Donna Tartt – Der Distelfink

Der DistelfinkBeschreibung
Es passiert, als Theo Decker dreizehn Jahre alt ist. An dem Tag, an dem er mit seiner Mutter ein New Yorker Museum besucht, verändert ein schreckliches Unglück sein Leben für immer. Er verliert sie unter tragischen Umständen und bleibt allein und auf sich gestellt zurück, sein Vater hat ihn schon lange im Stich gelassen. Theo versinkt in tiefer Trauer, die ihn lange nicht mehr loslässt. Auch das Gemälde, das seit dem fatalen Ereignis verbotenerweise in seinem Besitz ist und ihn an seine Mutter erinnert, kann ihm keinen Trost spenden. Ganz im Gegenteil: Mit jedem Jahr, das vergeht, kommt er immer weiter von seinem Weg ab und droht, in kriminelle Kreise abzurutschen. Und das Gemälde, das ihn auf merkwürdige Weise fasziniert, scheint ihn geradezu in eine Welt der Lügen und falschen Entscheidungen zu ziehen, in einen Sog, der ihn unaufhaltsam mit sich reißt.

Diese ungekürzte Hörbuch-Fassung wird Ihnen exklusiv von Audible präsentiert und ist ausschließlich im Download erhältlich.

Sprecher
Matthias Koeberlin

Länge
33 h 25 m

Meine Meinung
Bei diesem Buch hat eindeutig der Titel den Ausschlag gegeben, dass ich es gekauft habe. Wenn man selbst Distel mit Nachnamen heißt, ist das ja wohl Ehrensache. Doch ich hätte im Traum nicht vermutet, was für ein wundervolles Buch ich mir da zugelegt habe!

Die Story im Schnelldurchlauf: Theo Decker verliert bei einem Bombenanschlag in einem New Yorker Kunstmuseum seine Mutter. Noch in dem Trümmern bekommt er von einem alten verwundeten Mann, den er zuvor mit einem jungen Mädchen gesehen hat, ein Bild zugeschoben, das er unbedingt retten soll! Außerdem gibt er ihm noch einen Ring, ein altes Familienerbstück. Der Mann verstirbt kurz darauf im Museum. Theo kommt zu einer Pflegefamilie. Währenddessen geht ihm das Mädchen nicht aus dem Kopf. Aufgrund des Ringes kann er ausfindig machen, wo diese wohnt und besucht sie. Sie ist schwerverletzt, ein älterer Herr – Hoby – pflegt sie. Hoby restauriert alte Möbel mit viel Liebe und Hingabe. Theo und Hoby freunden sich an – Theo lernt eine ganze Menge über das Handwerk. Der alte Mann aus dem Museum führte aber die Verkäufe durch, die seit seinem Tod praktisch brach liegen. Dann taucht plötzlich Theos verschollener Vater mit seiner neuen Flamme auf und meint urplötzlich, sich um seinen Sohn kümmern zu müssen. Er reißt ihn aus seinem gewohnten New Yorker Umfeld heraus und nimmt ihn mit nach Las Vegas. Theo gelingt es, das Bild, das gut eingepackt in einem Bettlaken in seinem Rucksack ruht, mitzunehmen.

In Las Vegas lernt er einen jungen Russen kennen, der mit seinem Vater dort gestrandet ist. Der Vater arbeitet und trinkt – kümmert sich aber nicht um Boris, seinen Sohn. Theo und Boris freunden sich an. Und da Theos Vater und auch seine Lebensgefährtin so gut wie nie da sind, sind die beiden ziemlich auf sich alleine gestellt. Der Vater, trockener Alkoholiker, dafür aber spielsüchtig und tablettenabhängig, kümmert sich recht wenig um die beiden. Die ersten ausufernden Experimente mit Alkohol und Drogen beginnen bei Theo und Boris, die mittlerweile unzertrennlich geworden sind. Doch von dem Bild erzählt Theo Boris nie. Zu groß ist seine Angst, da Kunstraub ja nun kein Kavaliersdelikt ist. Das Bild ist weiterhin gut versteckt, im Bettlaken eingewickelt. Der Vater gerät irgendwann durch seine Spielsucht wieder in Schwierigkeiten, Geldeintreiber stehen vor der Tür… Dann verunglückt Theos Vater tödlich bei einem Verkehrsunfall. Theo bekommt die Panik und reißt Hals über Kopf mit dem Hund der Freundin und natürlich dem Bild im Gepäck im Bus zurück nach New York. Zu seiner alten Pflegefamilie kann er nicht zurück, also versucht er sein Glück bei Hoby. Dieser nimmt ihn in sein Haus auf. Theo wird natürlich auch älter und übernimmt nach und nach die Verkaufsgeschäfte des Antiquitätenladens. Dann taucht plötzlich ein Mann auf, der ihm durch die Blume vorwirft, er habe das Bild „Der Distelfink“ aus dem Museum gestohlen und hätte es verkauft – er könne alles zurückverfolgen…

Donna Tartt, die mir bis dato gänzlich unbekannt war, kann sehr, sehr gut erzählen. Von Anfang an hatte sie mich mit diesem Buch in ihren Bann gezogen. Klar, es fing ja auch verdammt spannend an – nämlich mit der Explosion im Museum. Theo, der 13-jährige Junge ist mir natürlich auch sehr schnell ans Herz gewachsen, steht er doch nun ganz alleine da und ist verzweifelt. Viel Action passiert in diesem Buch nicht. Vielmehr glänzt es durch detaillierte Beschreibungen sowohl der Menschen, der Umgebung, ja selbst der Möbel bis natürlich hin zu den einzelnen Charakteren, die sehr gut gezeichnet wurden. Ich habe jetzt noch genau im Kopf, wie sie aussehen, kenne ihren Charakter, kurz, als würde ich sie persönlich kennen. Auch die Gefühlsschwankungen, die Gedanken und sonstige menschlichen Regungen sind äußerst gut beschrieben.

Theo ist ein eher zurückhaltender Junge – auch als junger Mann noch. Er antwortet immer recht zögerlich, manchmal für meinen Geschmack zu zögerlich – Spontanietät ist nicht gerade seine Stärke.

Boris ist das genaue Gegenteil. Er weiß alles, probiert alles aus – ist ein altkluger Typ, weiß immer eine Lösung. Und er quasselt ohne Ende.

Hoby ist ein alter herzensguter Mann, dessen Lebensfreude und -inhalt darin besteht, seine alten Möbel zu restaurieren. An Geld ist er wenig interessiert – viel glücklicher macht ihn, wenn er das passende Stück Holz findet.

Das Bild „Der Distelfink“ von Fabritius spielt natürlich eine ganz zentrale Rolle in dieser Geschichte, auch wenn es im Vergleich zur Wichtigkeit eher selten Erwähnung findet. Es ist ein wirklich schönes Bild, wie ich finde.

Der Schreibstil von Donna Tartt ist einfach wunderbar. Er ist flüssig, nichts ist überflüssig, trotz der Länge fand ich jeden Satz, jedes Wort wichtig und richtig für die Geschichte. Und es sind ganz wunderbare Gedanken in diesem Buch zu finden. Besonders zum Ende hin wird selbst Boris ein wenig philosophisch, das Gespräch mit Hoby fand ich grandios, die Bildbeschreibung und -erklärung ganz phantastisch und überhaupt hat mich gerade die letzte Stunde nochmals so richtig vom Hocker gerissen. Ich bin wirklich sehr begeistert.

Matthias Köberlin als Sprecher fand ich auch eine sehr gute Wahl. Seine ruhige Stimme passte sehr gut zu Theo, der die Geschichte ja erzählt. Aber auch alle anderen Stimmen hat er wundervoll inszeniert. Es brauchte keine: Hoby sagte oder Xandra meinte… das war schon immer klar durch die jeweilige Stimme. Ja, auch der Sprecher, den ich schon von einigen anderen Hörbüchern her kannte, hat mich überzeugt.

Somit hat Donna Tartt mit „Der Distelfink“ zu Recht einen Platz auf meiner Hörbuch-Bestenliste verdient.

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Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es bei Audible.de. Und hier geht es direkt zur Hörprobe und zum Hörbuch: Donna Tartt – Der Distelfink

<<<5 Jahre später>>>
Ich habe mir dieses Hörbuch nochmals angehört und war wieder genauso begeistert, wie im Jahr 2014.