Obazd is! Welcher Wein passt zum Wiesn-Schmankerl?

Am Samstag ist wieder soweit: Das Oktoberfest beginnt. Traditionell trinkt man dort natürlich Bier, aber ich bin der Meinung, dass sich die meisten bayerischen Spezialitäten mindestens eben so gut mit Wein kombinieren lassen.

Mein weiß-blaues Lieblingsschmankerl ist Obazda. Mit einer kleinen Weinprobe will ich herausfinden, welcher Wein der ideale Begleiter für die würzige Käsecreme ist.

Foodpairing auf Bayerisch: Obazda und Wein – was passt am Besten?

1. Die Weinauswahl

Obazda ist eine Mischung aus gereiftem Camembert, etwas Butter, Sahne und Gewürzen. Das ganze ist also eine fettreiche und herzhaft-pikante Angelegenheit. Meine Weinauswahl fiel deshalb auf folgende Weine: weine

2014 Silvaner Kabinett „Volkacher Ratsherr“, Max Müller I, Franken (Wein Oertel)

In der Regel passen Gerichte und Weine einer Region gut zusammen. Franken als einziges Weinbaugebiet Bayerns muss deshalb in der Runde auf jeden Fall vertreten sein. Als typisch für Franken gilt Silvaner, der mittelkräftige Weine mit moderater Säure erbringt.

Der Wein: In der Nase angenehm frischer Geruch nach Äpfeln, Birnen und einer dezenten floralen Note. Am Gaumen weich aber elegant, mit mittlerer Säure und einem mineralischen Ausklang.

2014 Auxerrois „Dirmsteiner Mandelpfad“, Weingut Hilz, Pfalz (Rindchens Weinkontor)

Auxerrois ist eine weiße Sorte aus der Burgunderfamilie, deren Weine mittlere Säure aufweisen und körperreich sind. Deshalb glaube ich, dass er in puncto Cremigkeit großartig mit dem Käse harmoniert.

Der Wein: Sein Bouquet ist intensiver als das des Silvaners und duftet nach süßen hellen Blüten, Birnen und Pfirsichen. Der Antritt am Gaumen ist trockener, als ihn die Nase vermuten lässt. Auch hier ist er etwas kräftiger, körperreicher als der Silvaner, aber seine mittlere Säure verleiht ihm trotzdem angenehme Frische.

2014 Riesling Kabinett feinherb „Blauschiefer“, Weingut Lorenz, Mosel (WirWinzer)

Weine mit Restsüße sind hervorragende Käsebegleiter. Die hohe Säure im Riesling bringt zusätzlich einen guten Kontrast zum hohen Fettgehalt.

Der Wein: Glitzert goldgelb aus dem Glas, satter als seine beiden Vorgänger. In der Nase ebenfalls mittlere Intensität, allerdings komplexer. Duftet nach saftigem, reifem Steinobst, unterlegt mit der moseltypischen Schiefernote. Halbtrocken, aber durch die frische Säure ausgewogen und sehr angenehm zu trinken.

2011 Spätburgunder „vom Kalkstein“, Weingut Neiss, Pfalz (Rindchens Weinkontor)

Für die Rotweinfans nehme ich den Spätburgunder mit in die Runde. Käse und Rotwein sind entgegen der weit verbreiteten Meinung kein Traumpaar, sondern eine eher schwierige Kombination. Spätburgunder dürfte aber gut passen, da er sanfte Tannine besitzt.

Der Wein: Zumindest in optischer Hinsicht bietet der Spätburgunder die passendste Variante. Sehr lebendige, intensive Aromatik: Erdbeere, Himbeere, Brombeere und etwas Kirsche, außerdem schwingt eine sanfte Würzigkeit mit. Elegante, fast cremige Textur, klingt mit dezenter Bittermandelnote mittel (+) aus.

2. Die Verkostung

Aus Zeitgründen haben wir unseren Obazdn nicht selber gemacht, sondern beim Metzger geholt. Er war geschmacklich von leichter bis mittler Intensität, also nicht zu stark gewürzt und auch der Käse war relativ mild.

Der Silvaner wurde in der Kombination zwei mal als etwas zu herb empfunden und einmal als etwas zu leicht, der Geschmack des Obazdn überdeckte also den des Weines. Punktezahl von max. 5: 2,5

Der Auxerrois harmonierte perfekt mit der Geschmacksintensität der Käsecreme und hinterließ ein angenehmes Mundgefühl. Wurde zweimal als Testsieger bewertet. Punktezahl: 4

Mag der Auxerrois auch der harmonischere Obazda-Partner gewesen sein, der Riesling war auf jeden Fall der interessantere, darin waren wir uns alle einig. Die Süße in Verbindung mit dem Herzhaften bot ein raffiniertes Geschmackserlebnis. Trotzdem wurde der Wein zwei mal als zu kräftig für den Käse empfunden, ging aber einmal als Testsieger hervor. Punktezahl: 3,5

Der Spätburgunder passte eigentlich auch ganz gut, vor allem, weil er vollmundiger war als seine weißen Kollegen. Trotzdem war er im Geschmack viel zu dominant für den Obazdn. Punktezahl: 2

Somit ist der Auxerrois der Sieger der Weinprobe, dicht gefolgt vom Riesling.

Trotzdem waren wir mit dem Paar nicht 100%ig zufrieden, uns fehlte ein besonderes „Aha-Erlebnis“. Aber in Anbetracht des schönen Abends ist es auch egal. 🙂

Was könnte noch passen – hat jemand ne Idee?

Nachtrag:
Auch hier haben wir nochmal Obazda verkostet. Womit? – Klickt einfach rein… 😉

13 Antworten auf „Obazd is! Welcher Wein passt zum Wiesn-Schmankerl?

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  1. Da der Oberbayer ja keine Weinbaugebiete direkt um sich hat, sträubt er sich naturgemäß vor Kombinationen von oberbayrischen Spezialitäten mit etwas anderem als Bier. Schon gar kein fränkischer Wein. Vom Feind im eigenen Land! 😉
    Dennoch finde ich, daß weiße Burgundersorten ganz gut dazu passen können. Das von München nächstgelegene Weinbaugebiet ist übrigens der Bodensee (ca. 150 km) und dort gibt es ebenfalls sehr schöne Auxerrois z.B. von Aufricht oder Kress, die da ganz gut passen könnten.

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  2. Halli hallo,
    falls ich mal einen Obatzten essen sollte, dann trinke ich da aber keinen Wein dazu, sondern ein Bier.
    Wohingegen ich zu einem Gerupften – welchen ich sehr gerne esse – am liebsten einen Rotling aus Franken trinke^^
    Beste Grüße
    Michael

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      1. Hallo,
        da sind gleich ein paar Unterschiede^^
        Zum einen wird Obazda meistens mit Sauerrahm oder etwas ähnlichem gemacht – Gerupfter nicht. Zum anderen ist Gerupfter normalerweise würziger, da mehr Limburger (und anderer Stinkekäse) reinkommt. Hängt natürlich immer vom jeweiligen Rezept ab und da gibt es ja bestimmt tausende. Aber zu guter Letzt: Gerupfter kommt aus Franken – Obazda nicht. Da muss mir einfach der Gerupfte besser schmecken 😉
        LG Michael

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