschwister und wird wegen seines Andersseins von allen gemieden. Obwohl es die Entenmutter besonders zu schützen versucht, wird es auch körperlich angegriffen und wie ein Aussätziges behandelt. Sein Leben ist qualvoll.

Eines Tages bringt die Mutter keine Kraft mehr auf, um ihr Junges zu verteidigen, und so macht sich das Entlein auf den Weg in die Fremde. Dabei wird es wegen seines Aussehens verspottet und gemieden und sieht sich immer wieder Todesgefahren ausgesetzt.

So flieht das Entlein von einem Ort zum nächsten, bis es eines Tages einen wunderschönen See erreicht. In der Zwischenzeit hat es fliegen gelernt und landet unweit von drei großen Vögeln auf dem Wasser, auf dessen Oberfläche es sein eigenes Spiegelbild betrachten kann. Im ersten Augenblick erkennt es sich jedoch selbst nicht wieder, denn es gleicht nun jenen majestätischen Schwänen, die es nun umringen. Doch anstatt das „Entlein“ wegzubeißen putzen sie sein Gefieder und nehmen den jungen Schwan als Ihresgleichen in ihre Familie auf.

Die tiefere Bedeutung

Das Märchen enthält viele wichtige Schlüsselbotschaften, wie beispielsweise folgende:

Das hässliche Entlein wird im Märchen als Außenseiter betrachtet, bekämpft und schließlich aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Es ist wehrlos seinem Umfeld ausgeliefert und verliert dadurch an Lebenskraft.

Mädchen mit stark ausgeprägten weiblichen Urinstinkten werden manchmal als „total verkehrte Kinder“ betrachtet und wegen ihres „Eigensinns“ bestraft oder zumindest strenger behandelt als andere. Ihre Neugierde, Phantasie sowie ihre Exzentrik sind den meisten Menschen unbequem, und so blockieren sie das Schöpferische im Kind. Den Mädchen wird beigebracht, dass ihr Anderssein schlecht oder gar unerwünscht ist. Mit der Zeit fühlen sich viele von ihnen als schwach, hässlich oder inakzeptabel, was sich belastend und nachhaltig auf ihr Selbstbild auswirkt.

Die Entenmutter erlebt wegen des hässlichen Entleins eine innere Zerreißprobe. Setzt sie sich für ihr Kind ein, leidet der Ruf der Familie, verstößt sie es, handelt sie gegen ihre Mutterinstinkte.

Mütter von unangepassten Mädchen versuchen häufig, ihnen ein „gesittetes“, gesellschaftlich angepasstes und akzeptables Benehmen einzubläuen. Selbst als erwachsene Frauen werden sie aufgrund ihrer unkonventionellen Lebensführung und ihres Widerstandes gegen die gesellschaftlichen Normen von der Gemeinschaft ausgegrenzt oder bestraft. Die Mutter im Märchen ist mit dieser Situation völlig überfordert und scheut die Auseinandersetzung mit den anderen, verzichtet dabei aber auf die Artikulierung ihrer eigenen Gedanken und auf Meinungsäußerung.

Die Entenmutter wird aufgrund ihres fremdartigen Kindes von der Gemeinschaft angegriffen, bis sie selbst unter der Belastung zusammenbricht. Das Entlein verliert dadurch seinen einzigen Verbündeten im Leben.

Viele Mütter von „wilden“ und selbstbestimmten Mädchen fühlen sich ambivalent, weil sie ihre Rolle als „Bemutternde“ nicht länger aufrecht erhalten können. Deshalb folgen sie häufig dem Gefühl des geringsten Widerstandes, was im Kind einen seelischen Knacks hervorrufen kann. Die Entenmutter im Märchen ist selber zerbrechlich, naiv und in vielerlei Hinsicht noch ein Kind. Wahrscheinlich wurde sie als junges Mädchen von ihrer eigenen Mutter zu wenig bemuttert und kann deshalb diese fehlende positive Erfahrung nicht an ihre Tochter weitergeben. Das Selbstwertgefühl einer gebrochenen Mutter ist nicht intakt, und sie droht bei Herausforderungen immer wieder zusammenzubrechen. Im schlimmsten Fall fühlt sich das Mädchen für das Leiden seiner Mutter schuldig.

Das hässliche Entlein sucht lange unter Seinesgleichen, bis es sie endlich findet, von ihnen angenommen und wertgeschätzt wird.

Es besteht die Gefahr, dass unangepasste, wilde Frauen immer wieder an den falschen Türen klopfen und sich um Freunde in nicht passenden Kreisen bemühen, in denen sie wiederum als Außenseiter behandelt werden. Es lohnt sich nicht, emotionale Misshandlungen zu ertragen, um ein paar dubiose Liebesbeweise zu erhalten. Nur eine ehrliche Selbstanalyse und das Aufarbeitung des Erlebten kann zu echter Heilung führen und die Türe zu Ihresgleichen öffnen.

Womit gehst du in Resonanz?

Lies meine Fragen durch und beobachte, welche Gefühle in dir hochkommen? Vielleicht magst du dazu auch deine Gedanken aufschreiben:

_ Hast du dich als kleines Mädchen anders als die meisten anderen empfunden?

_ Hat man dir vermittelt, dass du dich deinem Umfeld anpassen musst?

_ Warst du in einer Außenseiterrolle?

_ Wie sehr hat dich deine Mutter verstanden/beschützt/verteidigt?

_ Wie war deine Mutter als kleines Mädchen?

_ Hast du deinesgleichen gefunden?

_ Bist du lieber alleine oder in Gesellschaft?

_ Passt du dich manchmal zu sehr an?

_ Würdest du dich als hochsensitiv oder hochsensibel bezeichnen?

_ Was möchtest du deiner Tochter/Enkeltochter auf ihrem Weg durch das Leben mitgeben?

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2 Kommentare zu „DIE WOLFSFRAU: Bist du anders als die meisten anderen, dann stehe dazu!

  1. _ Hast du dich als kleines Mädchen anders als die meisten anderen empfunden?
    Ja, ich war immer anders.

    _ Hat man dir vermittelt, dass du dich deinem Umfeld anpassen musst?
    Ja, öfter. Ich war als kleines Kind mal im Krankenhaus (mit 5 oder so), da beklagten sich die Schwestern bei meinen Eltern über mich „Das Prinzesschen ordnet sich nicht ein…“

    _ Warst du in einer Außenseiterrolle?
    Ja, zeitlebens, ich passte nie irgendwo hin.

    _ Wie sehr hat dich deine Mutter verstanden/beschützt/verteidigt?
    gar nicht.

    _ Wie war deine Mutter als kleines Mädchen?
    Lieb und angepasst.

    _ Hast du deinesgleichen gefunden?
    Nein, bis jetzt nicht.

    _ Bist du lieber alleine oder in Gesellschaft?
    ganz klar alleine.

    _ Passt du dich manchmal zu sehr an?
    Ja, um nicht anzuecken.

    _ Würdest du dich als hochsensitiv oder hochsensibel bezeichnen?
    Ja.

    _ Was möchtest du deiner Tochter/Enkeltochter auf ihrem Weg durch das Leben mitgeben?
    Dass sie so wie sie ist richtig ist!

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