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Mitarbeiterzeitschrift: Die Kunst des Redigierens

Wenn Mitarbeiterinnen schreiben, muss redigiert werden. Eine Gebrauchsanweisung.
Zuerst die schlechte Nachricht: Aus einem schlecht geschriebenen Text wird mit noch so viel Redigieren kein Non-plus-ultra an journalistischer Leistung. Wenn (gute) Journalisten ein Thema aufbereiten, machen sie Zusammenhänge deutlich. Sie ermöglichen Verständnis für komplexe Abläufe und vermitteln "neue" Informationen. So entsteht Lesevergnügen. Schreibende Mitarbeiterinnen schaffen das meistens nicht.

Nun aber die gute Nachricht: Mit gekonntem Redigieren lassen sich selbst schlechte, wenig informative Texte "retten". Zum Vergleich: Eine gute Autoreparatur ermöglicht Ihnen selbst mit einem altgedienten Gebrauchtwagen noch eine schöne Urlaubsreise. Das Fahrvergnügen wie mit einem nigelnagelneuen Sportwagen werden Sie freilich nicht erleben.

Falscher Ehrgeiz bringt schlechte Texte

Hier ein paar der wichtigsten Fehler, die Nicht-Journalisten beim Schreiben unterlaufen:
A. Wie kann ich mit möglichst vielen Worten möglichst wenig sagen? - Diese Frage scheint für viele Schreiber oberste Maxime zu sein. Selbst die wichtigsten Kernbotschaften werden da unterschlagen.
B. Unbedingt alles aufzählen! Eine Aneinanderreihung vieler Informationen ohne merkbaren roten Faden verwirrt. Leserinnen wollen geführt werden!
C. Schöne Worte statt Informationsdisziplin. - Das ist ein häufiges Missverständnis: dass Worte "schön" sein müssen. Sie müssen treffen. Das ist dann wahre Schönheit.
D. Kompliziert statt einfach. - Schachtelsätze sind sehr beliebt bei unerfahrenen Schreibern. Für die Leserinnen sind sie eine Zumutung. Das gleiche gilt für indirekte und verschraubte Formulierungen.
E. Das weiß doch jeder! ist ein gängiges Argument, wenn Fachausdrücke oder Abkürzungen nicht erklärt werden. Noch ein grobes Missverständnis. Geschriebenes soll ja informieren!

Tipps fürs Redigieren

1. Vorbeugen hilft: Bevor Mitarbeiterinnen schreiben, sollte ihnen der/die Chefredakteurin in einem kurzen Briefing in Erinnerung bringen, welche Inhalte in ihrem Text vorkommen sollten.
2. Nachrecherchieren: Schritt Nr. 1 beim Redigieren sollte der Prüfung gelten, ob die gewünschten Informationen im Text enthalten sind. Wenn nicht: Ein Kasten mit ergänzenden Fakten kann Wunder wirken.
3. Struktur schaffen: Ist kein roter Faden im Text nachvollziehbar, heißt es Text umbauen!
4. Griffige Titel: Wenn Titel, Vorspann und Zwischentitel kurz und prägnant die Hauptbotschaften des Textes vermitteln, ist das schon die halbe Miete. Vor allem wenn Formulierungen gelingen, die das Leserinteresse wecken. Noch besser wird der Text (aus Lesersicht), wenn auch noch emotional ansprechende Zitate hervorgehoben werden.
5. Bilder sagen mehr als tausend Worte: Lieber den Text ausgiebig kürzen als ein aussagekräftiges Bild nur in Briefmarkenformat bringen!
6. Ran mit dem Skalpell: Grammatikalisch falsche und daher irreführende Sätze müssen durch neue ersetzt werden.
7. Genauigkeit: Fachausdrücke und Abkürzungen müssen erklärt werden! Auch Namensschreibungen, Zahlenangaben und andere Fakten sollten nachgecheckt werden!
8. Mut: Wer eine einigermaßen lesbare Mitarbeiterzeitschrift erreichen will, muss Mut beweisen! Beim Redigieren, beim Kürzen, beim Titeln, bei der Bildauswahl.

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