Mein Radiomoment

Natürlich habe ich einen Bezug zum Radio – ich kenne kaum jemanden, der den nicht hat. Und sei es nur das sich ständige Ärgern über die ewig gleiche Chartmusik, deren Niveau in den letzten Jahren immer neue Tiefpunkte zu erreichen scheint.
Aber von einem Moment sprechen, der mich in meiner Beziehung zum Radio geprägt hat oder an den ich mich besonders erinnere, wäre zu viel verlangt. Ich könnte davon erzählen, wie ich mein erstes Praktikum beim Radio gemacht habe, wie ich mehr als nur einmal Konzertkarten im Radio gewonnen habe oder wie das Radio eine Freundschaft retten konnte. Aber all das sind nur Ausschnitte, schöne Erinnerungen, die das, was Radio leisten kann, beschönigen und überschätzen.

Viel mehr überwiegen Erinnerungen an fast jeden einzelnen Sender, den ich in meinem bisherigen Leben gehört habe, bei dem mir morgens um 7 Uhr Gabi und Frank oder Sabine und Wettermax mit ihrer viel zu offensichtlich gespielten und völlig übertriebenen guten Laune auf den Keks gehen.
Die einzige Lösung für mich: Das Radio bleibt vor 10 Uhr aus oder ich versuche die Sender zu meiden, deren Morningshows oft wie der verzweifelte Versuch wirken, ein junges Publikum zu erreichen – eine echte Herausforderung.

Aber auch, wenn mich vieles am Radio und an einem Großteil der Sendungen stört, ist es dennoch kaum aus meinem Leben wegzudenken. Vieles lässt sich nebenbei erledigen – das können weder Fernsehen, noch Printmedien leisten. Radio kann informativ und unterhaltend sein, man kann Neues entdecken (sofern man den passenden Sender gefunden hat). Und der in den Augen Vieler eher negativ behaftete Begriff des „Begleitmediums“ beschreibt das, was Radio für mich ist, perfekt.

Vielleicht gibt es nicht den einen großen Radiomoment für mich, sondern eher viele kleine Radiomomente. Der Moment, wenn der belanglose Smalltalk endet und interessante Beiträge beginnen. Der Moment, wenn überraschend gute Musik gespielt wird. Wahrscheinlich macht es genau das so besonders für mich. Die kleinen Lichtblicke, die das meist ungeliebte Programm vergessen lassen, weil man die Musik (wieder) entdeckt, nach der man lange gesucht hat.

-Nola