Liebe Esmeralda seine Mutter,

ja, ich weiß, daß unsere Kinder ein Herz und eine Seele sind. Und mir ist auch klar, das der Grand Mal, den Deine Tochter da miterlebt hat, eine Katastrophe für sie ist, weil sie nach dem Abtransport von Mini immer wieder wissen wollte, was denn mit ihr sei.
Ja, und ich weiß auch, das sie in der ersten Nacht nicht durchgeschlafen hat….
Aber….unsere Tagesmutter, als Deine, meine und die der Kinder, hat mich erst gefragt, ob sie mit Dir offen reden kann. Klar kann sie. Was soll sie denn sagen? Mini fährt gern Krankenwagen? Liebt das Krankenhaus-Essen? Nee.

Und dann schlägst Du als ausgebildetes Fachpersonal für Mini einen Integrationskindergarten vor.
Hier noch mal zur Auffrischung des Erlernten:

1. Epilepsie ist NICHT ansteckend.
2. Ein Integrationskinderngarten macht, wie unser Omma dazu sagt, auch nicht, dass es weg geht.
3. Mini ist weder geistig behindert, noch sozial eingeschränkt, noch verhaltensauffällig. Was soll der Integrationskindergarten da richten?
4. Bei Kindern ist die Wahrscheinlichkeit hoch, das sich das Ganze verwächst. Verschwindet vor der Pubertät, mit der Pubertät, sogar, wenn es
    sich nicht nur um Absencen handelt, sondern um die richtige, böse Epilepsie. Was soll sie also dann dort in einem Kindergarten??

Zumal Du nicht mal weißt, das nach diesem Grand Mal ihre Hirnströme völlig unauffällig waren. So, wie von einem Kind, das niemals sowas hatte….Es mag sein, das Du aus so einer Katastrophe, so so etwas, was wir wirklich niemals hoffen wollen, eine ganz große Nummer machen würdest. Mit Hypotherapie, Integrationskindergarten auf Walldorfscher Spezialförderung, Klangschalen-Therapie und was es noch alles gibt….

Wir sehen das anders. Ja, Mini hat das. Es ist Minis Päckchen. Ob es sich verwächst oder nicht, das ist dabei zweitrangig. Sie muss in dieser Gesellschaft leben, in die sie hineingeboren worden ist. Sie wird also mit ihrem Päckchen lernen  müssen, ganz  normale Dinge zu tun wie Schule und Ausbildung.
Und da hilft auch nicht, so in irgendwelche Watte zu packen durch Integrationkrams, mit nem Pädagogen an der Seite, der an der Mathematik der sechsten Klasse scheitert, weil er sie nicht mehr versteht. Denn spätestens, wenn sie erwachsen ist, ist damit Schluß,  mit der Heilwatte.
Da wird nur noch sortiert. Kannnste? Gut. Kannste nicht? Pech. Und deshalb wird sie so normal wie möglich leben. Und ich leiste mehr Erziehungsarbeit bei mir als bei ihr. „Gell, C? In den Sandkasten im Garten darf Mini alleine, oder?“ Und von diesen Sandkastensituationen gibt es ganz viele!

In diesem Sinne,
Frau Safa

Ein Gedanke zu “Liebe Esmeralda seine Mutter,

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