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Sachsen will bis 2025 zum führenden KI-Standort aufsteigen

Künstliche Intelligenz (KI) gilt inzwischen als zentrale Schlüsseltechnologie des Digital-Zeitalters. Die Deutschen sehen die KI-technologie aber eher skeptisch und risikobehaftet. Foto: Geralt. Pixabay, CC0-Lizenz

Künstliche Intelligenz (KI) gilt inzwischen als zentrale Schlüsseltechnologie des Digital-Zeitalters. Die Deutschen sehen die KI-technologie aber eher skeptisch und risikobehaftet. Grafik: Geralt. Pixabay, CC0-Lizenz

Freistaat kündigt 60 Millionen Euro Investitionen in Künstliche Intelligenz an

Leipzig/Dresden, 10. September 2021. Sachsen will sich bis 2025 zu „einem der führenden deutschen Forschungs- und Innovationsstandorte für Künstliche Intelligenz“ (KI) entwickeln. Diese Marschrichtung hat der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) heute auf einem „KI-Kongress des Freistaats Sachsen“ mit rund 200 Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik in Leipzig ausgebeben. Als Wirtschafts- und Innovationstreiber komme der KI-Technologie „eine besondere strategische Rolle zu“. Daher habe Sachsen auch eine eigene KI-Strategie entwickeln.

Michael Kretschmer. Foto: CDU-Landesverband Sachsen

Michael Kretschmer. Foto: CDU-Landesverband Sachsen

Neues Großrechenzentrum an Uni Leipzig geplant

Die Landesregierung plant unter anderem, eine „Kompetenzstelle KI“ in der Digitalagentur Sachsen einzurichten. Diese Stelle soll die KI-Akteure im Freistaat vernetzen. Um weltweit in diesem Sektor wettbewerbsfähig zu sein, seien allerdings auch „konkrete Investitionen in die Forschungsinfrastruktur“ notwendig, betonte der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU). „Mit Unterstützung des Freistaats wird deshalb ab dem kommenden Jahr eines von fünf KI-Kompetenzzentren des Bundes in Sachsen etabliert“, erklärte Gemkow. Dafür werde das Land zehn Millionen Euro zuschießen. „Zusätzlich gestärkt wird das KI-Kompetenzzentrum ab 2026 durch das in Leipzig neu entstehende Großrechenzentrum, das ganz neue Möglichkeiten für Forschungskooperationen eröffnen soll.“ Dafür seien weitere knapp 50 Millionen Euro von Bund und Land eingeplant.

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow vor dem Fraunhofer CNT 2.0. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Foto: Heiko Weckbrodt

KI soll Marktposition sächsischer Maschinenbauer verbessern

Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) rechnet damit, dass KI-Technologien die Marktpositionen sächsischer Unternehmen – zum Beispiel im Maschinenbau – stärken werden. Zugleich habe der Freistaat da seiner starken Mikroelektronik-, Software- und anderen Technologieunternehmen gute Chancen, an der gesamten KI-Wertschöpfungskette mitzuwirken.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Foto: Heiko Weckbrodt

„Beitrag zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs“

Dies sieht auch sein Parteigenosse Holger Mann von der SPD-Landtagsfraktion ähnlich: „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bietet jede Menge Chancen – von der Wirtschaft über die Bildung bis zum Gesundheitswesen“, kommentierte er die neue KI-Strategie. „Im Bereich von Mobilität und Energie leistet sie beispielsweise einen Beitrag zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs. Im Gesundheitswesen erleichtert sie die Diagnose und Behandlung von Krankheiten.“ Und: „Die nächste industrielle Revolution hat mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Logistik, in der Kommunikation und der Datenanalyse längst begonnen.“

Minister warnt: KI weckt auch Angst

Allerdings sorge der Einsatz künstlicher Intelligenzen auch für „Angst und Unbehagen“, warnte Dulig. „Bereits heute haben KI-Anwendungen, etwa die Algorithmen bei Suchmaschinen, mehr oder weniger unbewusst Einfluss auf unser Leben.“ Auch dies sei im Umgang mit KI-Technologien zu berücksichtigen.

Die Künstliche Intelligenz in der nahen Rechnerwolke (Edge AI) führt die Daten der verschiedenen Sensoren im Roboter zusammen und schlussfolgert, ob sich da ein Mensch nähert oder entfernt. Foto (aus Live-Demonstration): Heiko Weckbrodt

Beispiel für ein gemeinsames KI-Projekt sächsischer Unternehmen im Industriesektor: Eine Künstliche Intelligenz in der nahen Rechnerwolke (Edge AI) führt in diesem Szenario die Daten der verschiedenen Sensoren in einem mobilen Roboter zusammen und schlussfolgert, ob sich da ein Mensch nähert oder entfernt. Foto (aus Live-Demonstration): Heiko Weckbrodt

KI-Szene im Sachsen konzentriert sich auf Datenanalysen und industrienahe Lösungen

In Sachsen beschäftigen sich zahlreiche Institute und Unternehmen mit Künstlicher Intelligenz – einige davon bereits seit Jahrzehnten. Als Schwergewichte gelten hier vor allem die Unis Dresden und Leipzig, ihr gemeinsames Scads-KI-Zentrum sowie das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und die Planck-Institute. In der Forschung hat sich der Freistaat vor allem auf die KI-Analyse großer Datenmengen spezialisiert. Im kommerziellen Sektor fliegt der Fokus vor allem auf „Industrie 4.0“ und anderen wirtschaftsnahen KI-Anwendungen. Dagegen spielen die KI-Spielwiesen der großen amerikanischen und asiatischen Konzerne – etwa autonomes Fahren, Konsumentenanalysen oder KI-Hochleistungselektronik – eine eher untergeordnete Rolle im Freistaat.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SSK, SMWA, SMWK, SPD Sachsen, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt