Wirtschaft. In die Zukunft und zurück auf Start.

Die Meldungen der letzten Tage waren gut, dennoch brauchen wir noch eine große Portion Geduld, bis die ersten Saab Neufahrzeuge zu den Kunden rollen. Zwei Wirtschaftsmeldungen, die mit Saab Zukunft und Saab Vergangenheit im Zusammenhang stehen, schwirrten in der letzten Woche durch die Presse. Es ging um die National Electric Vehicle Sweden AB (NEVS), den Garant für die Saab Zukunft, und um Victor Muller. Ein Name aus der Saab Vergangenheit.

Muller meets Saab.
Muller meets Saab.

Anlaufverlust bei NEVS, aber es geht weiter in die Zukunft.

Saab 2.0 Eigentümer NEVS hat seit der Übernahme des Saab Werks fast 14 Millionen € an Verlusten aufzuweisen. Das meldeten die schwedischen Medien, und interessant waren die Kommentare dazu. “NEVS investiert weiter in die Saab Zukunft“, schrieb anerkennend Dagens Industri. Eine Zeitschrift, die bislang für Saab kaum gute Worte fand. Vielleicht sollten wir das häßliche Wort “Verlust” streichen und durch “Anfangsinvestition in die Zukunft” ersetzen. Denn das trifft es besser !

In Trollhättan ist man realistisch genug, um zu wissen, dass man für einige Jahre gehörig investieren muss. Der Neuaufbau der Kultmarke wird zum Weg, der einen langen Atem fordert. Wie es geht, das zeigt der Blick nach Indien. Jaguar – Landrover forderte von den dortigen Eigentümern über Jahre große Investitionen. Jetzt stimmt die Produktpalette und die Zahlen, das Engagement beginnt sich auszuzahlen. Tata hat 5 Jahre, so lange ist es bereits her, Weitblick und Durchhaltevermögen bewiesen. Bei Saab könnte es ähnlich laufen.

Während die Saab Fabrik am Göta Älv auf dem richtigen Weg ist, summieren sich weiter südlich die Probleme. Wie es gar nicht läuft, sieht man mit einem Blick nach Holland. Dort steht Victor Muller – schon wieder mal – vor leeren Kassen.

Verlust bei Spyker, gibt es eine Zukunft?

Die einzigste Parallele zwischen Spyker und Saab 2.0 ist, dass man im Jahr 2013 kein einziges Auto gebaut hat. Und selbst diese Tatsache wird sich bald ändern. Während Saab unter chinesischer Regie in Richtung Zukunft fährt, rast Spyker, auch mit Chinesen an Bord, in Richtung Abgrund.

Im ersten Halbjahr 2013 hat der niederländische Kleinhersteller mehr als 5 Millionen € verbrannt. Während in Trollhättan das Geld in die Zukunft investiert wurde, verlor Spyker seine gefüllte Kasse im Prozess gegen GM. Entgegen der Victor Muller Geschichte, man habe Investoren, die den Prozess finanzieren würden, musste Spyker die Rechnung in dem chancenlosen Unterfangen selbst begleichen.

Jetzt sind die Kassen leer, mal wieder, und die schwedische Presse sieht Muller, wie bei Monopoly, zurück auf Start. “Saab war seine große Chance” scheibt dazu das Svenska Dagbladet mit Bedauern, und wahrscheinlich liegt man richtig. Realistische Perspektiven sieht man mit Spyker nicht. Eine neue Finanzierungsrunde mit Youngman läuft bereits, so Muller. Alles andere hätte uns auch enttäuscht. Aber vielleicht hat Muller auch mit Youngman auf den falschen Partner gesetzt.

Das Investment in Spyker ist nicht das einzige Engagement der Chinesen in Europa. Ende 2012 stieg Youngman mit 74.9% beim bayerischen Bushersteller Viseon ein. Wenige Monate später, im April 2013,  war bereits wieder Schluß. Der Viseon Geschäftsleitung blieb nur der Weg zum Insolvenzgericht. Fest zugesagte Mittel aus China waren ausgeblieben, das kommt uns bekannt vor, und Viseon steuerte in die Pleite. Da wird es spannend sein zu sehen, wie die hochfliegenden Ankündigungen in den Niederlanden umgesetzt werden.

Die Börse, so sagt man, bewerte immer die Zukunft, nicht die Vergangenheit eines Unternehmens. Wenn dem so ist, dann ist Spyker ohne Perspektive. Die Börse in Amsterdam sieht die Rekonstruktion des Sportwagenherstellers als endgültig gescheitert und nimmt die Aktie vom Markt. Seit Monaten ist das Papier nur Cent Beträge wert, was hart ist für Fans, die sich mit Spyker Aktien –  in Hoffnung auf eine Zukunft mit Saab –  eingedeckt hatten.

Der letzte Handelstag ist, Zufall oder nicht, der 13. September 2013. Victor Mullers Geburtstag.

Text: tom@saabblog.net

Bild: saabblog.net

 

 

 

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URS
URS
10 Jahre zuvor

Victor Muller scheint im Moment nicht alles so zu gelingen und es wird noch ein gutes Stück Kraft brauchen um seinen Traum einer etablierten Automarke zu verwirklichen.
Zum Glück gab es ihn aber seinerzeit, als GM seine Tochter SAAB liquidieren wollte. So hat er es doch mit viel Mut geschafft SAAB von der Liquidation fernzuhalten und mindestens die Marke so im Automobilsektor zu erhalten. Er ist nicht der Sieger, aber die Person die es möglich machte dass NEVS einen Neustart mit SAAB gelingen wird.

Zirkoski
Zirkoski
10 Jahre zuvor

Für Victor ist das wirklich bitter. Ich denke er hat sich den falschen Partner ausgesucht. Trotzdem wünsche ich ihm viel Glück!

Kochje
Kochje
10 Jahre zuvor

Dies tut weh weil ich auch diese Aktien damals gekauft habe um Saab zu ünterstutzen.
Abes das passiert mal im Leben.
Stehe aber noch immer noch neben Viktor und wünsche Ihm viel Mut weil für Ihn wird es ein viel gröseres Drama werden.