Ganz Frankreich ist „en marche“

Die neue Partei des frisch gewählten Präsidenten Emmanuel Macron löst im ersten Wahlgang der Parlamentswahl den erwarteten politischen Erdrutsch aus.

So viele Wahlzettel waren gar nicht nötig - die für "LREM" hätten gereicht... Foto: MC / Eurojournalist(e)

(KL) – Emmanuel Macron hat sie alle gefressen. Nach seinem überzeugenden Sieg bei der Präsidentschaftwahl gewinnt der neue Präsident auch die Parlamentswahlen – das steht jetzt bereits fest, auch, wenn der zweite Wahlgang am nächsten Sonntag erst die genaue Zusammensetzung des neuen französischen Parlaments festlegen wird. Auf dem Weg zu einer neuen politischen Ausrichtung Frankreichs hat Emmanuel Macron genau das gemacht, was er angekündigt hatte: Er hat dem politischen Establishment Frankreichs das Licht ausgemacht.

Die Zahlen können verwirren, doch das liegt am französischen Wahlsystem. Macrons neue Partei liegt nach den ersten Hochrechnungen deutlich vorne (32,2 %) und dieses Drittel der Wählerstimmen wird ihm aller Vorrausicht nach eine Zweidrittel-Mehrheit in der Assemblée Nationale bringen. Seriöse Prognosen geben Macrons Partei „La République en marche – LREM“ zwischen 390 und 445 der 577 Sitze im neuen Parlament. Womit eines sichergestellt wäre – Frankreich stellt Macron einen Blankoscheck aus, mit dem dieser „durchregieren“ kann – und Macron wird liefern müssen.

Zu den Verlierern dieser Wahl gehören – alle anderen. Während die Konservativen („Les Républicains“) mit 21,5 % der Stimmen noch halbwegs das Gesicht retten (obwohl das, zusammen mit weiteren rechten Gruppierungen, auch nur zu 80 bis 132 Sitzen reichen wird), sacken der rechtsextreme Front National (14 % – 1 bis 10 Sitze), die linksextreme „France Insoumise“ (10 bis 23 Sitze) und vor allem die bisherige Regierungspartei PS (7,8 %, zusammen mit anderen linken Gruppierungen 15 bis 40 Sitze) in die politische Bedeutungslosigkeit ab.

Die stärkste Gruppierung waren wieder einmal die Nichtwähler – rund die Hälfte der Wahlberechtigten gingen nicht wählen, was angesichts des niveaulosen Wahlkampfs und der gerade erst erfolgten, ebenso niveaulosen Präsidentschaftswahl, kein Wunder ist.

Ab sofort heißt es – Frankreich neu aufstellen und das wird ganz schön schwierig. Immerhin, die Franzosen haben ihrem neuen Präsidenten alle Werkzeuge in die Hand gegeben, mit denen er regieren kann. Und Macron, dessen politisches Profil noch nicht erkennbar ist, wird sehr hohe Erwartungen erfüllen müssen.

Bleibt noch der nächste Wahlgang abzuwarten, doch auch jetzt ist eines bereits völlig klar – Frankreich ist „en marche“. Wohin, das wird man in ein paar Monaten sehen.

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