Fair Fashion 101: Die Grundlagen

Ihr habt es vermutlich schon bemerkt: es wurde etwas ruhig um mich. Das liegt daran, dass ich zum ersten mal seit Jahren wirklich alles langsamer angehe und mir Zeit für mein Privatleben nehme. Trotzdem sprudelt es nach wie vor Ideen in mir und eine Reihe, die ich schon lange machen wollte, beantwortet eine Frage, die so viele von euch so oft stellen: “Wie fange ich mit fairer Mode an?”.

Zu Anfang möchte ich betonen: Babyschritte sind okay! Als ich mit fairer Mode angefangen habe, habe ich mich selbst sehr unter Druck gesetzt, alles richtig zu machen. In Retrospektive betrachtet, hätte ich mir mehr “Fehler” erlauben und den Wandel nicht von heute auf morgen durchziehen müssen. Oft, wenn man sich mit der Fast Fashion Industrie auseinandersetzt, hat man in dem Moment so viel Wut und Hass in sich, dass man am liebsten jedes Teil, das nicht nachhaltig produziert wurde, sofort aus dem Schrank schmeißen möchte. Dass das vorzeitige Aussortieren oder Entsorgen eines gut erhaltenen Kleidungsstückes, das bereits im Textilkreislauf ist, aber nicht sinnführend ist, kann sich jeder denken. Wir alle haben irgendwo, zumindest ein Fünkchen in uns, das Bedürfnis ein bewussteres Leben zu führen. Es ist okay, eine Veränderung langsam und ohne Eile anzugehen. Auch ich kaufe mir zwischendurch mal etwas, was nicht zu 100% mit meiner Vorstellung von ethisch korrektem Textil übereinstimmt – it’s okay!

Im ersten Post zu “Fair Fashion 101” soll es um die Grundlagen gehen. Also wo und wie ihr euch informieren solltet, wenn ihr euch vornehmt, auf nachhaltige Mode umzusteigen oder vermehrt zu kaufen/konsumieren.

1. FILME & DOKUS

Ganz am Anfang würde ich euch raten, dass ihr euch ein paar Dokus und Filme anschaut, um leicht in das Thema “reinzukommen”. Sie können helfen, dass wir uns nicht nur auf Wissensbasis, sondern auch emotional an den Sachverhalt nähern. Meine Empfehlungen für den Anfang wären:


2. INFORMATIVE SEITEN

Neben ganz tollen Filmen und Dokus gibt es zahlreiche Seiten im Internet, auf denen ihr euch darüber informieren könnt, wie eure Mode hergestellt wird. Ich selbst schlage und frage immer wieder sehr viel nach und freue mich, auf folgende Seiten dabei zurückgreifen zu können:

 

Interessante Zeitungsartikel/Texte:

3. ZERTIFIKATE & SIEGEL

Grundsätzlich sollte man Siegeln und Zertifikaten immer kritisch gegenüber stehen. Nur weil eine Firma sich ein Zertifikat oder Siegel leisten kann, heißt es noch lange nicht, dass diese Firma zu 100% unbedenklich ist. Auch im Umkehrschluss: viele junge, kleine Labels, können sich oft keine Zertifikation leisten, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie weniger “korrekt” sind. Ein weiteres Problem mit Zertifikaten ist, dass es natürlich kein Zertifikat gibt, das die gesamte Wertschöpfungskette von Rohstoffanbau bis hin zur Plastiktüte, in der das fertige Produkt verkauft wird, abdeckt. Eine kleine Übersicht zu den bestehenden Zertifikaten/Siegeln:

    • Better Cotton Initiative – eine Initiative, die von Fast Fashion Herstellern losgetreten wurde. Anders als Bio-Siegel, zertifiziert BCI keine Endprodukte, sondern zielt auf eine “bessere Baumwollproduktion weltweit” ab. Sprich: die Mitglieder (zB. Gap, Adidas, Ikea, usw.) üben Druck auf die Lieferkette aus, damit diese nachhaltiger passiert. Die BCI ist sehr kritisch zu betrachten, mehr dazu in diesem Artikel.

 

    • Blauer Engel – ein deutsches Umweltzeichen, das an Produkte oder Dienstleistungen vergeben wird. Produkte, die mit dem blauen Engel gekennzeichnet sind, sind umweltfreundlicher als andere Produkte der jeweiligen Produktgruppe, stellen also quasi das “geringste Übel” in puncto Umweltbelastung dar. Der Blaue Engel bezieht sich also nicht unbedingt auf das Gesamtprodukt, sondern eher auf bestimmte Eigenschaften, die im Zusammenhang mit Umweltschutz stehen. Untertitel wie “Der Blaue Engel, weil Mehrweg” usw. können angeführt sein.

 

    • Bluesign – vorallem bei Outdoor-Produkten, bezieht sich vor allem auf die verwendeten Chemikalien und hat einen Standard entwickelt, der sich an den besten verfügbaren Techniken orientiert.

 

    • Cotton Made in Africa – eine Initiative der Aid by Trade Foundation, die durch Handel Hilfe zur Selbsthilfe leistet und somit Armut in Afrika bekämpfen soll. Die Stiftung wurde von Michael Otto (Otto Group) gegründet und wird von privaten und öffentlichen Partnern, auch NGOs, unterstützt. Ein Unternehmen, dass eine CmiA Lizenz erwirbt, veranlasst damit, dass diese Lizenzgebühr wieder in Afrika reinvestiert. Kritisch sehe ich hier vor allem, dass es nicht “organic cotton” heißt und somit der Einsatz von Pestiziden nicht auszuschließen ist.

 

    • Cradle To Cradle – übersetzt “von der Wiege in die Wiege”, zielt dieses Prinzip auf den perfekten, nachhaltigsten Kreislauf ab. Sprich: biologische Abläufe, die keinen Müll zurücklassen. Momentan spricht man von “cradle to grave”, da Produkte nach ihrer Nutzung meist im Müll landen. Kostbare Ressourcen werden nicht verschwendet, sondern wieder verwendet. Der Cradle-to-cradle-Ansatz schließt auch die umweltfreundliche Produktion und die Nutzung von erneuerbaren Energien mit ein. Mehr dazu in diesem Artikel von meinem Lieblingsmagazin “enorm” (ihr bekommt mit dem Code “E33DD16” 33% Rabatt auf ein Abo).

 

    • Fairtrade – wir kennen das Fairtrade Siegel vor allem von Lebensmitteln wie Schokolade oder Kaffee, die Produktgruppen sind aber viel weitreichender. So kann auch Baumwolle Fairtrade zertifiziert sein. Die Baumwollbauern erhalten einen Mindestpreis für ihre Baumwolle, die gentechnikfrei und unter Verzicht auf bestimmte Pestizide hergestellt wurde. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei der Weiterverarbeitung müssen ebenso sichergestellt werden.

 

    • GOTS – Der Global Organic Textile Standard (GOTS) ist der anerkannteste Biostandard für Textilien und umfasst alle Arbeitsschritte bzw. Verarbeitungsstufen vom Anbau der Baumwolle bis zur Fertigstellung eines Textils. Mehr Infos gibt es u.a. hier.

 

 

    • Öko-Tex aka STeP (Sustainable Textile Production) – Der Öko-Tex Standard 100 ist ein Prüf- und Zertifizierungssystem für Textilien, das die „Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie“ (Öko-Tex) vergibt. Die mit dem Etikett versehenen Textilprodukte halten die Grenzwerte für bestimmte gesundheitsgefährdende Schadstoffe ein, das war’s aber auch schon. Über die weiteren Bedingungen der Herstellung gibt das Siegel keine Auskunft. Das Textilsiegel ist am weitesten verbreitet, da die Standards recht niedrig sind. Im Weiteren gibt es Öko-Tex 100 plus und Öko-Tex Standard 1000.

 

    • Fair Wear Foundation – Ziel der Fair Wear Foundation ist es, weltweit faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie zu fördern. Hierfür hat Continental einen Verhaltenskodex unterzeichnet. Darin verpflichten sie sich, dass innerhalb der Lieferkette alle ethischen und sozialen Standards eingehalten werden.

 

4. GREENWASHING

Ein Thema auf das man als “faire” Einkäuferin früher oder später stolpert ist Greenwashing. Was genau Greenwashing ist und wie ihr euch davor schützen könnt, erfahrt ihr in diesem Beitrag, den ich kürzlich publiziert habe.

Wenn du diesen Post gelesen und dich etwas durchgeklickt hast, kannst du dir zB. vornehmen, am kommenden Wochenende einige Filme anzuschauen oder Texte zu lesen – damit ist der erste Schritt nämlich schon getan! In den kommenden Beiträgen zu “Fair Fashion 101” wird es vor allem um die Praxis gehen, damit deinem Umstieg auf faire Mode nichts mehr im Wege steht!

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