Ticketbörsen florieren: Viagogo bekommt Konkurrenz von Ticketbis

Nils 15. Juli 2014
Eintrittskarte EL-Halbfinale FC Chelsea - FC Basel 2013

Ein halbes Jahr nach unserem Vorgehen gegen Viagogo können wir nur wenig Neues über das wettbewerbsrechtliche Verfahren berichten. Das Schreiben der Wettbewerbszentrale über das Aufgreifen der Angelegenheit ist nach wie vor unser neuster Stand zu dem Verfahren. Viagogo hat inzwischen zwar die Information über die von uns kritisierte Buchungsgebühr ein wenig umgestellt, ist im Wesentlichen aber bei der scheibchenweisen Offenlegung der Zusatzkosten geblieben.

Währenddessen scheint sich neben Viagogo mit “Ticketbis” ein weiterer Anbieter zu etablieren. Das Angebot ähnelt zumimdest auf den ersten Blick stark dem des Platzhirschen aus der Schweiz. In Sachen Preistransparenz macht es Ticketbis jedoch deutlich besser: Sämtliche Ticketpreise werden von Anfang an als Endpreise dargestellt, sogar Versandkosten sind bereits inkludiert. Ansonsten schießen die Preise wie bei Viagogo in astronomische Höhen. So wurden in den Tagen vor dem WM-Finale Deutschland gegen Argentinien Karten zwischen 4.000-5.000 Euro angeboten. Sicherlich ein Extrembeispiel, aber auch sonst findet man Aufschläge über 100 Prozent. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Insgesamt ist das verstärkte Mitmischen der Ticketportale beim Handel mit Fussballtickets aus den bereits genannten Gründen bedenklich. Die hohen Aufschläge auf die Eintrittskarten gehen letztendlich zu Lasten der Fans und bedeuten faktisch zusätzliche Preiserhöhungen.

In der Bundesliga hat sich bisher Borussia Mönchengladbach am deutlichsten gegen kommerzielle Ticketportale positioniert. Anfang des Jahres wollten die Borussen Viagogo auf dem Klagewege dazu zwingen, den Handel von Karten für den Borussia Park zu unterlassen. Ohne großen Erfolg offenbar, sowohl bei Viagogo als auch bei Ticketbis finden sich nach wie vor Tickets für Borussia Mönchengladbach Spiele.

Juristisch gestaltet sich ein Untersagen des Weiterkaufs von Tickets nach der bisherigen Rechtsprechung als schwierig. Nur bei personalisierten Karten erscheint ein Verbot rechtlich durchsetzbar zu sein. Hierfür müsste sich jeder Ticketkäufer namentlich registrieren, wie es bereits in der italienischen Serie A gehandhabt wird.

Wenn Bundesligaclubs astronomische Aufschläge beim Weiterverkauf wirklich unterbinden wollen, dürfte es deshalb effektiver sein, eigene Ticketbörsen zu betreiben, wie es zum Beispiel der HSV macht. Hier können die Vereine die Bedingungen selbst festlegen und Aufschläge kontrollieren. In diese Richtung zielt auch eine Initiative des Ligaverbandes vom März diesen Jahres, der die DFL zur Ausschreibung eines offiziellen Ticket-Zweitmarkts beauftragt hat. Die dabei festgelegten “Fairplay”-Regeln machen Hoffnung auf moderate Weiterverkaufspreise.