Wenn die Hochs nur noch mit Substanzen funktionieren, dann ist doof. Aber drastische Situationen erfordern halt drastische Massnahmen. Und wenn man einen Identitätsumbruch der Superlative durchmacht, dann ist das drastisch, würde ich sagen. Und um weiterhin Momente, in denen Anspannung zu Entspannung wird, in denen im Flur getanzt werden kann, in denen Gefühle genossen werden dürfen, in denen experimentiert werden kann, in denen man sich neu (er)finden darf, zu erleben, muss man halt zum Äussersten greifen. Hilfsmittel gestützte Aufrechterhaltung des verbleibenden Akkustands sozusagen. Solche Phasen können schonmal vorkommen bei zielgenauen Schubsern in die persönliche Hölle namens Alleinsein. Und das einzig gute an der Unabhängigkeit ist – nobody cares.
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Meine Mutter war so lieb, kurz mal die Rolle einer Dealerin einzunehmen und mir einen kleinen Teil ihres Eingemachten zu vermachen. Und jetzt habe ich selbst ein Einmachgräschen.
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Please stop
Wie kann es sein, dass wir schon fast die Hälfte dieses Jahres hinter uns haben? Noch einen Monat dauert es, dann ist Halbzeit. Und wenn die zweite Hälfte auch so bescheiden sein wird wie die erste, dann lehne ich sie hiermit ab. Wir müssen nicht weitermachen mit unserer Zeitrechnung. Es muss nicht sein. Es darf aber um Himmels Willen auch nicht so bleiben, wie es jetzt ist. Es soll einfach bitte mit sofortiger Wirkung anders sein. Nicht mehr bescheiden. Besser. Mit schönen Gefühlen. Nein, mit neutralen Gefühlen, das würde schon ausreichen. Oder lass uns Gefühle gleich ganz abschaffen. Und Gedanken auch, wenn wir schon dabei sind. Was gibt es sonst noch? Empfindungen…. Die bitte auch weg. Nur noch losgelöst vor sich hinplätschernde Hülle sein, das klingt nach einem guten Plan, finde ich.
PS: Bescheiden ist nicht das Wort, das ich eigentlich meine.
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Relativ
Suizidalität relativiert so einiges. Wenn man sie überlebt, dann wird das Leben etwas einfacher. Zumindest zeitweise. Während dieser zeitweisen Zeiten denkt man sich: „Tja, eigentlich wäre ich jetzt tot, da spielt XY* im Kontrast keine Rolle“. Während den anderen Zeiten leidet man. Aber darum geht es aktuell nicht. Es geht um die einfachen Zeiten. Die Zeiten, in denen man sich alles zutraut. Die Zeiten, in denen man denkt: „Fuck it, tu’s einfach!“. Die Zeiten, in denen man lebt und das Leben auf suizidale Art und Weise zelebriert.
Und jetzt im Ernst: ich zelebriere das Leben nicht. Trotz den vielen suizidalen Momenten, die ich während der letzten Monate durchlebt habe und die aktuell ihren Höhepunkt erreichen (nein, es muss sich niemand Sorgen machen, ich würde mich einweisen lassen). Ich finde das Leben durch Gedanken an ein Ende zeitweise deutlich einfacher, ja. Mehr aber nicht. All meine Vorsätze, all das, was ich mich unter normalen Umständen niemals getraut hätte, all das, wobei ich mir selbst immer im Weg stand, all das mache ich nämlich auch jetzt nicht.
Weil ich nicht kann.Weil ich eine feige Sau bin.Weil ich Angst habe.Ich weiss nicht warum.
*füge ein subjektiv als schlimm empfundenes Szenario ein
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Von zweifelhaften Objekten und panischen Subjekten
Meine psychischen Krisen drehen sich immer irgendwie um Entfremdungen. Entfremdung von der Welt oder von mir selbst oder von beidem. Es fühlt sich dann so an, als ob ich auf einer anderen Wellenlänge gesendet werde als alle anderen auf der Welt. Man sieht sich, man schreibt sich, man redet zusammen – aber die gefühlte Verbundenheit fehlt. Absolute Beziehungslosigkeit. Ich zweifle dann daran, dass es die anderen überhaupt gibt, wenn sie nicht direkt vor mir stehen. Das ist unangenehm. Ich zweifle aber auch daran, dass es mich für die anderen gibt, ich für anderen auch weiter existiere, wenn ich nicht direkt vor ihnen stehe. Und das ist weitaus unangenehmer. Wenn es mich nicht gibt, wofür bin ich denn überhaupt hier? Es ist eine echt fiese Mischung aus (im psychoanalytischen Sinne) einem Borderline-Strukturniveau und einer narzisstischen Thematik. Es fühlt sich existenziell bedrohlich an und ich würde diesen Teil von mir am liebsten einfach ausziehen und wegschmeissen können. Aber das geht nicht. Und diese Faktenlage tut echt weh. Fuck you, Krise!
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Fazit
Ich glaube, es ist kein gutes Zeichen, wenn du anfängst, dein betrunkenes Ich lieber zu mögen als dein normales Ich. Aber wenn bei deinem normalen Ich das Maximalmass an negativen Gefühlen erreicht ist, dann bleibt dir irgendwie auch nichts anderes übrig, als auf andere Zustandsformen zurückzugreifen, um über die Runden zu kommen. Und für irgendwas wurde der Alkohol ja erfunden 🤷🏻♀️ Auf jeden Fall weiss ich jetzt, nachdem ich eine Woche lang dreissig Jahre alt war, einige Dinge mehr (und ich schreibe das nach ziemlich viel Prosecco aus der Tasse, also ist es ernstzunehmen):
1.) Prosecco ist echt lecker.
2.) Vertrauen kannst du niemandem ausser dir selbst.
3.) Eine Zigarette selbst zu drehen ist echt herausfordernder als man denken könnte.
4.) Imovane nützt genau gar nichts.
5.) Aller guten Dinge sind drei: Nach Cannabis-induzierten Depersonalisations- und Angstzuständen und nach (prä?)psychotisch-wahnhaftem Zustand muss scheinbar noch eine dritte notfallpsychiatrische Krise folgen.
6.) Psychologin zu sein, schützt nicht vor psychischen Krisen.
7.) Cover-Up Tattoos können auch selbstständig per Stick’n’Poke gemacht werden. (Spoiler: Autsch)
8.) Es ist nicht empfehlenswert, dreissig zu werden.
9.) Gläser werden überbewertet.
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Hölle
Ich habe gestern (und gestern war mein dreissigster Geburtstag und das will was heissen) beschlossen, dass ich ab jetzt nicht mehr Geburtstag haben werde. Punkt. Geburtstage sind überbewertet, traurigmachend, scheisse. Das war in meiner Kindheit so. Das war in meiner Jugend so. Das war in meinen Zwanzigern so. Der Dreissigste hat das Fass jetzt zum Überlaufen gebracht. Und ab jetzt ist Schluss. Der zehnte Mai ist ab jetzt offiziell einfach nur noch der zehnte Mai für mich. Als ich vor ein paar Jahren entdeckt habe, dass bei „Vampire Diaries“ die eine Folge heisst „Hölle, 10.05.1994“ hätte ich es mir doch einfach schon denken können. Aber ja, man will halt nicht hören…
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Fischgrätparkett
Was in zwei Monaten nicht alles passieren kann. Ich bin umgezogen. Ich habe mir ein Auto gekauft. Ich habe angefangen zu rauchen. Ich habe erlebt, wie sich ein Filmriss durch zu viel Saufen anfühlt. Ich habe meine Therapie sabotiert, indem ich eine der beiden Wochenstunden gestrichen habe. Ich habe gelernt, dass besiegt geglaubte Angst-Dissoziation-Auseinanderfallen-Zustände wieder kommen können und zwar so heftig, dass man lieber tot sein möchte, als diese „Emotion“ auch nur eine Hundertstelsekunde länger ertragen zu müssen. Ich habe die zweite Therapiestunde entsprechend wieder reaktiviert. So weit, so gut. Und jetzt sitze ich auf meinem neuen Sofa, in meiner neuen Wohnung, starre meine neuen Stühle, meinen neuen Tisch, meinen neuen Beistelltisch, meine neuen Pflanzen und meinen wunderschönen Fischgrätparkettboden an. Und zack! kommt die Erinnerung wieder: Ich habe ja einen Blog… Und den habe ich echt ganz vergessen in all dem Trubel… Ah, und jetzt muss ich meine Wäsche aus dem Tumbler holen gehen…
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Mixtape
Wenn dein Zuhause von zu Hause auszieht, dann wird scheinbar deine „weekly mix playlist“ auf Spotify mit deiner Gefühlslage synchronisiert. Erstes Lied „home“ von Good Neighbours. Zweites Lied „my home“ von Myles Smith. Drittes Lied „vermissen“ von Juju und Henning May. Und meine Vorsätze, mich einfach mit Musik abzulenken, haben sich somit erübrigt. Danke für nichts, Spotify!