Die Eulachhalle in Winterthur stand schon lange nicht mehr auf meiner Konzertagenda. Genau genommen war ich zum letzten Mal dort als ich noch vor ein paar Jahren selber mit meiner Band dort aufgetreten bin. Die Location ist mir deshalb auch nicht ganz unbekannt. Ich mag die Halle irgendwie, man ist von der Autobahn aus schnell vor Ort und es hat genügend Parkplätze unmittelbar vor der Halle. Steht eigentlich nichts im Wege für eine gelungene Party heute abend.

EMIL BULLS

Die Emil Bulls kamen sehr kurzfristig ins Programm. Mussten sie doch einspringen für den erkrankten Frank Carter, der sich erst einmal zurückziehen musste, um wieder zu Kräften zu kommen. Alleine diese Tatsache so schnell noch den Weg nach Winterthur zu finden hat Respekt verdient. Den der Fünfer aus München hat zur Zeit sicher alle Hände voll zu tun. Am 29.09 erschien ihr neues Album „Kill Your Demons“ und schliesslich ist in München zur Zeit noch die grösste Saufparty der Welt im Gange. Pünktlich um 19:00 erklingt das Intro, Manowar denke ich, okay schon lange nicht mehr gehört, war einmal bei mir hoch im Kurs, und so war ich richtig gespannt und aufgedreht. Ich kannte die Bands bisher noch nicht, weder auf Platte noch Live und wurde gleich einmal von der Energie gefangen genommen die sie versprühten. Hearteater der erste Song heizte auch schon gleich richtig mächtig ein. Ich dachte mir echt, wie konnte diese Band bisher so erfolgreich an mir vorbeigehen, versprochen da werde ich mich mal reinknien und deren Backkatalog mal ausloten. Wer solche Live Granaten wie Age Of Revolution besitzt, der hat mehr verdient. Es waren ja noch lange nicht alle in der Halle als dieser Song über das PA geschmettert wurde, aber hey, das anwesende Publikum schrie da schon ganz schön mächtig mit. Zudem ging Frontmann und Sänger Christoph von Freydorf auch gleich auf Tuchfühlung mit der ersten Reihe. Ungeachtet des relativ breiten Fotograbens fand er den Weg nach vorne und schmetterte „this is how we do it“ in die Reihen, grosses Kino. Völlig überraschend für alle, und ich glaube auch für die Band war nach 30 Minuten Schluss, für mich sah dass ziemlich überstürzt aus. Ich konnte einen Blick auf die Setlist ergattern, da wäre mit Worlds Apart tatsächlich noch ein Song mehr vorgesehen gewesen. Schade, ich hätte mir die Emil Bulls gerne noch länger angesehen. Wem es genau so geht wie mir, dem bietet sich in diesem Jahr noch die Möglichkeit. Die Emil Bulls stellen ihr neues Album am 02.11.2017 im Z7 in Pratteln vor, was zugleich der Start für eine ausgedehnte Tour ist.

Setlist

setlist-emil-bulls

Bilder

CALLEJON

Irgendwie scheint es heute mit der Zeit nicht so zu klappen. Callejon waren für 19:55h angesagt, weshalb auch immer bereits um 19:45 ging es wieder weiter. Dies erklärt mir auch das völlig überstürzte Ende von den Emil Bulls. Callejon sind ebenfalls aus Deutschland, genauer aus dem Ruhrpott und singen ausschliesslich auf deutsch. Auch Callejon waren mir bis dato völlig unbekannt, ich kannte sie vom Namen her, aber musikalische hatte ich bisher noch nicht reingehört. Ihre Mischung aus Metalcore und Punk kam beim schon zahlreicheren Publikum recht gut an. Die 2002 gegründete Band hat, so wie gesehen habe, auch schon eine ziemliche Fanbase. So wurde auch ziemlich textsicher mitgesungen. Fandigo heisst das aktuelle und auch schon 7. Album der Band, welches diesen Sommer erschienen ist, und dies gilt es nun einer breiten Masse vorzustellen. Mit Utopia und Monroe haben es jedoch gerade einmal zwei Songs ins Set geschafft. Dafür gab es gleich zwei Coverversionen serviert, Schwule Mädchen (Fettes Brot) und Schrei nach Liebe (Die Ärzte). Dies taugt natürlich mächtig um die Masse anzuheizen was auch gelungen ist. Bei Schrei nach Liebe wurde passend zum Song natürlich politisch Position bezogen. Ich selbst hätte aber gerne noch eigene Songs gehört, Songs vom Kaliber Dunkelherz oder auch die neue Nummer Monroe haben mir extrem gut gefallen. Richtig geil war auch Kind im Nebel, eine eher ruhigere Nummer, die aber lautstark mitgesungen wurde. Schon wieder hatte ich eine Band live gesehen, die während ich diese Zeilen schreibe auch den Weg in meine Spotify Liste gefunden hat. Dieser Blick erklärt mir dann auch gleich die Geschichte mit den Coverversionen. Callejon veröffentlichte mit Man spricht Deutsch ein Album voller Coverversionen, die richtig abdrücken.

Setlist

  • Blitzkreuz
  • Dieses Lied macht betroffen
  • Schwule Mädchen
  • Utopia
  • Dunkelherz
  • Polar
  • Kind im Nebel
  • Monroe
  • Schrei nach Liebe
  • Porn from Spain 2

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PAPA ROACH

Pünktlich um 21:00 betraten Papa Roach die Bühne. Von machen als Eintagsfliege abgetan haben die Kalifornier über die Jahre hinweg mittlerweile auch schon acht Studioalben veröffentlicht. Das letzte Crooked Teeth kam im Frühling auf den Markt und bescherte der Band hier in der Schweiz die zweitbeste Chartplatzierung überhaupt mit Platz 7. Klar, es ist ihre übermächtige erste Single Last Resort welche die Band unsterblich gemacht hat, ein Song der vor 17 Jahren die Welt im Sturmlauf nahm. Aber Papa Roach haben noch mehr zu bieten als ihre Nu Metal Hymne. Ein Drum Gewitter kam aus den Boxen als gleich mit dem Titelsong des neuen Albums ein Kaltstart hingelegt wurde. Sogleich ging es in der mittlerweile fast komplett vollen Halle ab als gäbe es kein Morgen mehr. Frontmann Jacoby Shaddix war stimmlich ganz gut in Form, unglaublich wenn man bedenkt, er hatte erst gerade im August eine Stimmband Operation, auch schon seine Zweite. Aber davon merkte in der Halle kein Mensch etwas. Die Energie war da und es wurde immer heisser und heisser in der Halle. Die Band schonte sich jedoch in keinster Art und Weise und nutze die komplette Bühnenbreite aus, die müssen echt einige Kilo verloren haben. Papa Roach verarbeiten in ihren Songs vorallem persönliche Geschichten, das Leben von Shaddix hat es auch nicht immer gut mit ihm gemeint. Auch wenn Papa Roach bei einigen als One Hit Wonder abgetan werden, davon merkte man am heutigen Abend herzlich wenig. Den es wurden ausnahmslos alle Songs lauthals mitgesungen, und zwar bis nach hinten. Richtig krass ging die Party ab als sich auch Papa Roach eines Covers bedienten und den Blur Hit Song 2 anstimmten, da tobte die Eulachhalle ganz schön gewaltig und die ohnehin schon recht hohe Hallentemperatur legte locker nochmals ein paar Grad zu. Nicht nur Jacoby war verschwitzt ohne Ende, auch die Halle schien zu tropfen. Den Song Forever widmete er dann der beträchtlichen Anzahl weiblicher Gäste in der Halle, zum Zeitpunkt als ich noch im Fotograben war, bestand die erste Reihe nur aus weiblichen Fans, da soll einer sagen Rockmusik sei eine reine Herrenangelegenheit. Forever ging nahtlos über in den Linkin‘ Park Hit In The End, da muss dann wohl kaum erwähnt werden zu wessen Ehren dies geschah. Papa Roach legte im Anschluss daran für Chester Bennington und Chris Cornell eine Schweigeminute ein. Shaddix selbst schon in der Situation nahe des Abgrundes zu sein erklärte dann auch wie die Musik sein Leben rettete und schmetterte dann mit American Dreams einen weiteren Hit in die Reihen. Erst Lifeline, welcher in einer sehr ruhigen Version gespielt wurde vermochte dann etwas die Massen zu entspannen, dies war auch dringend nötig, bevor mit Help der offizielle Teil beendet wurde. Nach einer kurzen Pause, in welcher die Band natürlich aus allen Kehlen nochmals auf die Bühne zurückbefördert wurde, ging es nochmals richtig ab. Bei Dead Cell wurde die Menge zum Crowdsurfen und Circle Pit bilden aufgefordert. Dann aber kam dass, auf was die meisten gewartet haben; Cut My Life Into Pieces……… Last Resort hat auch 17 Jahre nach seiner Taufe nichts an Magie und Durchschlagskraft eingebüsst, es ist einfach die perfekt Hymne für einen Abend an dem Spass im Vordergrund steht. Wer zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht heiser war, war es bestimmt nachher. Jacoby, der nicht nur immer auf sympathische Weise den Kontakt zum Publikum suchte, tauchte hier sogar in der Menge unter und liess es sich nicht nehmen die erste Reihe aufzumischen, dies ist Fannähe.

 

Was ich im Anschluss ans Konzert zwar nicht ganz verstand, war die Eile die man bei den Vorbands an den Tag gelegt hat. Es hiess der Abend ginge bis 23:00 Uhr. Die letzten Töne klangen bereits um 22:30h aus. Die Emil Bulls hätten locker ihre geplante Setlist spielen können, Callejon hätten auch so noch 10 Minuten später angesetzt werden können und es wäre immer noch pünktlich beendet werden können. Dies als einer der einzigen Kritikpunkte am Konzert. Der andere Kritikpunkt betrifft den Rockstarburger. Wenn ich schon zehn Franken für einen Burger bezahle, hätte ich gerne einen nicht durchgekohlten Patty der rund um den Rand herum eher als Zahnstocher geeignet war. Ich denke man sollte halt nicht soviele Burger auf Vorrat bruzeln, schon gar nicht wenn der Abend doch schon eher gegen Ende geht.

Setlist

  • Crooked Teeth
  • Getting Away With Murder
  • Between Angels And Insects
  • Kick In The Teeth
  • Geronimo
  • Born For Greatness
  • Scars
  • Periscope
  • Gravity
  • Song 2
  • Traumatic
  • Forever
  • American Dreams
  • She Loves Me Not
  • Lifeline
  • Help
  • None Of The Above
  • Dead Cell
  • Last Resort
  • … To Be Loved

Bilder

BANDCHECK

EMIL BULLS

  • Herkunft: München
  • Gegründet: 1995
  • Gesang: Christoph „Christ“ von Freydorf
  • Gitarre: Stephan Karl „Moik“
  • Gitarre: Andy Bock
  • Bass: Jamie „Citnoh“ Richardson
  • Schlagzeug: Fabian „Fab“ Füss

Aktuelles Album

Emil Bulls - Kill Your Demons

CALLEJON

  • Herkunft: Deutschland
  • Gegründet: 2002
  • Gesang: Bastian Sobtzick
  • Gitarre: Bernhard Horn
  • Gitarre: Christoph Koterzina
  • Bass: Thorsten Becker
  • Schlagzeug: Maximilian Kotzmann

Aktuelles Album

Callejon - Fandigo

PAPA ROACH

  • Herkunft: Kalifornien (USA)
  • Gegründet: 1993
  • Gesang: Jacoby Shaddix
  • Gitarre: Jerry Horton
  • Bass: Tobin Esperance
  • Schlagzeug: Tony Palermo

Aktuelles Album

Papa Roach - Crooked Teeth