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Herbert Flath schreibt

Mai 1st, 2009 · written by on-site · Keine Kommentare

Hallo liebe Gyan-Mitglieder,

seit knapp 2Wochen bin ich nun hier in Shenbakkam und so möchte ich nun ein erstes Lebenszeichen senden und euch ein paar Eindrücke vom Leben und der Arbeit hier vermitteln.

Den ersten Kulturschock habe ich mittlerweile überwunden (denke ich jedenfalls) und so langsam beginne ich mich einzuleben und so etwas wie einen regelmäßigen Tagesablauf zu entwickeln.

Unser Haus hier in Shenbakkam ist wirklich schön und geräumig. Zwar hab ich auch ein oder zwei Tage gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, dass die Toilette halt nur ein Loch ist und statt einer Dusche ein paar Wassereimer rumstehen, die man dann am Brunnen vor dem Haus auffüllen muss. Gewöhnt man sich aber schnell dran. Was mir hingegen schon fehlt, ist ein Kühlschrank, denn bei ca. 40 Grad Lufttemperatur ist es irgendwie doof, wenn man das Bier mit Zimmertemperatur trinken muss, denn das ist dann in etwa so warm wie Badewasser. Aber zum Glück bekommt man Alkohol hier nicht so leicht, also muss ich auch nicht jeden Tag warmes Bier trinken 😉

Die Essensversorgung hingegen ist sehr gut. Manjula – sie ist hier quasi die Chefin vom indischen Trust und wohnt nur ein paar Minuten von meiner Unterkunft entfernt – bekocht mich früh, mittags und abends. Zwar ist es auch etwas gewöhnungsbedürftig, schon zum Frühstück scharfe Soßen und Reisprodukte serviert zu bekommen, aber auch daran hab ich mich gewöhnt. Über ihre Kochkünste kann man wirklich nicht meckern und vielleicht kann ich mir demnächst ein paar Sachen beibringen lassen. Was hingegen ein Problem ist, sind die Nahrungsberge, mit denen ich überhäuft werde. Ich hab den Eindruck, dass ich grundsätzlich bei jeder Mahlzeit etwa doppelt so viel bekomme, wie alle anderen Familienmitglieder … und ich kann mich kaum dagegen wehren. Zum Glück hab ich mittlerweile die tamilischen Wörter für „genug“ (podum) und für „ich will nichts mehr“ (caappida … keine Ahnung wie genau das geschrieben wird) gelernt. Der Effekt hält sich aber in Grenzen. Ab und an versuch ich mich ums Mittagessen zu drücken, aber auch das ist mitunter eher schwierig, denn wenn ich nicht da bin, wird halt was aufgehoben. Ich bin also gespannt, ob ich in einem halben Jahr bei der Heimreise überhaupt noch in den Flugzeugsitz passe.

Nun aber zu meiner eigentlichen Aufgabe hier, die ja nicht primär im Essen besteht. Im Allgemeinen bieten wir hier mittlerweile eine ganze Reihe von Kursen an: Von Montag bis Donnerstag jeden Nachmittag Unterricht in der Dorfschule, am Freitag ein zusätzlicher Lesekurs für diejenigen, die besondere Schwierigkeiten mit dem Lesen haben. Alle Kurse in der Schule sind nur für die 7. und 8. Klasse. Außerdem bieten wir in unserem Haus in Shenbakkam jede Woche einen Abendkurs für folgende Gruppen an: 1.-3. Klasse, 4.-6. Klasse und 7./8. Klasse. Hinzu kommt derzeit ein Computerkurs, ab nächstem Schuljahr (startet im Juni) will ich 2 Kurse, einen für Anfänger, einen für Fortgeschrittene anbieten. Neben den Kursen in Shenbakkam machen wir auch Kurse im Nachbardorf Perumalnaga – dort gibt es am Mittwoch und Donnerstag jeweils 2 Kurse (2 Kindergruppen, 2 Gruppen für die Älteren). Julia hat bisher noch einen Englischkurs für erwachsene Frauen gemacht … den kann ich aufgrund kultureller Schwierigkeiten (falsches Geschlecht) erst mal nicht weiterführen. Werd aber versuchen, da einen Nachfolgekurs mit indischer weiblicher Lehrkraft zu organisieren. Soviel zum Standardprogramm.
Derzeit ist allerdings kein Standardprogramm, sondern aufgrund der leicht erhöhten Außen- und in Folge auch Innentemperatur sind hier sozusagen Sommerferien bis Ende Mai. Diese Woche gibt’s noch alle Abendkurse außerhalb der Schule (Schule selbst ist zu), ab nächster Woche machen wir dann einen Monat lang von Montag bis Freitag ein Ferienprogramm. Gestern sind hier 2 Praktikantinnen angekommen, die mich dabei unterstützen werden, außerdem haben wir hier ein indisches Mädel (Lidiya), die mich ohnehin bei den Kursen unterstützt und die Tochter von Manjula will uns auch noch beim Ferienprogramm helfen. Wie genau das Programm aussehen wird, kann ich euch erst demnächst erzählen, der genaue Plan entsteht nämlich erst am Samstag, wenn alle beteiligten Lehrkräfte vor Ort eingetroffen sind. Der grobe Plan ist aber, die Kinder in Projektgruppen aufzuteilen – z.B. eine Theatergruppe oder evtl. eine Gruppe, die eine kleine Dorfzeitung erstellt – damit wir die Gelegenheit optimal nutzen, mit den Kindern über einen längeren Zeitraum jeden Tag an einer größeren Sache arbeiten zu können. Auf jeden Fall soll es kein reines Bespaßungsprogramm werden.
Nun noch ganz kurz zum Sinn bzw. der Notwendigkeit unserer Arbeit hier. Mich haben einige Leute vor meiner Abreise gefragt, warum eigentlich ein Deutscher ins ehemals britische Indien geht, um den Leuten dort ausgerechnet Englisch beizubringen. Ich selbst war mir auch nicht so sicher, ob die Leute hier nicht vielleicht besser Englisch können als ich. Ich habe eigentlich mit einem etwas putzigen Akzent, aber durchaus verbreiteten und guten Englisch-Kenntnissen gerechnet. Is aber nich so, und das gilt nicht etwa nur für das Dorf Shenbakkam. Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, dass nur 5% der Inder halbwegs Englisch können. Ich weiß nicht, ob das stimmt, es deckt sich aber mit meinen Erfahrungen hier. Bei den Kindern hier im Dorf zeigt sich ein ambivalentes Bild: einige wenige sind schon eine Weile bei unseren Kursen dabei, ganz wenige besuchen eine englischsprachige Schule – mit denen kann man sich ganz gut unterhalten. Sie sprechen zwar meist sehr gebrochen und mit starkem Akzent, aber sie verstehen einiges und können sich halbwegs ausdrücken. Die meisten aber können überhaupt nichts (nichts ist in diesem Falle keine stilistische Übertreibung) – was insofern erschreckend ist, als Englisch durchaus an der Schule gelehrt wird. Gestern hatte ich einen Kurs mit Schülern der 7. und 8. Klasse (die meisten waren neu im Kurs) – abgesehen von einem Mädel lag der durchschnittliche Wortschatz bei ca. 5 (nach 4 bis 5 Jahren Englisch-Unterricht). Ich habe mich erkundigt, was die Kinder eigentlich in der Schule lernen: Offensichtlich wird in Englisch nur Lesen und Schreiben gelehrt, aber ohne Grammatik, ohne Vokabeln und ohne freies Sprechen. Die Kids lernen also ein Wort oder einen Satz zu lesen ohne zu lernen, was es/er bedeutet. Auch hier weiß ich nicht, ob es tatsächlich so ist – der Sinn solcher Übungen bleibt mir jedenfalls verborgen. Um es auf den Punkt zu bringen: Ohne solche Angebote wie das unsere, können die meisten Kinder (die sich keine Privatschule leisten können) nach Abschluss der Schule im besten Falle Hello und Goodbye sagen – da Englisch in Indien noch einmal deutlich wichtiger als in Deutschland ist, wenn es darum geht, eine höher qualifizierte Arbeit zu bekommen, könnte man dies als problematisch bezeichnen.
So, das sollte fürs Erste reichen. Mein erstes Lebenszeichen ist nun doch recht lang geraten, aber ich wollte euch einfach ein paar Eindrücke und den aktuellen Stand unseres Projektes vor Ort mitteilen. Bei Gelegenheit werde ich mich wieder melden und euch vom Ferienprogramm berichten. Bis dahin alles Gute, viel Spaß und Erfolg bei den BRN-Vorbereitungen, der Logo-Produktion und allen weiteren Projekten.

Ganz viele Grüße aus Shenbakkam

Herbert

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