Hamburg – Singapore 1857

Wie gelangten Reisende vor langer Zeit nach Südostasien? Portugiesische Seefahrer durchpflügten um 1500 den indischen Ozean mit ihren Karavellen. Sie umrundeten das Kap der Guten Hoffnung, reisten entlang den Küsten Ostafrikas in das Arabische Meer. Dort bekämpften sie die Einheimischen. Sie eroberten Hormuz, und segelten über ihre Niederlassungen in Indien nach Melaka und weiter zu den Gewürzinseln.800px-Portugiesische_Gewürzroute[1] (t) http://de.wikipedia.org/wiki/Seeweg_nach_Indien

Andreas Fedor Jagor war 40 Jahre alt, als er von Hamburg nach Singapore reiste. Jagor beschäftigte sich mit Ethnografie, Völkerbeschreibung. Das Anliegen der Ethnographie bestand darin, Leben, Sozialstruktur und kulturelle Ausprägungen einer Gesellschaft aus deren Sichtweise zu verstehen. Heute ist umstritten, ob dies möglich ist.

Jagor bereiste Im Auftrag der Berliner Museen Süd- und Südostasien. Seine exakten Beschreibungen sind lesenswert, wobei zahlreiche Fragen offen bleiben. Wie hiess das Schiff? Wie viele Seeleute und Reisende waren an Bord? Wer war der Kapitän? Wie viele Meilen reisten die Leute? Nach meinen Überlegungen waren es an die 13‘000 Meilen. Vermutlich wissen Seebären mehr.

„Im Juni 1857 verliess ich Hamburg und landete nach 105 Tagen in Singapore. Für unser Schiff, das selbst bei dem besten Winde selten mehr als sechs Seemeilen in der Stunde machte, war es eine sehr schnelle Reise…
Ausgenommen zwei kleine wüste Felsen, Martin Vas und Trinidad, die in 201/2° südlicher Breite vor der Küste von Brasilien liegen, sahen wir auf der ganzen Reise kein Land; zwar hätten wir den 12,172 Fuss hohen Pik von Teneriffa erblicken müssen, da wir nur 30 Seemeilen davon vorüberfuhren, der Nebel verhüllte ihn aber.
Als wir Ende Juli bei Tagesanbruch mit dem leisesten Luftzug an jenen Felsen vorübertrieben, waren vom Mast aus dreizehn Schiffe in Sicht, deren Wege sich hier kreuzten. Mit Hülfe der Marryat’schen Flaggensignale entstand bald eine lebhafte Unterhaltung; jeder fragt und versteht die Antwort in seiner eigenen Sprache, unbekümmert um das Idiom seines Korrespondenten, man tauscht die Namen aus, …
Maury hat so anschaulich geschildert, wie das scheinbar pfadlose Meer in Wirklichkeit von grossen Handelsstrassen durchschnitten wird, auf welchen sich alle Schiffe bewegen, wie die Karawanen in der Wüste, und hier befanden wir uns offenbar an einem Kreuzpunkt: Schiffe, die um das Kap Horn, andere, die um das Kap der guten Hoffnung gekommen waren, und solche, die von Europa kamen und nach den östlichen oder westlichen Gestaden des stillen Meeres wollten. …
Am 20. September mussten wir nach der Schiffsrechnung ganz nahe bei der Sunda-Strasse sein. 52 Tage waren vergangen, seitdem wir jene Felsen gesehen, deren astronomisch bestimmte Lage uns zum letzten male Gelegenheit gegeben hatte, den Gang unseres Chronometers zu prüfen.“ HAMSIN12 Die Navigationsmöglichkeiten wurden durch Chronometer entscheidend verbessert. Dies ermöglichte den Schritt von der Küstenschiffahrt zu den Passat Winden. Jagors Schiff legte die Strecke von Hamburg bis Martin Vas in 46 Tagen zurück. Nun waren sie in Sichtweite des Krakatau, an der Sunda Strasse.

„In diesem von Inseln eingeschlossenen Meere regte sich nur ein sanfter Luftzug, wir brauchten eine Woche bis Singapore, obgleich die Entfernung von Javahead wenig über 500 Seemeilen beträgt. …“
„Mit Sonnenuntergang liessen wir auf der Rhede von Singapore den Anker fallen. Natürlich gingen wir noch an’s Land, obgleich es schon Nacht war, es war entzückend wieder festen Boden unter den Füssen zu haben, den würzigen Duft der Bäume einzuathmen, unter Palmen zu wandeln. Einen eigenthümlichen Reiz, mit einem Anklang von Bangigkeit, hatte es auch, die Eingeborenen vorübergleiten zu sehen, die in der Dunkelheit so wild aussahen. Alles war so fremdartig, nicht eine europäische Kleidung war zu sehen, bevor wir das Gasthaus erreichten, wo wir den Abend mit Champagner, Chesterkäse und englischen Zeitungen beschlossen.
Als wir am andern Morgen an Bord erwachten, war das Schiff von einem Kranz von Booten umgeben, die Geschäfte mit uns machen wollten. Am willkommensten war uns eine grosse Mannichfaltigkeit tropischer Früchte, von denen ich nur Ananas, Cocos und Bananen kannte. …“

(1) http://www.gutenberg.org/files/44405/44405-h/44405-h.htm
(sunda strasse) http://www.xflo.net/2012/01/02/krakatoa-volcano-sunda-strait/

Die Zitate sind, wie üblich, nicht korrigiert.

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