Isabell Wiehler, Gründungsmitglied der Veranstaltungsreihe “Melodie Wedding” im Interview

Schon seit mehreren Jahren treffen sich die Musikerinnen und Musiker in den wenigen Kneipen im Soldiner Kiez und bleiben überschaubar unter sich. Ab und zu ein Einzelkonzert, manchmal auch zu zweit – mal als Begleitung zu einer Lesung oder einer Vernissage bei der „Kolonie Wedding“. In der Zukunft wird mit dem frisch gebackenen Musiker Projekt „Melodie Wedding“ ein neues Kapitel aufgeschlagen. Höchste Zeit einmal genauer nachzufragen.

Isabell Wiehler Foto Willi Seidl.

Wie ist die Idee zu Melodie Wedding entstanden?

Es fing alles, wie so oft, bei einem Glas Rotwein an. Wir saßen vor einem Jahr zu Dritt in einer Wedding Kneipe und zählten die vielen Musiker und Bands auf, die sich allein im Soldiner Kiez so tummeln. „Wir sollten eine Kiez-CD aufnehmen!“ sagte Songwriter Uwe Friede, mit dem ich schon oft zusammen aufgetreten bin. „Auf der könnten dann ein bis zwei Lieder von jedem Weddinger Musik-Projekt zu hören sein“, träumte Heiko Lehmann von den Hazi Brothers weiter. „Und lasst uns große Konzerte veranstalten mit all den unterschiedlichen Musik-Künstlern…!“

Etwa ein Jahr später haben wir dann bei einem Treffen mit mehreren Musikern das Projekt geboren und es am selben Tag in „Melodie Wedding“ getauft. Wer eine klangliche Ähnlichkeit zum etablierten Kunstgalerien-Verbund „Kolonie Wedding“ feststellt, liegt goldrichtig. Wir möchten die kreative Wedding-Welt um ein musikalisches Pendant erweitern. Die Kiez-CD steht noch in finanziellen Sternen, aber die Konzertreihe ging am Samstag bereits in die 2. Runde! Yeah!

Wie hast du die erste Melodie Wedding empfunden?

Der erste Musik-Abend von „Melodie-Wedding“ fand am 27. Oktober 2012 statt. Und war ein Knaller! Wir hatten den Keller in der Prinzenallee 25 bei „Michele – Feinkost&Fremdsprachen“ leer geräumt und sieben Weddinger Musik-Gruppen auf dem Programm. Es war alles noch sehr improvisiert und chaotisch, aber die Musiker und das Publikum machten den Abend perfekt! Der Keller platzte fast aus allen Nähten und das Publikum war begeistert von der Atmosphäre und der musikalischen Vielfalt!

Was hat sich nach der ersten Veranstaltung an Veränderungen ergeben?

Nach der ersten Melodie Wedding sprachen uns etliche Gäste an: „Das war großartig! Findet das jetzt regelmäßig statt? Wann ist denn der nächste Konzertabend?“

Auf diese tolle Zusprache hin hat unser Musik-Wedding-Kernteam von sieben Leuten trotz Vorweihnachtsstreß den letzten Sonnabend für die zweite Konzertreihe auserkoren. Wir konnten wieder Michele’s Souterrain nutzen und die Zuhörer unterstützten das Projekt mit einem Eintrittssoli ab drei Euro.

Die überaus charmante Amalia Gonzáles kündigte die Musiker an und führte durch den Abend. Diesmal standen sechs Musik-Formationen auf dem Programm. Ahoua, Ente-X mit ihrem Knorkerock, die immer wieder verblüffend verrückten Sick Daves und Franz Geil mit bekannten französischen Chansons auf Deutsch. Amalia González präsentierte ihre Chansons am Piano in Französisch und in Deutsch, und als Abschluss sangen alle mit, als Uwe Frido Caruso Seemannslieder spielte.

Es war für jeden Geschmack etwas dabei! Wir Organisatoren lernen natürlich jedes Mal dazu. Es gibt noch viel zu verändern, zu verbessern und auszuprobieren. Noch haben wir ja den „Fohlenbonus“. Aber ich finde das Unvollkommene und Neue hat durchaus seinen Charme. Dass es auch für Andere einiges an Anziehungskraft zu haben scheint, haben wir dann an den positiven Reaktionen der zahlreichen Gäste gemerkt.

Du hast auch einen Song vorgetragen?

Ja,  ich habe mein neues Lied vorgestellt mit dem Titel „Flotter Dreier mit einem Gedanken und einer Muße“. Es beschreibt den spannenden Prozess der Liedentstehung, der ja auch sehr erotisch sein kann.

Was plant ihr für die Zukunft?

Wir wollen „Melodie Wedding“ zunächst mal als Live-Projekt bekannt machen. Geplant ist eine regelmäßige Konzert-Reihe, bei der pro Abend bis zu sechs Musik-Gruppen auftreten. Das nächste Mal wird vermutlich schon im Januar sein. Interessierte Musiker, vorzugsweise aus’m Wedding, können sich jeder Zeit bei uns melden. Vorstellbar ist auch, dass die Melodie-Wedding-Konzerte auf tournee zu verschiedenen Orten im Wedding gehen.

Die Idee mit der Kiez-CD ist vorerst in den Hintergrund gerückt, denn für dieses Vorhaben brauchen wir natürlich Geld, mehr als mit drei Euro Eintritt für die Konzertabende reinzuholen ist. Das reicht nur für kleinere Aufwendungen wie z.B. für Flyer- und Plakatdruck. Unser Förderantrag beim Quartiersmanagement Pankstraße wurde leider abgelehnt. Aber wir sind dadurch nicht entmutigt, im Gegenteil! Wer Tipps hat oder die Melodie Wedding unterstützen möchte kann uns gerne ansprechen oder anschreiben.

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, hat Herr Nietzsche so wahr festgestellt. Wäre nicht auch der Wedding ohne Musik ein Irrtum?

Vielen Dank für das Interview Isi und viel Erfolg für Euch.

Das Interview führte Matthias von Hoff          Foto: Melodei Wedding/Willi Seidl

Kontakt Melodie Wedding

melodiewedding@culture-to-the-people.com