[Gelesen] Letzter Gruß – James Patterson & Liza Marklund

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Ein junges Pärchen zieht eine blutige Schneise durch ganz Europa. Können ein amerikanischer Cop und eine schwedische Journalistin die Killer aufhalten?

In Paris wird ein junges englisches Paar ermordet, das in Frankreich seine Flitterwochen verbringen wollte. Ein Foto des blutiges Tatortes wird der örtlichen Presse zugestellt und landet wenig später in den Händen des Amerikaners Jacob Kanon. Dieser ist Polizist in New York und mit dem grausigen Anblick nur allzu sehr vertraut: Bereits seit mehreren Monaten jagt Kanon die Mörder, die zuvor bereits einige weiterer Pärchen brutal getötet haben, quer durch Europa. Das Muster ist dabei immer gleich: Das sympathisch auftretende Killer-Duo freundet sich mit gleichaltrigen Touristen an und bringt diese dazu, sie mit aufs Hotelzimmer zu nehmen, wo die Täter dann kaltblütig und präzise zuschlagen. Anschließend verschickt das Paar stets ein Foto des Mordes an die Lokalpresse, bevor sie zu ihrer nächsten Station weiterreisen.

Ein Killer-Pärchen mordet sich quer durch Europa

Obwohl die Mörder ihre Taten sogar kurz zuvor mit einer scheinbar nichtssagenden Postkarte ankündigen, sind die Ermittler hilflos. Da das Paar nach jedem Verbrechen das Land wechselt, erkennen die Ermittler vor Ort oft nicht den Zusammenhang zur europäischen Mordserie und geben den Tätern so genug Zeit, um wieder zu verschwinden. Zudem macht die Zusammenarbeit der internationalen Polizeibehörden die Ermittlungen zu einem logistischen Albtraum. Als Jacob Kanon aber erfährt, dass in Stockholm eine weitere Postkarte der Killer eingegangen ist, wittert der US-Cop zum ersten Mal die Möglichkeit, die Täter auf frischer Tat zu ertappen und ihre blutige Mordserie zu stoppen.

Amerikanisch-schwedische Gemeinschaftsarbeit von James Patterson und Liza Marklund

Wenn zwei Bestsellerautoren sich zusammentun und einen Roman schreiben, scheint der Erfolg meistens vorprogrammiert. Dachten sich wohl auch US-Thrillerkönig James Patterson und die schwedische Krimi-Autorin Liza Marklund und brachten das Buch „Letzter Gruß“ heraus. Ich habe den Thriller vor einer Weile bei den Mängelexemplaren der Buchhandlung meines Vertrauens entdeckt, und da ich die Werke Pattersons in der Regel ziemlich spannend finde, habe ich natürlich auch direkt zugeschlagen. Von Liza Marklund selbst habe ich hingegen noch nichts gelesen, ihre Krimireihe um die Journalistin Annika Bengtzon ist bisher völlig an mir vorbei gegangen…

Verwahrloster US-Cop trifft auf attraktive Stockholmer Journalistin

Treffenderweise haben die beiden Hauptfiguren von „Letzter Gruß“ auch die gleichen Nationalitäten wie ihre Schöpfer: Während der Polizist Jacob Kanon aus New York stammt und das mörderische Pärchen schon seit Monaten verfolgt, rutscht die schwedische Journalistin Dessie Larsson eher unfreiwillig in die Ermittlungen hinein, als nämlich eine Postkarte der Täter auf ihrem Schreibtisch landet. Nun sollte man meinen, dass diese Kontaktaufnahme der Traum eines jeden sensationslüsternen Journalisten wäre, doch genau zu eben jenen zählt sich Dessie selbst aber überhaupt nicht. Sie beschäftigt sich vorrangig mit tiefgründigen Reportagen über eher unpopulärere Themen und überlässt das Tagesgeschehen lieber ihren affektierten Starreporterkollegen. Da Larsson die Postkarte aber schnell mit den jüngsten Morden quer durch Europa in Verbindung bringt, bietet sich den Ermittlern nun zum ersten Mal eine echte Chance, die Killer zu fassen – und Dessie sitzt wieder Willen mit im Boot.

Eine Chance, auf die Jacob Kanon lange gewartet hat, denn dessen fast schon obsessive Arbeit an diesem Fall hat einen persönlichen Hintergrund: Seine einzige Tochter Kimmie zählt ebenfalls zu den Opfern der Killer und Kanon hat den Tätern seitdem bittere Rache geschworen. Wie sehr Kanon der Fall vereinnahmt, muss auch Dessie Larsson schmerzlich feststellen, denn für den Amerikaner zählen nur noch die Ermittlungen, seine eigene Erscheinung ist ihm dabei völlig egal. Folglich tritt Kanon der Schwedin schmutzig und stinkend gegenüber, was mit dazu beiträgt dass die internationale Kooperation anfangs etwas holprig ausfällt…

Spannend und kurzweilig, aber leider auch wenig originell

Währenddessen darf der Leser immer wieder einen Blick auf das Killer-Pärchen werfen, um dessen Identität das Autorengespann von Anfang an kein Geheimnis macht. Allerdings wirken diese Passagen gerade zu Beginn etwas verworren und unrund, da auch das Verhältnis der Mörder untereinander ein wenig unbeholfen dargestellt wird. Auf Charakterzeichnung wird bei „Letzter Gruß“ aber ohnehin nicht viel Wert gelegt, der Fokus liegt hier eindeutig auf schneller Unterhaltung. Das klappt durch die ultrakurzen und actionreichen Kapitel auch recht gut, sodass man ziemlich zügig durch das Buch fliegt. Jedoch wird auch recht früh deutlich, dass die Story trotz der nicht zu leugnenden Kurzweil etwas lieblos zusammengeschustert wurde. Patterson und Marklund setzen viel auf Gewalt und Sex sowie etwas durchschaubare Schockmomente und stellen ihr erzählerisches Talent nicht unbedingt unter Beweis. Dafür wirkt die Story insgesamt viel zu uninspiriert, obwohl diese im Mittelteil für einen etwas unerwarteten und durchaus gelungenen Richtungswechsel sorgt. Gerade zum Ende hin haben die beiden Autoren jedoch scheinbar ein wenig die Lust verloren und bringen die Geschichte überhastet zu einem eher flauen Finale, das darüber hinaus noch mit einem ziemlich überflüssigen Epilog aufwartet. Somit bleibt letzten Endes ein zwar spannender, aber auch sehr oberflächlicher Thriller, den man auch als Fan der Autoren nicht unbedingt gelesen haben muss.

Fazit:
Unterhaltsame aber weitestgehend uninspirierte amerikanisch-schwedische Gemeinschaftsarbeit, die für ein paar spannende Stunden aber ausreicht (6/10).

Buchcover
Autoren: James Patterson, Liza Marklund; Originaltitel: The postcard killers; Umfang: 350 Seiten; Verlag: Limes; Erscheinungsdatum: 15. März 2010; Preis: Taschenbuch 8,99 €/eBook 7,99 €.

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