Schwarzer Freitag

Sehr geehrter Herr Präsident Cortizo.

Als ein Resident, der seit mehr als 11 Jahren gut und gern in Panama lebt, verfolge ich mit großem Interesse den Umgang Ihrer Regierung mit dieser durch den Covid-19-Virus ausgelösten Krise.

Das frühzeitige Agieren, der Einsatz des medizinischen Personals in den Hospitälern und der Sicherheitsorgane auf den Straßen, die tägliche Information der Öffentlichkeit per Videokonferenz und über soziale Medien, die Stundung von Bankverbindlichkeiten – all das ist respektabel. Die Ergebnisse bleiben auch nicht aus und bestätigen die Wirksamkeit der Maßnahmen. Gut gemacht.

Folgerichtig wurden in dieser Woche die ersten Lockerungen des Quarantäneregimes angekündigt. Erster Schritt sollte die Wiederaufnahme des Verkaufs von Alkohol am heutigen Freitag sein und natürlich haben das viele Menschen als ersten Schritt auf dem Weg zur Normalisierung verstanden und begrüßt. Möglicherweise wäre die Freigabe der Strände besser gewesen, aber es muss ja auch an die Staatsfinanzen gedacht werden.

Gestern nun wurde bekannt, dass ein Verband der Bürgermeister des Landes Einspruch gegen das Ende der Prohibition eingelegt hat – und genau da beginnt das Problem.

Die epidemologisch/gesundheitspolitische Situation kann nicht mehr als Begründung von Maßnahmen herangezogen werden, die die persönliche Freiheit erheblich eingeschränkt haben und von den Bürgern über Wochen diszipliniert befolgt worden sind. Stattdessen greifen nun nicht legitimierte Personen ein, um in ihrem Rechtsraum auch ohne gesetzliche Grundlage willkürliche Einschränkungen durchzusetzen.

Leider hat die Präsidentschaft daraufhin ihre Cojones verloren und „vergessen“, ein Dekret herauszugeben,, so dass die für heute angekündigte Erleichterung „leider“ nicht in Kraft treten konnte.

Das, Herr Präsident, war kein Zeichen von Stärke.

Seit Beginn der Quarantäne vor 6 Wochen gibt es viele Stimmen, insbesondere auch unter Expats, die meinen, dass Panama mit diesen drastischen Maßnahmen zum Polizeistaat mutiert ist, kein Ziel mehr für Immigration und Investition. Diese Meinung teile ich ausdrücklich nicht, aber der jetzt eingeschlagene Kurs wird solche Argumentation bestärken.

Das Problem hat noch eine Facette: In meinem Blog für deutschsprachige Panama-Interessenten beschreibe ich das panamesische Volk stets als im guten Sinn katholisch, familienfreundlich und gutmütig.

Der Begründung der Bürgermeister muss ich nun aber entnehmen, dass hiesige Ehemänner unter Einfluss von Alkohol dazu neigen, ihre Frauen zu verprügeln und schon deswegen die Abgabe alkoholischer Getränke eingeschränkt sein sollte.

Wirklich? Ist dies das Bild, das die Welt von Panama haben soll?

Ich glaube nicht.

Viel Erfolg bei der baldigen Rückkehr zur Normalität.

besserpanama.com

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