Sieben Lehren des 25. Spieltags

Flo 15. März 2015
7lehren25

Ein Jahr ist es nun her, dass Deutschlands berühmtester Wurstverkäufer sein Urteil für leicht unterdurchschnittliche Steuermoral vernahm. Da werden Erinnerungen wach. Erinnert sich zum Beispiel noch jemand an…

  1. …Muhammad Ali vs. George Foreman, Björn Borg vs. John McEnroe, Geha vs. Pelikan und natürlich auch Uli Hoeneß vs. Willi Lemke oder wahlweise Christoph Daum?
    Das waren legendäre Duelle, letztere die wahrscheinlich ausdauerndsten Verbalfehden zwischen dem FCB und dem Rest der Liga. Und nun soll Thomas Eichins und Matthias Sammers Schiri-Puck-Scharmützel also ein legitimer Nachfolger des Trash Talks zwischen Weser, Rhein und Isar sein. Das ist ungefähr so richtig wie Cristiano Ronaldo den legitimen Nachfolger eines Gerd Müller zu nennen und zu behaupten, dass der neueste F50 adizero der Beckenbauer Nr. 5 der 2010er ist. Wie bei dem überteuerten Schnürschuh und CR7 handelt es sich bei den beiden Zweireiherträgern aus der zweiten Reihe wohl vielmehr um eine unangenehm gelack(aff)te Version echter Emotionen im Fußball. So richtig schön ohne Ecken und Kanten, dafür mit ordentlich Kalkül. Wobei die finale Puck-Replik von Eichin fast schon Stil hatte. Was Herr Sammer offensichtlich immer noch für das Ende des Besens hält.
  2. ….das immer wieder für Heiterkeit sorgende Prinzip “Nimm Du ihn, ich habe ihn sicher”?
    Alles Schnee von gestern. Seit Freitag wissen wir, dass wirklich slapstickende Kicker nun nach dem ungleich komplizierteren Prinzip “Nimm Du ihn, Er hat ihn sicher” verfahren. Vergessen sind die legendären Momente, wenn zwei Abwehrspieler sich nicht einigen können, wer den Ball nun von der Linie kratzt, seit sich Christian Gentner, Filip Kostic und Serey Dié kollektiv vom zeitgleich startenden Let’s Dance C-Promirecycling anstecken ließen und ballettartig den Ball vor dem 1:0 durch Wendell durchlaufen ließen. Dafür 10 von 10 Punkte von Joachim Llambi, da muss sich selbst Hans Sarpei hinten anstellen.
  3. …Gaffer Tape? Das Zeug, was alles repariert, was sich nicht bewegen soll (für bewegliche Teile gibt es ja das ebenso allzweckige WD-40)?
    Da setzen die Bundesligavereine Millionen pro Jahr um, manche gerne auch in den Sand, die Bandenwerbung wird uns wahrscheinlich demnächst auch im Stadion in 3D und 4K präsentiert, aber wenn es um die Instandhaltung des Fußballplatzes geht, kommt wieder der gute alte Heimwerkernotnagel zum Einsatz. So geschehen in Bremen, wo ein nicht richtig am Pfosten befestigtes Netz kurz vor Anpfiff original mit Klebeband befestigt wurde. Richtig, Klebeband. So dreimal um den Pfosten rum und so. Wahnsinn.
  4. …den Saisonstart des SC Paderborn?
    Der war richtig gut, fußballerisch wie punktetechnisch. Erfrischender, mutiger Fußball, belohnt mit Platz 7 am 10. Spieltag und Tabellenrang 10 nach der Hinrunde. Und nun? Eine Rückrunde des Schreckens, die selbst in Hamburg für Schaudern sorgen würde: 2:24 Tore, 4 Punkte. Und die kümmerlichen zwei Tore fielen auch noch beide in einem Spiel, dazu noch gegen Hannover 96, die ja eh der Kellerkind-Aufbaugegner der Rückrunde sind. Dazu kommen also 7 Spiele mit der Horror-Tordifferenz von 0:23 Toren. Und nur sechs Tore davon gehen auf das Konto des alles und jeden in Grund und Boden schießenden FC Bayern. Autsch.
  5. …Bas Dost?
    Das war mal so ein talentierter Mittelstürmer, der Tore am Band produzierte und traf, wie er wollte. Alles vorbei. Völlige Ladehemmung. Scheunentore sind noch zu klein für den. Der wird wahrscheinlich nie wieder nicht nicht treffen.
  6. …die idiotischste Regel des Fußballs?
    Nein, nicht die Wiederwahlregularien für Sportsfreund Blatter, sondern die Notbremse-im-Sechzehner-gefolgt-von-Elfmeter-PLUS-Platzverweis-Eselei. Gestern wieder in Hoffenheim ab Spielminute 20 zu bewundern. Und jenseits vom Kraichgau dürften wieder einmal alle Freunde des gepflegten Balls gedacht haben, dass hier doch irgendwie eine Doppelbestrafung vorliegt, die dem Spiel, der Spannung und dem Fair Play beim besten Willen nicht entsprechen. Aber angeblich haben sich die dynamischen Regelkundler der FIFA der Sache ja bereits angenommen. Wiedervorlage 2025.
  7. …Punkt 1?
    Da war doch was mit den Schiedsrichtern und Fehlentscheidungen pro Säbener Str., was das ganze armselige Gezicke in Gang gebracht hat. Und siehe da (ein Schelm, der da Böses denkt), eine solche gab es auch am Samstag. Statt Tor für Bremen oder wahlweise Elfmeter für Bremen wurde in der 65. Minute auf Handspiel gegen Bremen entschieden. Komplett falsch bewertet durch den Referee Thorsten Kinhöfer samt Team, klarer Nachteil für den SVW. Und was macht der Schiedsrichter im Anschluss an das Spiel? Tritt vor die Kameras, räumt seinen Fehler ein und erläutert auch noch komplett nachvollziehbar, wie es dazu gekommen war. Ergebnis: Ende der Diskussion. Vielen Dank an Kinhöfer für seinen offenen und professionellen Umgang mit der Angelegenheit.